Re: [ox] Oekonux kein marxistisches Projekt? (was: Oekonux kein linkes Projek...
- From: RalfKrae aol.com
- Date: Tue, 8 May 2001 06:35:54 EDT
Hallo
In einer eMail vom 07.05.01 17:12:17 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit schreibt
sloyment gmx.net:
rechts: solche Ungleichheit und Unterdrückung von Menschen
> rechtfertigend und ihre Vergrößerung zumindest in Kauf nehmend,
> wenn nicht aktiv vorantreibend.
Hmmm... Nach dieser Definition fällt alles unter "links", was die in
der Verfassung festgeschriebenen Grundrechte nicht anzweifelt. Halten
wir also fest, daß Oekonux ein verfassungstreues Projekt ist -- genau
wie die FSF ;o)
Andererseits ist in diesem Sinne der überwiegende Teil der real stattfinden
Politik faktisch mehr oder weniger rechts, inkl. der "Neuen Mitte".
Daher möchte ich jetzt die Diskussion von der Frage, ob Oekonux nach
irgendeiner Definition "links" ist weglenken dahin, ob Oekonux ein
(post-)marxistisches oder grün-alternatives Projekt sei.
Das fände ich auch falsch und zu eng.
Was wir im Moment haben, ist kein Kapitalismus mehr. Das Eigentum an
Maschinen oder Rohstoffen stellt heute kein Kapital mehr da. Ohne
Lizenzen steht die Produktion still.
Nun könnte man natürlich das geistige Eigentum der Lizenzgeber als
Kapital bezeichnen. Der Vergleich hinkt nur, zumal jenes teilweise
unveräusserlich ist, teilweise auch ein Leben lang nicht verfällt
oder abnutzt. Der Vergleich mit einem Herrschertitel paßt da eher.
Wissenshorter sind demnach sowas wie Feudalherren.
Ich habe in meinem Vortrag und Text auf der Oekonux-Konferenz darzustellen
versucht, dass wir es durchaus weiter und auch in diesem Bereich mit
Kapitalismus zu tun haben. Die Verwertungsrechte an geistigem Eigentum sind
auch durchaus verkäuflich.
Freie Software überwindet diesen neuartigen Feudalismus durch ein
geistiges Gemeinschaftseigentum, das durch seine Qualität das
geistige Privateigentum überflüssig macht.
Würde sie gerne, realisiert ist das bisher aber keineswegs und m.E. auch
nicht in Sicht, schon gar nicht quasi naturwüchsig, also ihne heftige
gesellschaftliche und politische Auseinandersetzungen mit dem Kapital.
Schritt 1 ist die Überwindung geistigen Eigentums, und an der haben
auch Freunde des Kapitalismus ein legitimes Interesse.
Ich wäre sogar noch zurückhaltender, es gehtum Einschränkung und Überwindung
der kapitalistischen Monopolisierung und Verwertung geistigen Eigentums und
seine allgemeine, öffentliche und kostenlose Zugänglichkeit. Das halte ich
für eine linke Position. Allerdings ist es möglich, dass VertreterInnen
dieser Position in anderen Politikbereichen eher rechte Positionen vertreten.
Für mich hat Oekonux auch den Sinn, deutlich zu machen, dass eine
allgemeinere Kritik am Kapitalismus und linke Politik nötig sind.
Grüße
Ralf Krämer
Fresienstr. 26
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