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Re: [ox] notizen zur keimform




Benni Baermann stellt fest:

Nur gibt es halt gerade in der Frage Materialismus-Idealismus die
unterschiedlichsten Auffassungen und die liegen meist sehr tief in
den Überzeugungen der Menschen begraben und wenn man sich über so
komplizierte Fragen unterhalten will, wie wir es hier versuchen,
sollte man das doch zumindestens mal offenlegen und ideal ist es,
wenn man es schafft die Theorie so zu bauen, dass sie ohne solche
Grundannahmen auskommt, die schlicht nicht alle teilen können.
Letzteres liegt aber wohl wirklich irgendwo zwischen extrem
schwierig und unmöglich.

Hmmmm. Ich würde erstmal spontan vermuten, daß man auf der Basis von
verschiedenen Grundannahmen (=Axiomen?) zwar zu ähnlichen oder gar
gleichen Schlußfolgerungen kommen kann, nicht aber zur gleichen oder
gar selben Theorie.
Vielleicht ist das jetzt schon wieder ein Holzhammerbeispiel, aber mir
fällt da die alte Grundannahme von der Welt als Scheibe ein und die
Frage, wer bzw. wo eigentlich das Zentrum des Universums sei. Auch
darüber konnte man sich "lange nicht einigen" (gibt's da eigentlich
heute schon Einigkeit?), aber man konnte auch nicht aufhören, sich
darüber zu streiten.

Sobald also eine Theorie eine philosophische Dimension haben soll,
wird man auch um philosophische Grundfragen nicht herumkommen -- für
die Zahlentheorie o.ä. ist es hingegen egal, was man zum Primat der
Materie meint oder denkt oder was auch immer, -- das gleiche dürfte
auch bspw. für neu-bürgerliche Wirtschaftswissenschaften der Fall sein
(economics und so).

Die Frage ist also einerseits, was für eine Art von Diskussion wollen
wir führen und welche Art von Theorie interessiert uns dabei. -- Und
andererseits fragt sich, ob Gesellschaftswissenschaft ohne Philosophie
auskommen kann (und da kann man natürlich, um bei den Grundannahmen zu
bleiben gleich weiterfragen, ob denn Philosophie überhaupt eine
Wissenschaft ist/sein kann und so weiter und so weiter und so weiter).

Ich glaube, daß man anhand von konkreten Diskussionen abstrakte
Fragestellungen thematisieren kann, ohne den Sinn der Diskussion in
Frage zu stellen. Mann kann mit solchen Diskussionen über
Grundannahmen aber auch alles andere erschlagen.
Und warum sollte man sich eigentlich nicht einigen können? (Weil der
Pluralismus darunter leiden würde?)

Die gemeinsame Theorie kann immer nur soweit reichen, wie man sich
über Grundannahmen einig ist. Ansonsten haben wir es mit
Übereinstimmung in Teilfragen zu tun, aber das ist was anderes (--wenn
auch durchaus nicht zu verachten!).

Gruß,
Casimir.



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