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[ox] Klostermetapher



liste oekonux.de (Ralf Kraemer) schreibt:
M.E. ist das genau so eine Antwort, die hier überhaupt nicht weiterhilft. 
Stellt sich nämlich die Frage, wie sich damals die Klöster finanzierten.
Man 
kann auch die jetztige kapitalistische Organisiation so betrachten: die 
Gesellschaft, weil ihr es drauf ankommt, finanziert das über Entgelte an
die 
Verwerter von Informationsprodukten. Aber so wollen wir es ja gerade
nicht. 
Der direkteste Weg der Finanzierung durch "die Gesellschaft" wäre über 
Steuern, willst du das? Das ginge in Richtung der von mir genannten 
Öffentlicher-Dienst-Variante. Solche "Antworten" kann ich nicht recht
ernst 
nehmen, tut mir leid.

Nun es gab schon mehrere Antworten, daß die Finanzierung der Informations-
produktion über die lokale Tätigkeit passieren kann, z.B. Thomas denkt in
diese
Richtung.

Ich insistiere darauf, daß die Antwort mit den Klöstern sehr ernst gemeint
war
und zwar aus mehrerern Gründen:

- Was sich gesellschaftlich an "Vergütungsansprüchen" oder sonstigen 
Ansprüchen gesammelt hat, ist weniger die Frage als ob die neue Ökonomie
ein mehr an Lebenschancen zu generieren vermag. Wenn Produktion für den
Markt aufgrund der Eigenheiten der New economy solche Lebenschancen 
nicht mehr durchgehend zu garantieren vermag (Kevin Kelly schreibt 
da sehr schön über die wachsenden Unwägbarkeiten jeder Art von Produktion),
dann ist ein nichtmarktförmiger "New Deal" im Bereich des Denkbaren.
Also durchaus im Sinn von Thomas' "Verkümmernlassen" der privatwirtschaft-
lich/proprietären Wissensproduktion zugunsten einer freien öffentlichen
Sphäre. Dann ist aber erst recht eine neue Art von lokalen Absicherungs-
mechanismen von Lebenschancen gemeinsam mit dem Einklinken dieser
lokalen Produktion in Globale Netze gefragt.  Vielleicht passiert diese
Absicherung eher über demonetarisierte Environments, die die Teilhabe
an dem intensiven Wissensproduktionsprozeß durch Zurverfügungstellen
stofflicher ressourcen "vergüten", deren output und deren Produktivität
durch
die Anwendung von Technologie und Wissen enorm gestiegen ist. Jedenfalls
wird das aber nur als bewußte Tat passieren und nicht zufällig.

- Wenn "die Gesellschaft" in einer Übergangsphase über Steuern open
source, 
nichtproprietäre Wissensproduktion, finanzieren würde, dann will ich das
allemal, vorausgesetzt diese Wissensproduktion steht tatsächlich allen
Produzenten zur Verfügung und sie umschließt auch Entstehungsbedingungen
von Kooperation und sie bekämpft offensiv die Pest aller heutigen
Technologien:
künstliche Redundanzen, Hektik des Herumprobierens, Hochskalierung und
Überflutung mit Kopien und Attrappen, Privatisierung von Modellen, 
Undurchschaubarmachung, das "Immer mehr,differenzierter,schneller
wechselnd, unüberschaubarer und unnötiger" der Informationsbewirtschaftung.
Dann bedarf es dazu aber auch neuer Institutionen, die tatsächlich in der
Lage sind, vom gesamtprodukt her zu denken und nicht jede Form
von Rationaqlität in Klugheit und Beinchenstellen auflösen.

- Um noch eins draufzulegen: aus dem von mir beschriebenen Grund heraus
sind ohnehin >95 % aller heute "produzierten" Informationen der reine
Schrott. Ich denke nicht im Traum dran, dem auch noch durch eine 
pauschale Informationsabgabe Recht zu geben. Da wird sehr viel mehr
passieren müssen, und es wird über neue Netzwerke passieren. (in die
sich hoffentlich viele "alte" Institutionen einklinken), und es wird sich
vielleicht
nicht prinzipiell (aber sehr wohl institutionell) von der heutigen
Forschungsförderung
unterscheiden. Vielleicht wird es ja eine Open Source Börse geben, über
die die
Gesellschaft freie Ressourcen an Projekte alloziert, in deren
Informationsarbeit
die Evaluierenden den größten allgemeinen Nutzen sehen. Die Entwicklung
dorthin 
sehe ich nicht mehr als Utopie an, und wage sogar die Prognose, daß wir
das 
bald erleben werden.

Franz Nahrada




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Organisation: projekt oekonux.de



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