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[ox] Spass haben (was: Re: Wert, Mehrwert, produktive Arbeit und mehr)



Hi Hans-Gert,

Hans-Gert Graebe schrieb:
Wie heißt es da so schön bei Robert Kurz: "Die Menschheit ist damit
konfrontiert, daß sie durch die selbstgeschaffenen Produktivkräfte
hinter ihrem Rücken auf der inhaltlich-stofflichen und 'technischen'
Ebene kommunistisch vergesellschaftet wurde. Dieser objektive Zustand
ist mit den konträren Subjektformen an der gesellschaftlichen
Oberfläche unvereinbar. Der vermeintlich gescheiterte Kommunismus, mit
dem die Zusammenbruchsgesellschaften nachholender Modernisierung
verwechselt wurden, ist weder Utopie noch ein fernes, nie zu
erreichendes Ziel weit jenseits der Realität, sondern er ist schon da,
er ist das Allernächstliegende in der Wirklichkeit selbst, freilich in
verkehrter negativer Form innerhalb der kapitalistischen Hülle des
warenproduzierenden Weltsystems: nämlich als verkehrter Kommunismus
der Sachen, als globale Vernetzung des Inhalts der menschlichen
Reproduktion; gesteuert jedoch durch die blinde und tautologische
Selbstbewegungsstruktur des Geldes, die keinerlei sinnlicher
Bedürfnislogik folgen kann... (R. Kurz: Der Kollaps der
Modernisierung, S. 289)

Anders: Der kausale Horizont der Vergesellschaftungsmechanismen ist
schlichtweg zu eng für heutige technologische und gesellschaftliche
Erfordernisse.  Ich sehe allerdings auch im bisherigen Oekonux-Konzept
keine Ansätze, die diese Dimensionen deutlich werden lassen. "Spaß
haben" ist eine ebenso "blinde" Steuerkraft.

Wie kommst Du darauf? Blind in bezug auf was? Robert Kurz macht das
ganz klar: "... die blinde und tautologische Selbstbewegungsstruktur
des Geldes, die keinerlei sinnlicher Bedürfnislogik folgen kann".
Demgegenüber ist die Selbstentfaltung (was ich mal "Spaß haben"
zuordne) genau das: Die Befolgung der "sinnlichen Bedürfnislogik".
Eine Gesellschaft nach dieser sinnlichen Bedürfnislogik aufzubauen,
also nach den Kriterien der _Menschen_ und nicht der _Sachen_ (Ware,
Wert etc.), ist das Ziel - und wenn man sich die FS anguckt, sogar
das Mittel.

In gewisser Weise ist das eine "blinde" Steuerkraft - aber
aufgepasst und den wichtigen Unterschied ins Auge gefasst: Es ist
nicht negative "Blindheit" gegenüber den Bedürfnissen der Menschen,
sondern positive "Blindheit" gegenüber einer totalzentral geplanten
Gesellschaft, denn eine freie Gesellschaft plant sich selbst:
Selbstorganisation auf der Basis individueller Selbstentfaltung. Das
macht die FS vor (sicher immer wieder gebrochen, denn die FS lebt ja
nicht unter einer Käseglocke).

Die "Blindheit" - oder besser positiv formuliert: die
Entlastungsfunktion - die "sich-selbst-organisierende" Mechanismen
haben, muss also erhalten bleiben. "Geld beruhigt ungemein" - der
Spruch stimmt ja, aber nur dann, wenn du stets genug hast. Um zu
dieser Beruhigung und Entlastung zu kommen, muss mich allerdings auf
den Kopf stellen, gegen meine Bedürfnissen handeln und der Geldlogik
folgen. Die Beruhigung und Entlastung bleibt in einer freien
Gesellschaft - gerade weil es dort kein Wert, Geld und die ganze
negative Logik mehr gibt und ich mich trotzdem wie vorher nicht um
jeden Scheiss kümmern muss, weil gesamtgesellschaftlich die
"sich-selbst-organisierenden" Menschen auch um meine Angelegenheiten
mit kümmern. Wie bei der FS ;-)

Ciao,
Stefan

-- 
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