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Re: [ox] Re: Herangereifte Widersprueche in der buergerlichen Gesellschaft



Liebe Sabine und Liste!

5 days ago sabine nuss wrote:
Ich glaube nicht, dass Stefan Merten einem Urheber von Musik,
Text oder Film das Brot zum Essen wegnehmen möchte. Das wäre
politisch wohl auch wenig sinnvoll.

Genau.

Und das ist auch nicht der Punkt an Freier Software. Den AutorInnen
Freier Software wird nicht (durch Raubkopien) das Brot genommen,
sondern sie stellen ihre Erzeugnisse freiwillig der Menschheit zur
Verfügung. Das ist etwas fundamental anderes, als eine Raubkopie - ob
Software, Text, Musik oder Konstruktionsunterlagen.

Um den Gedanken in der Mail bzgl. Owen weiterzuentwickeln: Vielleicht
könnte die Raubkopiererszene als solche frühen Formen verstanden
werden.

Nun aber eine Frage: Wie soll man denn der Einsicht Ausdruck
verleihen, dass man Privateigentumsverhältnisse grundsätzlich
ablehnt, ohne dass einem unterstellt wird, man möchte die hiesig,
real existierenden Menschen um Lohn und Brot bringen und ihnen
was wegnehmen?

Gut gegeben. So gut, daß bisher keineR geantwortet hat ;-) .

Eigentlich geht es hier doch um die alte Frage: Ganz oder gar
nicht. Oder: systemimmanente Änderungen versus
Systemänderung. Es geht also um zwei verschiedene Fragen.

Die eine Frage ist, wie sorge ich für mehr
"Verteilungsgerechtigkeit" innerhalb des kapitalistischen
Privateigentumsystems?

Die andere Frage dreht sich um eine grundsätzliche Kritik am
kapitalistischen Privateigentumssystem "ALS SOLCHES" [ :-) ],
begibt sich aber nicht in die systemimmanente Praxis.

Bingo!

Gemein ist natürlich immer, dass den letzteren Verfechtern die
Umsetzung ihrer Idee als Utopie abspenstig gemacht wird (was ich
ja auch denke) und dagegen die Verfechter der ersten Frage ein
Plus an scheinbar größerer Veränderungsmöglichkeit kassieren
(was ich ihnen allerdings nicht zugestehe, siehe Leben).

Dafür kann aber der Utopist nun wirklich nüscht, dass sich das
Große Ganze nicht so schnell ändern wird. Darüber nachdenken
kann man trotzdem, ohne vorgeworfen zu bekommen, man wolle
den Einzelnen was wegnehmen. Man kann das doch getrennt
diskutieren und nicht vermischen. Oder?

Ja, das fände ich auch wünschenswert. Könnte es notwendig sein, dafür
einen eigenen Rahmen zu schaffen, in dem dann die systemimmanenten
Fragen wie Verteilungsgerechtigkeit im modernisierten Kapitalismus
diskutiert werden? Oder interessiert diese Thematik alle auf der Liste
auch ganz stark?

Ich weiß nicht, ob ich nun im Sinne Stefans hier argumentiert habe.

Danke, daß du hier in die Bresche gesprungen bist. Ich bin momentan
mit Job und Konferenz so ausgelastet, daß 70 Mails in einer knappen
Woche eine echte Herausforderung sind...


						Mit Freien Grüßen

						Stefan


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