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Re: [ox] Die Anwendbarkeit der Wertkritik in der Informationsgesellschaft



Stefan wrote:

"Politik" gehört zu den Kategorien des Kapitalismus. Mit deinen
Worten kann innerhalb dieser Gesellschaftsform die "Politik" mit
"Politik" nicht aufgehoben werden. Willst Du den ganzen alten
Scheiss nur "politisch" anders steuern?

Politik ist genauso wenig wie Ökonomie eine rein kapitalistische Kategorie. Sondern zunächst gibt es allgemeine Definitionen (bei Ökonomie die Produktion, Allokation und Distribution von Ressource, für Politik siehe mein Politik-Posting), und dann konkrete Definitionen für jede Gesellschaftsform. Was ich sage ist, daß es im Kapitalismus kapitalistische Ökonomie und kapitalistische Politik gibt. Und auch innerhalb des Kapitalismus eine emanzipatorische Politik (Selbstorganisation), deren Ziel die UNMITTELBARE Aufhebung des Kapitalismus als Ganzes sein muß, da es ansonsten zu neuen Herrschaftsformen kommt, die noch immer mit bürgerlichen Kategorien operieren. Ein Fortschritt ist nur eine Gesellschaft ohne diese Kategorien, nicht eine mit veränderten. Wenn Du also z.B. das Leistungsprinzip beibehalten willst, so ist das zutiefst bürgerlich. So eine Gesellschaft ist dann notwendigerweise noch bürgerlich. Und ich stelle in Frage, daß es innerhalb des Kapitalismus eine emanzipatorische Ökonomie gibt. Daher Primat der emanzipatorischen Politik um unmittelbar eine herrschaftsfreie Gesellschaft zu erreichen, in der es einen Primat der Politik über die Ökonomie gibt und Selbstorganisation in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Siehe auch mein Politik-Posting.

Das Ziel muss sein den Wert mit samt dem Kapitalismus
aufzuheben - alles andere ist doch wirklich witzlos. Und der Anfang,
die Keimform eines qualitativen Entwicklungsschritts liegt _immer_
im Alten. Das muss so sein, anderenfalls könntest du Entwicklung
überhaupt nicht mehr erklären.

Absolute Zustimmung, daß es um die Aufhebung des Kapitalismus geht. Nichts anderes hab ich gesagt. Eine Keimform muß es auch geben, allerdings meiner Ansicht nach eine politische und keine ökonomische. Das, was von vielen als ökonomische Keimform bezeichnet wird, ist letzten Endes oft nur ein Kapitalismus neu mit noch intensiver Ausbeutung im Sinn der relativen Mehrwertproduktion und geistiger Integration der Ausgebeuteten. Damit meine ich vor allem partizipatorisches Management und neue Managementmethoden, die von manchen als emanzipatorisch angesehen werden. Emanzipation bedeutet die Aufhebung von Herrschaftsverhältnissen. Eine Keimform muß bereits nach diesen Kategorien der Herrschaftsfreiheit und der Aufhebung der bürgerlichen Kategorien angelegt sein. Politisch geht das wesentlich einfacher als ökonomisch. Die ökonomischen Zwänge des Kapitalismus sind eben nicht transzendierbar. Und das Resultat jener, die dann meinen, es gebe eine ökonomische Keimform, ist, daß sie kapitalistische Prinzipien beibehalten und das als fortschrittlich bezeichnen. Sehe ich nicht so, ist wohl eine Frage von welcher Art der gesellschaftlichen Evolution man ausgeht. Sprunghaft oder kontinuierlich. Ich denke, daß alle grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen nur durch qualitative Sprünge in Bifurkationspunkten der Geschichte vor sich gehen. Daher die Ablehnung des Reformismus.

Auch wenn Du Modzilla nicht als Freie Software siehst. Es zeigt, wohin diese ganze Begeisterung für diesen Bereich führt - Subsumtion unter das Kapital. Und Menschen, die sich daran beteiligen, denken sich dann evtl. auch noch, sie handeln emanzipatorisch. Das ist dann schon eine ganz schöne ideologische Integrationsleistung des Kapitalismus, wenn er Menschen so manipuliert, daß sie denken, emanzipatorisch zu handeln, aber tatsächlich den Kapitalismus reproduzieren helfen.

LG,
Christian
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