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Re(2): [ox] Unglaubliches Plagiat entdeckt



Ursula Holtgrewe , liste oekonux.de schreibt:
Aber: wie wenn Freie Software eher so etwas wie 
Subsistenzproduktion waere (= Produktion fuer den eigenen 
Bedarf, wie der eigene Gemuesegarten), mit eben dem grossen 
Vorteil von Informationsguetern, dass man das selbstgezogene 
Gemuese verwenden *und* verschenken kann.  Und dem Nachteil, 
dass man die materielle Subsistenz damit nicht recht bestreiten 
kann, sondern das irgendwie anders tun muss.

Das letztere ist ja auch permanent Diskussionsgegenstand auf der
Liste... ob materielle Produktion im Sinne der Steuerung automatisierter
Vorgänge nicht an die freie Softwareentwicklung rückgebunden 
werden kann. Ich habe das auf der Oekonux-Konferenz 
"globale Subsistenz" (copyleft Norbert Trenkle) genannt
und versucht, die Bedingungen dieser Rückbindung oder dieses
Kreislaufschlusses aufzuzeigen. 


Dieser Gedankengang macht also so lange Sinn, wie man von 
einer Koexistenz von kapitalistischer Geldwirtschaft und anderen 
Praxisfeldern ausgeht.Hilft weniger, wenn man die Gesellschaft 
insgesamt umbauen will. (MeineThese: Vielfach geht es um 
Grenzziehungen zwischen Markt und Nicht-Markt, Pflege, 
Nachhaltigkeit und Ausbau von Feldern selbstbestimmter 
Produktion, ich wuerde da also eine eher graduelle Position 
einnehmen.) 
Schoenen Gruss
Ursula

Ich behaupte mal, daß die Dualität von dezentraler
automatisierter Prozeßtechnik und vernetzter 
Entwicklung der Modelle und Algorithmen dazu 
(globale Subsistenz) genau der Ansatz ist, die "Gesellschaft
insgesamt" umzubauen. Wie ich in dem Referat über
globale Dörfer ausgeführt habe, passiert das auch schon in Ansätzen.

"Gesellschaft insgesamt" umbauen ist übrigens schon im 
traditionellen Marxismus als falsche Abstraktion kritisiert worden.
Etwa von Ernest Mandel, der gemeint hat, in den historischen 
Marxismus ein "Gesetz der ungleichzeitigen Entwicklung"
hineinreklamieren zu müssen, was für sich genommen 
wahrscheinlich metaphysischer Unsinn ist, aber doch einen 
wahren Kern hat, den ich hier mal in Erinerung rufen will.

Kann man ja einem beliebigen Lexikon entnehmen,
daß dieser "Übergang" zum Fuerkap nicht sogleich die 
"Gesellschaft insgesamt" erfaßt hat:

........"doch geht seit dem 13. Jh. Vom wirtschaftl. 
am weitesten fortgeschrittenen Italien
(blühende Stadtrepubliken Venedig, Genua, Florenz,
 Mailand) der sog. Früh-K. aus, der wesentliche Züge des eigtl.
 (Hoch-)K. in sich vereinigt, sich aber auf den Bereich des 
risiko- u. gewinnreichen (Fern-)Handels (bes. mit Luxuswaren aus
dem Orient) beschränkt und die (entscheidende) Produktionssphäre 
ausläßt; immerhin wird das Haupthindernis, das kanonische
Zinsverbot, praktisch beseitigt; es entstehen Banken, Börsen, 
sowie die Vorläufer der Aktiengesellschaften u.a.; erstmals
verbindet sich spekulativer Wagemut mit dem "Geist der 
Rechenhaftigkeit"; mit dem wirtschaftl. Rückgang in der Lombardei, in
Flandern und Oberdtld. (Fugger) findet diese Entwicklung einen 
vorläufigen Abschluß; die wirtschaftl. Führung übernehmen
die großen atlantischen See-, Kolonial- und Handelsmächte, 
bes. England und die Niederlande, die ihre Reichtümer aus
kolonialer Ausbeutung im Rahmen des planenden und erziehenden
 Merkantilismus zu behaupten und zu nutzen verstehen" etc.pp

Adam Smith, der Fuerkap-Autor schlechthin (er hat den 
Fürsten für die er geschrieben hat gezeigt,
wie Kapitalismus *ihren* Reichtum vermehrt, mit welch 
moralischen Hintergedanken auch immer) nimmt ja auch
ganz bewußt auf diese "Keimformen" bezug.....und ahnt
die Wirkungen auf die Produktionssphäre voraus!

fn


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Organisation: projekt oekonux.de


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