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Re: Dritter Pol (was: Re: [ox] Literatur zur Kritik der Arbeit)



liste oekonux.de schreibt:

Freie Software, egal ob Computerprogramme, B¸cher, Musik oder Baupl?ne, 
stellt Vorlagen f¸r die Steuerung einer Gesellschaft (d.h. ihrer
Wirtschaft, 
ihrer Kultur usw.) bereit, wer diese nun aufgreifen wird, ein Staat oder 
kleinere Gruppen, ist dabei noch gar nicht vorgegeben.

Die "Herstellung" dieser Software besteht haupts?chlich aus Denken.
Dieses 
unter staatliche Kontrolle oder Steuerung zu stellen, ist vermutlich auch
den 
meisten Pol2-Fans zuwider, so da? dieser Punkt g?nzlich aus der
Pol-Debatte 
herausf?llt.


Ich glaub Du hast das Problem aber sehr schön präzisiert bzw. Stefans
Anliegen vielleicht zum Bewußtsein gebracht.

Stefan reagiert, wie ich es einmal nennen möchte, "instinktiv negativ"
auf die Schrebergartenmentalität von "closed communities"... -
und belegt Worte wie Genossenschaft, Subsistenz etc. mit Bannflüchen.

mir erscheint das so, er wollte sich einfach abgrenzen von allen, die
nur mehr ihre privatangelegenheiten sehen und sich a-sozial in
ihrer Produktion verhalten, als auch natürlich von pol 2, dessen
gesellschaftliche Allgemeinheit eben "nur mehr" die Allgemeinheit der
Privateigtentümer ist.

Insofern ist seine Forderung nach pol 3 schon richtig, 
aber was ich auch sagen würde, und vielleicht auch Du,
ist daß es eine Dialektik zwischen lokalen Ökonomien und globalen
Netzwerken ist, die da gefordert wird. 

MAn könnte sagen "cultural communities", im besten Sinne auch 
"offene Gesellschaft". (Fast kome ich in Versuchung, diesen
Begriff subversiv besetzen zu wollen) Und diese Netzwerke stehen in
Dialektik
sowohl mit Staat und Wirtschaft als auch mit den nicht mehr
marktfähigen Subjekten. Pol 3 kann sich nicht einfach aus diesen
Relationen verabschieden. Aber die Gewinnung dieses Eigenständigkeits-
bewußtseins ist vielleicht ein enormer Fortschritt, weil sich hier
tatsächlich ein wesentlicher operativer Unterschied auftut. Es wird wohl
eher so sein, daß die Staaten oder das was von ihnen überbleibt in
diesen Netzwerken mitmachen müssen. Das sind so die Bredouillen 
einer Transformationsepoche. Natürlich versuchen viele, den 
Staat als hierarchisches Kontrollzentrum zu retten. Dagegen 
könnte man setzen: Staat als überkommene territoriale Infrastruktur-
organisation mit vielen Vorteilen. Die werden jetzt gerade wieder
sichtbar, weil die Privatisierung hat Infrastruktur zerstört....
die Thatcher-Major Katastrophe in GB beginnt in Umrissen sichtbar
zu werden, z.B. mit BSE und ansderen Sachen.

Deswegen gewinnt Pol 2 eine neue, falsche Plausibilität und viele
Freunde, (es ist ja wirklich absurd, von den Sozialdemokraten bis zu
den Nazis), denen gegenüber selbstbewußt als Pol 3 aufzutreten ist
wirklich wichtig, denn Pol 1 hat diese integrative Kraft nicht. Da hat
Stefan recht, auch wenn er nicht immer sieht, wie wichtig Pol 1
für die Entfaltung von Lebensgrundlagen ist. (Aber auch Pol 2 hat
einiges zu bieten. Muß zwar kräftig umgebaut werden. Aber kann
so einiges bewirken.)

Hier läge die wirkliche politische Grundlage, den Haiderismus etc.
(also die totale politikfähige Konfusion, Staatsgläubigkeit der Monaden)
aus den Angeln zu heben, indem man das Gesamtmodell ins Treffen
führt und nicht diese abgelutschte sozialdemokratische Pol 2-
Affirmation.

Das ist aber gerade nicht grünes Programm. Vielleicht oranges?
(war ein österreichischer Insiderscherz)

sorry das war jetzt sehr assoziativ und schwer zu lesen, aber
vielleicht bringt es was weiter.

Franz


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