Re: [ox] telepolis konferenzbericht
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Fri, 18 May 2001 21:44:05 +0200
Hi!
Last week (7 days ago) Boris Groendahl wrote:
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/konf/7584/1.html
Ich poste mal die m.E. interessantesten Kommentare hierher. Autoren
soweit bekannt und nicht auf der Liste im `Cc:'. Achtet besonders auf
den letzten...
Mit Freien Grüßen
Stefan
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Unread: 69 [ox]
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Beispiele für mögliche Adaptionen
Ottokar Domma 10.5.2001
Hi,
Hier zwei Beispiele für eine GPL-Anwendung im normalem Leben:
Um sich greift die GPL momentan in der Politik. Ein guter Algorithmus (z.B.
"die Bürgerbewegung") wird von verschiedenen Gruppen kopiert, auf ihre
Bedürfnisse angepasst (etwa Atomausstieg, Tierschutz, Umweltschutz) und
kostenlos zur Lösung einer bestimmten Aufgabe eingesetzt. Modifizierungen
am Algorithmus (sog. Erfahrungen) werden dann an andere Gruppen
weitergegeben. Die Distribution des Algorithmuses kann kostenlos erfolgen
(Mund-zu-Mund-Propaganda) oder gegen Bezahlung durch z.B.
Schulungen. Aber die Benutzung des Algorithmusses ist immer kostenlos und
die Weitergabe kann nicht eingeschränkt werden. Ähnlich wie Linux, Apache
und Perl die bekanntesten Referenzprojekte für die GPL in der
Computerindustrie sind, könnten zukünftig Gesellschaften die komplett auf
den Ideen der Direkten Demokratie aufsetzen zur GPL Referenz in der Politik
werden.
Eine GPL-Anwendung in der Wirtschaft könnte die Buchhaltung sein. Jeder
Interessent könnte zu einem beliebigen Zeitpunkt in die Buchhaltung einer
Firma einsehen.
Firmen deren innere Struktur auf unlauteren Methoden (Bestechung,
Spionage) aufbauen dürften so schwere Zeiten bekommen. Gute Ideen
(Einkaufsmöglichkeiten) liessen sich vervielfältigen.
In der wissenschaftlichen Arbeit ist die GPL schon lange Standard. Ein Buch
ohne Quellenangabe ist quasi automatisch unwissenschaftlich. Methoden und
Ideen werden jedoch immer kopiert.
Mfg
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Die menschliche Arbeitskraft
Grübli 10.5.2001
Der Artikel vermittelt den Eindruck, das hinter Oekonux nur irgendwelche
Spinner stehen, die vom Erfolg von Linux geblendet sind. Das ist aber
(hoffentlich) nicht so.
Thesen:
*Viele Musiker, die von der Musik leben können (und
das sind nicht viele) verdienen mehr Geld bei Konzerten
als durch den Verkauf von Tonträgern.
*Viele Programmierer, die von ihrer Arbeit leben können,
verdienen ihren Lebensunterhalt durch Bereitstellung
von auf den Kunden zugeschnittener Software, denn ein
Universalprogramm das alles kann gibt es nicht (auch
wenn das von einigen Softwareriesen propagiert wird).
*Die Oekonux-Idee macht endlich das, was bei der
KI-Gläubigkeit der letzten Jahre einfach vergessen
wurde: sie stellt die Bedeutung der menschlichen
Arbeitskraft in den Vordergrund.
Es gibt übrigens noch eine dritte Version der Geschichte freier Software:
3) Die Programmierer der an den Universitäten entwickelten Software
erhalten für diese Arbeit natürlich auch Geld. Viele dieser Projekte sind
befristet, die finanzielle Unterstützung läuft also irgendwann aus. Nun ist es
aber bekannt, dass Software ständig am Leben erhalten werden muss.
Weiterhin sind eine Vielzahl von Hiwis und Studenten am Projekt beteiligt. Die
GPL bietet dann oftmals die einzige Möglichkeit die echten Urheberrechte
aller Autoren zu wahren und eine freie Verbreitung dieses Programmes zu
garantieren. Dahinter steckt also keine revolutionäre Idee, sondern gesunder
Menschenverstand.
Ich habe manchmal den Eindruck, dass viele Menschen der Idee
hinterherrennen, ein ganzes Leben von einer Idee oder öffentlichen Ruhm
leben zu können. Der Spruch: "lassen sie doch ihr Geld für sich arbeiten" gibt
diese Vorstellung in der ganzen Erbärmlichkeit wieder. Was die Begriffe
Patentrecht und Urheberschutz damit zu tun haben ist oft genug diskutiert
wurden. Eigentlich sollte man sich mit seiner Arbeit identifizieren und
irgendwann einmal den Wunsch verspüren, etwas zum Wohle der
Menschheit zu machen. Wenn es solche Arbeitstellen nicht gibt, dann arbeitet
man halt in der Freizeit. So einfach ist das.
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Grabwächter des Wissens
Bernd Paysan 11.5.2001
Die Firmen, die ihr Wissen hüten, wie ein Drache seinen Goldschatz, denken
auch nicht daran, wer den die "innovativen" Produkte der nächsten
Generation programmieren soll. Dazu braucht man Ausbildung.
Viele Firmen machen sich hier anscheinend die Illusion, die Leute am Job zu
trainieren. Bei der typischen Verweildauer an einem Job in der IT-Branche
heißt das, alles wird von Anfängern gemacht, die nicht durch den Code
durchblicken.
Die andere Alternative ist, sich die Leute langfristig heranzuziehen und zu
halten. Dann aber ist jeder Frischling nur Sand im Getriebe (gemäß Brook's
Law).
Da Verknappung von Wissen aber immer nur künstliche Verknappung sein
kann, ist die natürliche Lösung, es eben nicht zu verknappen. Dann können
die Leute während ihrer (universitären) Ausbildung schon das Wissen
ansammeln, das sie später im Beruf brauchen. Sogar Firmen wie Microsoft
profitieren also auch vom under GPL, BSD, AL oder was auch immer
veröffentlichtem Knowhow, selbst wenn die eine oder andere Lizenz ihnen
jetzt nicht in den Kram paßt.
Zudem muß man auch die Trennung "Versorger" und "Konsument" bei
Software nicht so streng sehen. Vielleicht kann man mit Linux
programmieren nicht so arg viel Geld verdienen, Linux einsetzen (und im
Einsatz verbessern) rentiert sich allemal.
Bei all dem "GPL=Kommunismus" muß man ja auch sagen, daß die
Monopolcooperatisten vom Kapitalismus auch ziemlich weit entfernt sind. Ein
freier Markt bedeutet Handel unter Gleichen bei großer Konkurrenz, nicht
Handel zwischen Megacooperation, die in ihrem Marktsegment ein Monopol
hat, und Verbraucher, der irgendwo ersetzbares Rädchen ist.
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Und hier noch das besondere Schmankerl - achtet auf den Autor. Das
finde ich langsam nicht mehr spaßig...
Ist diese meinung nicht schrecklich ?
Werner Winzerling 16.5.2001
fuer die meisten Informatiker/Technicker spreche
Ich will von Politikern, Rechtsanwaelten und
Sozialwissenschaftlern in RUHE gelassen werden.
Dass du für die meisten informatiker sprichst, will ich gern glauben.
Es stellt sich aber letztlich auch an uns hs-lehrer (für informatik) die frage
was haben wir da falsch gemacht, dass solche meinungen auch noch so
vehement vorgebracht werden?
Ah ja, *die* Hochschullehrer haben also mittlerweile die Aufgabe,
Diskussionen zu verhindern - gesellschaftlich relevante zumal. War mir
nicht klar, daß wir schon soweit sind.
StefanMz: Du hattest Recht, damals...
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