Bedingungen (war: Re: [ox] notizen zur keimform)
- From: Annette.Schlemm t-online.de (Annette Schlemm)
- Date: Wed, 16 May 2001 16:21:00 +0200
Hallo,
nur kurz:
Die Zukunft ist zwar durch das jeweils Gegebene bedingt,
Der letzte Satz ist eine Behauptung, die ich nicht umbedingt teilen würde.
Oder ist bei einem Uran-Kern determiniert, wann er zerfällt ?
Bedingtheit ist nicht Determiniertheit im Sinne der Vorherbestimmung! Es ist
aber tatsächlich so, daß der "Bedingungs-"-Begriff nicht so besonders gut
ausgearbeitet ist. Was ich gefunden habe (im Zusammenhang damit, daß auch in
den Naturwissenschaften alle Gesetze sich immer auf Bedingungen beziehen),
ist:
Bedingungen sind nur "das, was gegeben sein muß, damit ein anderes möglich
ist, bzw. wirklich wird" (Hoffmeister-Wörterbuch der Phil.). Es muß zwar
auch gegeben sein, aber es muß nicht spezifische Ursache von einem Geschehen
sein. (Dazu auch schon Platon...)
Sie beziehen sich auch immer auf etwas Anderes als sich selbst. D.h., obwohl
sich auf der Welt immer irgendwie alles miteinander wechselwirkend
verändert, schauen wir auf etwas von der Umgebung (nur analytisch)
getrenntes Sich-Bewegendes und unterscheiden verschiedene Faktoren (Erkennen
ist immer Unterscheiden) -> Wir haben dann das sich bewegende Ding und das
jeweilige Andere, was zur Bewegung des Dings auch noch notwendig (oder
hinreichend) ist - die Bedingungen dafür. Wir haben das Ding im Blick und
demgegenüber sind die Bedingungen nur "Möglichkeiten, die die Bestimmung
haben, zu existieren und aufgehoben zu werden" halt Bedingungen (Hegel,
Enzyklopädie I, S. 287). Es werden dann üblicherweise (zumindest in der
DDR-Philo-Literatur, wo dazu wirklich präzise gearbeitet wurde) noch
unterschieden (spezifische und unspezifische) notwendige Bedingungen und
Begleitbedingungen unterschieden. Das mag alles etwas spitzfindig sein, aber
in konkreten Anwendungen zeigt sich oft, daß es wichtig ist, so
differenziert zu argumentieren (in der ganzen Interpretation gerade der
nichtklassischen Physik z.B. ).
Zum Beispiel des Uran-Kerns: Zumindest die Existenz des Uran-Kerns ist doch
eine Bedingung, oder? Viel mehr will die "Bedingtheit" nicht behaupten. Sie
behauptet letzlich doch, daß nichts in der Welt zusammenhanglos ist. Deshalb
werden die Bedingungen im Phil. Wörterbuch von Klaus und Buhr (nicht immer
das Beste..., aber hier meiner Meinung nach okay) bestimmt als: "Formen des
Zusammenhangs zwischen Objekten der materiellen Welt bzw. deren Abbildern im
Bewußtsein, bei der die Existenz oder Veränderung der einen Objekte die
Existenz oder Veränderung anderer Objekte voraussetzt... oder die Existenz
oder Veränderung anderer Objekte bestimmt."
Zur Zukunft noch: die Bedingungen ändern sich ja jeder Zeit. Auch insofern
ist klar, daß nicht die Bedingungen zu einer Zeit etwas/alles festlegen
würden, was danach passiert.
Naja, ist vielleicht noch etwas schwammig, macht aber vielleicht die
Differenziertheit deutlich...
Ahoi Annette
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