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Re(2): Re(2): Re(2): [ox] Tausch



Hallo Paul & Alle!

     <!-- mehr so eine Sammelantwort -->

Ich kann den Aufwand erfassen welcher noetig ist um
zB ein Elektronenmikroskop herzustellen,

Das halte ich für ein Gerücht.

[...]

Jede Kalkulation macht das, manche ziehen Dir vielleicht
auch noch die Pinkelpause ab.

Da liegt ja schon der Hase im Pfeffer: entweder willst Du
die Zeit _erfassen_ oder Du willst sie _kalkulieren_ (bzw. 
vom jeweiligen Kollektiv kalkulieren lassen).

Wenn Du die Zeit, die Dir als Tausch-Maßstab dienen sollte
nicht konkret für jedes getauschte Objekt _erfaßt_, sondern
_kalkulierst, dann hast Du ja schon wieder alle über einen
Kamm geschoren. Ob Du den Kamm nun Geld nennst oder nicht.

Wenn Du die konkrete Lebenszeit eines jeden einzelnen 
individuellen Menschen als gerechte Basis des Tausches 
ansiehst, dann kannst Du diese konkrete Lebenszeit nicht
nach irgendwelchen Regeln aus-, um- oder einberechnen.
Es sei denn Du stützt Dich doch auf einen Einheitsmenschen
mit einheitlicher Arbeitsproduktivität und so.

Alle Deine Antworten / Lösungsvorschläge kranken m.E. daran,
daß sie eben den Boden der nivellierenden Maßeinheit nicht 
verlassen. Deswegen sehe ich Deine "Alternative" nicht wirklich
als solche an (vielleicht ging es ja Marx ebenso, jedenfalls
würde ich ihm erstmal nicht unterstellen, er hätte nicht gesucht,
sondern lieber fragen, warum er Deinen Fund nicht gesucht oder
nicht gefunden haben könnte) Und unter den nivellierenden
Maßeinheiten hat sich nun mal Geld als die universellste Einheit
durchgesetzt. 

Eine weitergehende Alternative, welche allerdings über Dein
Ansinnen hinausgeht (soweit ich das verstanden habe), besteht
darin, die Berechnungsbasis zu ändern und an der Bestimmung der
Größe der kleinsten Einheit, "Kollektive" zu beteiligen. 
(Das das prinzipiell eine Luftnummer ist hat ja Franz schon
geschrieben.)

Früher oder später endet das bei einer ZPK (zentralen 
Plankommission), aber auch die hat schon sehr richtig 
erkannt, daß sie nicht in der Lage ist, die Preisbildung
des Marktes auch nur annähernd funktionstüchtig nachzuahmen
(unter Einschluß einiger Korrektive im Sinne der 
Gerechtigkeit). Dabei fußte das dortige Geld nun wirklich
nicht auf blinden Marktmechanismen und kommt also Deinen
Vorstellung tendenziell nahe.

Manche meinen, daß zentrale Planung prinzipiell nicht geht
(siehe z.B. Janos Kornai), aber ich glaube, daß einer der
Hauptgründe für die Griffigkeit dieser Widerlegungen das 
Festhalten an der Idee des äquivalenten Tausches ist (welches in
den real existiert habenden sozialistischen Ländern allerdings
leider nicht unbegründet war, zumindest fällt mir da keine
Alternative ein, da ja die "entscheidenen" Produktivkräfte noch
nicht entwickelt genug waren.... aber das ist jetzt schon wieder
eine ganz andere Geschichte).

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Warum sollte mir dann Dein geldloses System besser gefallen
als die kapitalistische Marktwirtschaft mit Geld???

Weil, wenn Du Dich damit beschaeftigt hast, Dir vielleicht
die Freiheit an der Gestaltung von Gesellschaft gefaellt.

Aber ich möchte mir doch keine Modell-Gesellschaft basteln 
und in den Schrank stellen, so wie mein Kollege sein Schiff!

Und deshalb muß ich schon alle Einzelheiten des Entwurfs
hinterfragen und gewisse Ähnlichkeiten mit schiffbruchgefährdeten
(oder sonstwie nicht erstrebenswerten) Gesellschaften rechtzeitig
bemängeln dürfen, oder?

Wenn mir Dein Vorschlag kritikwürdig erscheint, heißt das doch
noch nicht, daß ich den status quo für das non plus ultra halte!

(Aber daß ich mich einmal in der Rolle des Marktverteidigers
wiederfände und (nicht nur in dieser Diskussion) immer wieder die
"Vorzüge" des Geldes und des Marktes "predigen" würde, das hätte
ich mir auch nie träumen lassen. Aber was tut man nicht alles um
der Erkenntnis willen ;-)

Gruß, Casimir.

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Organisation: projekt oekonux.de


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