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Hallo Horst und alle anderen,

On Sun, Feb 25, 2001 at 02:52:02PM -0500, Horibbeck aol.com wrote:
Wenn auch mein (wertkritischer) Ausgangspunkt, nähmlich die grundsätzliche 
Kritik der Produktionsverhältnisse (heute Warenproduktion) erstmal als 
"ziemlich 
abstrakt" daherkommt, mag das an der Kraftlosigkeit oder der mangelnden 
Plausibilität meiner Argumentation liegen oder an der mangelnden 
Vorstellungskraft der "vielen Leute" oder an der Komplexität des Themas 
selbst - wichtig ist mir, daß diese Theorie die Herrschaft von Menschen über 
Menschen als zwangsläufige 
F o l g e  der Warenproduktion nicht nur in ihr Gesamtbildnis einschließt, 
sondern auch erklären kann. 

Jaja, ich versteh euch Krisisleute schon, ihr braucht mir das nicht
immer wieder zu erklären :-)

Ich glaube Spehr erklärt eben diese Herrschaft von Menschen über Menschen zum 
ursprünglichen Übel, eine fundamentale Wertkritik, fehlt bei ihm aber 
weitgehend. Sozusagen die offene Flanke seiner Theorie. 

Richtig an dieser Bemerkung ist, dass Spehr keine "fundamentale
Wertkritik" betreibt. Man kann das aber genausogut als Vorteil wie
als Nachteil betrachten. Die "fundamentale Wertkritik" ist nämlich
auch ziemlich blind gegenüber anderen Herrschaftsformen, von denen
einige älter als der kapitalistische Wert sind.

Darüber hinaus sehe ich aber diese zur zweiten Natur gewordenen (gemachten) 
Produktionsverhältnisse selbst als erstmal subjektlose Herrschafts"matrix", 
die medusenartig Herrschaft von Menschen über Menschen immer wieder neu 
erzwingt.

Ja, die Formulierung von "Herrschaft von Menschen über Menschen"
stammt von mir und ist so nicht ganz korrekt. Natürlich sind es
keine Menschen die Herrschen sondern ein abstraktes Programm. Es ist
nur eben ein allgemeineres Herrschaftsprogramm der Aneignung,
Konzentration und Verwaltung von Arbeit und Natur anderer.

Vielleicht ist die Differenz da garnicht so gross. An der
"fundamentalen Wertkritik" stört mich vor allem dass sie eben in
meinen Augen verzweifelt versucht ein einzelnes "Gesetz" zu finden,
dass alle Unvernunft erklären soll. Ein solches Gesetz gibt es aber
nicht. Es gibt nicht "Das Böse".

Das ist ein altes mythologisches Muster nachdem Kurz und Krisis da
verfahren. Gut gegen Böse - und am Ende kommt die Apokalypse und die
Neugeburt. Und so hat man sich dann alles in einem schönen Mythos
neu zurechtgezimmert und sich die Welt erklärt und damit die Geister
beschwichtigt. 

Bei Spehr gibt es auch einen Mythos nur ist der eben postmodern und
sich deshalb seiner Mythenhaftigkeit viel eher bewusst. Deswegen
sind die vielen Popzitate auch nicht nur schmückendes Beiwerk.

Oder anders gesagt: 
Die Behauptung, zumindest im Westen sei eine monetäre Grundsicherung bei 
etwas mehr Vernunft und gutem Willen (der Reichen) leicht und sofort zu 
verwirklichen, es sei schließlich genug Geld da, ist schon rein logisch 
falsch. Erstens steckt hinter dieser Ansicht der Glaube an Emanzipation durch 
"gerechte Verteilung des Mehrwertes" Und zweitens ginge der zu verteilende 
Mehrwert, rein systemimmanent gedacht, mehr in den Konsum und weniger in 
Reinvestition. Die Folge: Inflation bis hin zum Finanzkollaps (siehe SU).
Und: - Nur deshalb, weil diese Forderung systemimmanent nicht zu 
verwirklichen ist, wird sie noch lange nicht systemsprengend. Selbst der 
Diskurs hierüber führt nicht automatisch zum wenigstens gedanklichen 
Überschreiten des Warenhorizontes, sondern bleibt ihm eher merkwürdig zäh 
verhaftet. 

Naja, langsam drehen wir uns glaub ich im Kreise. In meinen Augen
kann die Krisisfraktion (sorry für diese und alle vorangegangenen
wie folgenden Verallgemeinerungen) da nicht viel mehr bieten als die
Gewissheit, das es eben dieses eine alles beherrschende Gesetz gäbe
und man sein Handeln danach auszurichten habe (und sei es auch in
Negation). Sorry, ich kann dem nicht folgen. Die Krisistheorie hat
durchaus ihren Wert als ökonomische und historische Theorie aber als
Welterklärung ist sie mir eben einfach zu ökonomistisch.

Grüße, Benni

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