Re: [ox] Kritik
- From: RalfKrae aol.com
- Date: Fri, 17 Nov 2000 08:07:30 EST
Hallo
In einer eMail vom 17.11.00 05:04:56 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt
sloyment gmx.net:
Es zählt also,
wenn es darum geht, wer entscheiden darf, wozu ein greifbarer Gegenstand
eingesetzt wird, heute an erster Stelle, wem die geistigen Ergüsse
"gehören",
die in den Gegenstand eingeflossen sind und erst an zweiter Stelle, wer
der
Eigentümer des greifbaren Exemplars, der vergegenständlichten Ergüssen
also,
ist. Darin sehe ich den Versuch, durch Überdefinieren des
Eigentumsbegriffes
ein neues Unterdrückungswerkzeug zu erschaffen, bevor noch eventuell im
alten
Eigentumssystem die Gefahr eines Freikaufs eintritt.
Ich sehe da kein neues Unterdrückungsinstrument, sondern die nur logische
Anwendung der Regeln der Warenproduktion auf solche Produkte, deren Wert in
hohem Maße nicht nur durch die für die Produktion der einzelnen materiellen
Ware notwendige Arbeit bestimmt wird, sondern durch die für die vorher
notwendige Produktion des (immateriellen) Plans oder Programms oder Textes
oder Films bzw. des Originals, das dann vervielfältigt wird. Wenn durch
freies Kopieren verhindert wird, dass die notwendigen Auflagen verkauft
werden können, um den Aufwand für diese Originalproduktion amortisieren zu
können, führt das unter den gegebenen Bedingungen dazu, dass solche
Produktionen nicht mehr stattfinden. Das mag man im Einzelne unproblematisch
finden, aber ich sehe noch lange nicht die Situation, dass alle
gesellschaftlich notwendigen Informationsprodukteaußerhalb der Mechanismen
der warenproduktion Frei erzeugt würden. Ein besonderes (über das allgemeine
mit kapitalistischer Produktion hinausgehendes) Problem habe ich damit daher
auch nur dann, wenn dabei enorme Informationsrenten erzielt werden bei
Produkten, die ihre Kosten und auch Normalprofite längst eingebracht haben
(wie z.B. bei vielen erfolgreichen Software-Produkten, etwa den
Standardprogrammen von MS, oder bei Musik oder Texten von "Stars", an denen
sowohl diese als auch die Companies gewaltig verdienen).
Daher
ist es wichtig, geistiges "Eigentum" zu produzieren oder einzukaufen, um
es
dann Frei-zustellen oder zu copyleften.
Das finde ich auch. Aber, wie mehrfach gesagt, es stellt sich dabei die
Frage, wer diesen Kauf bezahlt, die Produktion (m.E. absehbar überwiegend als
Erwerbsarbeit) organisiert, ebenso die Verbreitung. Im Wissenschaftsbereich,
in dem das bisher halbwegs funktioniert hat (jedenfalls bei
Grundlagenwissenschaft) war das überweigend der Staat.
Rote Grüße
Ralf Krämer
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