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Re: [ox] Die Anwendbarkeit der Wertkritik in der Informationsgesellschaft




"Um zu akkumulieren, > muss man einen Teil des Mehrprodukts in Kapital verwanden. [...] der > Mehrwert ist >nur deshalb in Kapital verwandelbar, weil das Mehrprodukt, > dessen Wert er ist, bereits die SACHLICHEN >Bestandteile eines neuen Kapitals > enthaelt" (MEW 23, S. 606f).

Das ist nicht die entscheidende Stelle im Zitat. Wesentlich sind vor allem die ?sachlichen Bestandteile des Kapitals", was wiederum einen Hinweis darauf gibt, dass Marx tatsaechlich von der Notwendigkeit einer materiellen Basis der Akkumulation ausgeht. Die Produktion von Massensoftware ist produktive Arbeit, da herrscht ja grundsaetzlich einig. Aber ich sage halt nicht klassisch G-W..P..W?-G?, sondern Einheit von materieller und immaterieller Arbeit, also eine wesentliche Veraenderung des Schemas der erweiterten Reproduktion. Die Zitate haben zeigen sollen, dass Marx eine vorwiegend materielle Oekonomie analysierte und kritisierte. Heute ist der immaterielle Bereich immer bedeutender, daher ist das Schema der erweiterten Reproduktion nur mehr eingeschraenkt anwendbar. Du sagst aber quasi, dass es sogar auf den Grossteil der Dienstleistungen anwendbar ist. Das denke ich ganz und gar nicht. Wenn, dann muss es dafuer veraendert werden. Ausserdem sind nicht alle Dienstleistungen produktiv. Herstellung von Individualsoftware z.B. nicht, und da scheiden sich halt die Geister. Das moechte ich jetzt auch so stehen lassen. Dass es auch bei Marx um die Akkumulierbarkeit eines Outputs gegangen ist, habe ich darzustellen versucht. Da Du anscheinend das Schema der erweiterten Reproduktion unveraendert uebernehmen willst (ich will das nicht), muesstest Du auch dies beruecksichtigen. Ein grundsaetzliches Problem, das ich da sehe, ist, dass Du davon ausgehst, dass es genuegend wertschaffende Arbeit gibt und dass der Kapitalismus relativ stabil ist. Ist er aber nicht, denn der Widerspruch von lebendiger und toter Arbeit, die Ersetzung der ersten durch die zweite, muss dazu fuehren, dass die Basis der Wertproduktion abschmilzt, was sich krisenhaft aeussern muss. Und zur Verabschiedung der Krisentheorie passt dann eben auch das Hochjubeln des Staates als angeblich potentieller neokeynesianischer Stabilisator. Das kapitalistische Weltsystem ist offensichtlich in einer polit-oekonomischen, sozialen und oekologischen Dauerkrise. Wo kommt die aber Deiner Ansicht nach her? Oder gibt es sie nicht? Hier geht es sehr wohl im die Aeusserung konkreter Widersprueche des Kapitalismus. Widersprueche, die nicht stabilisiert werden koennen, da sie strukturell sind. Will sie jemand kurzfristig stabilisieren (z.B. neokeynesianisch), so ist das eigentlich ein ziemlicher Zynismus, der mit Menschenleben spielt. Sicherlich laesst es sich in einem Neokeynesianismus fuer einen Teil der Weltbevoelkerung kurzfristig besser leben als jetzt. Aber eben nur fuer einen Teil. Und darum geht es nicht, es geht darum, dass der Kapitalismus notwendigerweise die Akkumulation von Armut auf einem Pol mit sich bringt. Und das war auch im Keynesianismus nicht anders. Und wenn dann entgegnet wird, dass der Lebensstandard in den westlichen Metropolen hoeher war, dann ist das kurzsichtig und fast schon nationalistisch-borniert. Es geht um einen globalen Wohlstand fuer alle. Um nichts weniger. Und Kapitalismus ist das Gegenteil davon. Inklusive jeder Regulationsweise des Kapitalismus. Ich sehe das schon so, dass die Frage von Krisen- und Staatstheorie eng verknuepft ist. Vielleicht ist dies in der ersten diesbzgl.en Mail zu wenig deutlich geworden, da du gemeint hast, das sei ein anderes Thema. Dass Neokeynesianismus auch einen sozialistischen Anspruch haben kann, bestreite ich nicht, es geht mir aber um eine andere Form des Primats der Politik ueber die Oekonomie. Obwohl mir auch schon aufgefallen ist, dass sowohl Neokeynesianismus als auch die von mir vertretene Form der Veraenderung gemeinsam haben, dass beide eine Umkehr der Dominanzverhaeltnisse im Sinn der Herstellung einer Dominanz der Politik (Politik sehr allgemein verstanden als Muster und Prozeß der Entscheidungsfindung und der Veraenderung bestehender Muster, was nicht nur staatliche Politik umfaßt) über die Oekonomie vertreten.

CF
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