Message 01466 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT01466 Message: 1/2 L0 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

[ox] Die Anwendbarkeit der Werttheorie



Franz (22 Nov) schreibt

   Vom heutigen Stand des gesellschaftlichen Bewußtseins ließe sich
   argumentieren, daß die Nützlichkeit für *ein* Bedürfnis eine
   relativ abstrakte Beschreibung der stofflichen Qualität des
   Gesellschaftlichen Reichtums ist. Bekannt ist diese Kritik
   spätestens seit die Unterscheidung von "Wirkung" und "Nebenwirkung"
   bei Medikamenten als Ideologie zurückgewiesen wurde. Deswegen muß
   man heute sogar per Gesetz von "unerwünschten Wirkungen" sprechen.
   Übertragen auf den Gebrauchswertbegriff ließe sich argumentieren,
   daß es sich primär um ein Versprechen und gar nicht so sehr um eine
   objektive Eigenschaft handelt;

Hmm. Was ist eigentlich "Nützlichkeit" im streng marktwirtschaftlichen
Sinne ? Kommt schließlich in der Definition "produktive Arbeit =
nützliche, zweckgerichtete Tätigkeit" vor.  Ist das (wie ich Franz
hier verstehe) eine objektive Kategorie (also gibt es "nützlich an
sich") ? Oder eine relationale, die ein _Verhältnis_ zwischen
Produzent und Konsument ausdrückt ("nützlich für wen") ? In letzterem
Verständnis (zu dem ich neige) gäbe es zwei Sorten von "unerwünschten
Wirkungen": Solche, die Produzent oder Konsument in ihrem
Marktverhältnis treffen und damit schlicht als Fehlkalkulation eines
der beiden zu bezeichnen sind, und die sog. "Kollateralschäden" (a la
BSE), die erst durch eine entsprechend strukutrierte _Öffentlichkeit_
operationalisiert werden können.  Die passt in kein Marktmodell. 

Graham (22 Nov) schreibt

   An individual program is a product; it is produced by labour.
   If it is produced to sell it is a commodity. If it is produced by
   paid labour for capital, but not to sell (eg. a control system for 
   unique machine tool) it is not a commodity. But in either case it 
   has value, based on the time taken to produce it. 

"... abhängig weniger von der Arbeitszeit und dem Quantum angewandter
Arbeit als von der Macht der Agentien, die während der Arbeitszeit in
Bewegung gesetzt werden und die selbst wieder [...] in keinem
Verhältnis steht zur unmittelbaren Arbeitszeit, die ihre Produktion
kostet, sondern vielmehr abhängt vom allgemeinen Stand der
Wissenschaft und dem Fortschritt der Technologie." ([Grundrisse,
S. 592]) 

Kann man einem _solchen_ Produkt wirklich einen marktwirtschaftlichen
_Wert_ auf der Basis eines Zeitmaßes zuordnen? Die Rechnung
funktioniert vielleicht für "Programme von der Stange", die mit guten
Tools zusammengeklickt werden können. Aber für kompliziertere mit
entsprechender kreativer Komponente? Es ist schließlich nicht die
_individuelle_, sondern die _durchschnittliche_ Arbeitszeit, die als
Wert in (klassische) Produkte eingeht. Red Hat legt einen _Preis_,
keinen Tauschwert fest.

Stefan Meretz (22 Nov) schreibt

   FS ist nützlich, aber sie ist aus der Verwertung faktisch draussen,
   weil sie unknapp ist (mal von dem knappen Drumherum abgesehen) und
   damit _wertlos_, eben auch _gebrauchswertlos_.

Habt ihr wahrscheinlich schon ausführlich vor meiner Zeit diskutiert.
Aber ich frage trotzdem: Wieso ist FS unknapp? Kann ein Produkt
unknapp sein, dessen Produzenten knapp sind?  Jedenfalls scheinen
Programmierer momentan extrem knapp zu sein, denn unsere Informatik-
studenten gehen weg wie die warmen Semmeln.

Hans-Gert Gräbe

PS: Neueste Kolumne der Computer-Zeitung (23.11.): "Der Tod von
Opensource" von Michael Reiter, siehe 
http://www4.computer-zeitung.de/cz/aktuell/artikel/artikel.974888353.23925.html 

_________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



[English translation]
Thread: oxdeT01466 Message: 1/2 L0 [In index]
Message 01466 [Homepage] [Navigation]