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Re: [ox] Kritik



Hallo

In einer eMail vom 17.11.00 05:04:56 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt 
sloyment gmx.net:

Es zählt also, 
 wenn es darum geht, wer entscheiden darf, wozu ein greifbarer Gegenstand 
 eingesetzt wird, heute an erster Stelle, wem die geistigen Ergüsse 
"gehören",  
 die in den Gegenstand eingeflossen sind und erst an zweiter Stelle, wer 
der 
 Eigentümer des greifbaren Exemplars, der vergegenständlichten Ergüssen 
also, 
 ist. Darin sehe ich den Versuch, durch Überdefinieren des 
Eigentumsbegriffes 
 ein neues Unterdrückungswerkzeug zu erschaffen, bevor noch eventuell im 
alten 
 Eigentumssystem die Gefahr eines Freikaufs eintritt. 

Ich sehe da kein neues Unterdrückungsinstrument, sondern die nur logische 
Anwendung der Regeln der Warenproduktion auf solche Produkte, deren Wert in 
hohem Maße nicht nur durch die für die Produktion der einzelnen materiellen 
Ware notwendige Arbeit bestimmt wird, sondern durch die für die vorher 
notwendige Produktion des (immateriellen) Plans oder Programms oder Textes 
oder Films bzw. des Originals, das dann vervielfältigt wird. Wenn durch 
freies Kopieren verhindert wird, dass die notwendigen Auflagen verkauft 
werden können, um den Aufwand für diese Originalproduktion amortisieren zu 
können, führt das unter den gegebenen Bedingungen dazu, dass solche 
Produktionen nicht mehr stattfinden. Das mag man im Einzelne unproblematisch 
finden, aber ich sehe noch lange nicht die Situation, dass alle 
gesellschaftlich notwendigen Informationsprodukteaußerhalb der Mechanismen 
der warenproduktion Frei erzeugt würden. Ein besonderes (über das allgemeine 
mit kapitalistischer Produktion hinausgehendes) Problem habe ich damit daher 
auch nur dann, wenn dabei enorme Informationsrenten erzielt werden bei 
Produkten, die ihre Kosten und auch Normalprofite längst eingebracht haben 
(wie z.B. bei vielen erfolgreichen Software-Produkten, etwa den 
Standardprogrammen von MS, oder bei Musik oder Texten von "Stars", an denen 
sowohl diese als auch die Companies gewaltig verdienen).

 Daher 
 ist es wichtig, geistiges "Eigentum" zu produzieren oder einzukaufen, um 
es 
 dann Frei-zustellen oder zu copyleften.

Das finde ich auch. Aber, wie mehrfach gesagt, es stellt sich dabei die 
Frage, wer diesen Kauf bezahlt, die Produktion (m.E. absehbar überwiegend als 
Erwerbsarbeit) organisiert, ebenso die Verbreitung. Im Wissenschaftsbereich, 
in dem das bisher halbwegs funktioniert hat (jedenfalls bei 
Grundlagenwissenschaft) war das überweigend der Staat.

Rote Grüße

Ralf Krämer
Fresienstr. 26
44289 Dortmund
Tel. 0231-3953843
Fax 0231-3953844

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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