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Re: [ox] Unglaubliches Plagiat entdeckt



Hallo Ursula & alle!

( Ursula Holtgrewe
( nahm zur meiner Betrachtung bezüglich der Rolle der Gewalt in der
( Analogie von [Überwindung des Feudalismus] und [Überwindung des
( Kapitalismus] folgendermaßen Stellung:

On 15 May 2001, at 22:48, Casimir Purzelbaum wrote:

Will sagen, es gibt sicher Leute, die sich von freier Software &
Co. auch gewaltsam bedroht fühlen.*) Denn genauso wie den Bauern
das Land wird möglicherweise auch ihnen die Grundlage, auf der
der sie sich ihr Auskommen erwirtschaftet haben, entzogen,
nämlich die Vermarktbarkeit von Software. Man sagt ihnen, die
Software würde jetzt einer anderen Form der Produktion
unterworfen, sowie damals das Land (statt Ackerbau etc.
Schafweiden), und seinen Lebensunterhalt müsse man sich jetzt mit
anderen Tätigkeiten verdienen (heute: mit Dienstleistungen für
die Software, die vorher noch selber der Goldesel war; damals:
mit [industrieller] Weiterverarbeitung der Wolle, die nun auf dem
Boden wuchs, von dem sich die Bauern vormals "direkt" ernährt
hatten). Zur Reproduktion brauchten die Bauern am nötigsten Land,
das hat man ihnen entzogen, die Lohnarbeiter brauchen vor allem
Geld, und das soll jetzt wegfallen.

Koennte man es nicht auch andersrum sehen? Du setzt ja schon
voraus, dass die Bauern fuer den Markt produzieren, und dazu
mussten sie ja historisch (mehr oder minder gewaltsam) auch
erstmal kommen bzw. getrieben werden.

Die Schlußfolgerung habe ich nicht verstanden. Ich war mir
sicher, das Gegenteil gemeint zu haben: nämlich daß die Bauern
durch die Einhegungen erst dazu gezwungen worden sind, ihre Haut
zu Markte zu tragen-- während sie vorher noch Großteils von den
auf dem Land selbst erzeugten Produkten leben konnten/mußten
(egal, ob es nun ihr eigenes , gepachtetes oder sonstwelches Land
war). Der Markt war für die Bauern das neue, das gewaltsam über
sie hereingebrochen wurde. Zwar war der Markt nicht ganz neu, da
sie ja auch vorher schon irgendwie mit ihm in direkter oder
indirekter Weise zu tun hatten. Aber daß ihr Überleben jetzt
völlig und total vom Markt abhing, daß war neu. Die
grundsätzliche Reproduktionsweise (hier die der individuellen
Familie) hat sich geändert, und zwar gewaltsam.

Und diese Situation wollte ich auf die gegenwärtige Entwicklung
übertragen, nur das jetzt nicht mehr die (mehr oder weniger
ergänzte) Selbstversorgung als Ausgangspunkt zu betrachten ist,
sondern der Markt für alles und jedes. Wieder wird die allgemein
übliche Reproduktionsweise (Versorgungsweise) aufgehoben -- das
heißt auch: unmöglich gemacht -- werden. So wie die Bauern kein
Land mehr hatten, mit dem sie ihr täglich Brot erzeugten, so
wird der Produzent von heute bald keinen Markt mehr haben, um
sein täglich Einkommen zu verdienen.

Also kurz: den Bauern wurde die Möglichkeit der nicht-vom-Markt-
vermittelten Reproduktion (Interaktion mit der Natur, Beschaffung
von Lebensmitteln etc.) entzogen, während den Software-und
sonstigen Produzenten von heute früher oder später die
möglichkeit der Markt-vermittelten Reproduktion (Interaktion mit
der Natur, Beschaffung von allem zum Leben notwendigen) entzogen
werden wird.

In diesem Sinne sehe ich da eine Analogie, welche, nebenbei
bemerkt nicht nur auf die Bauern und Lohnarbeiter zutrifft.
Sie trifft auch auf die herrschende Klasse zu:
auch die Fürsten und Könige & Co haben sich ihren Reichtum auf
nicht-durch-den-Markt-vermittelte Weise verschafft, während die
heutigen Reichen sich ihren Reichtum zum größten Teil auf durch-
den-Markt-vermittelte Weise verschaffen.

(Ansonsten schließe ich mich Franz N. an...
und bitte um regen Widerspruch, falls meine Gedanken dem
widersprechen sollten, ohne das ich es gemerkt habe).

Beste Grüße,
Casimir.


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