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Re: Knappheit und Notwendigkeit (war: Re: [ox] Re: Kooperation)





Und es wird auch nicht so laufen können, dass gesellschaftlicher Austausch
sich nur auf in Selbstentfaltung geleistete Tätigkeiten und Produkte beziehen
kann und die anderen Arbeiten, eben diejenigen, die andere Bedürfnisse haben,
selbst erledigen müssen. 1. sind viele dazu nicht in der Lage, sondern auf
Hilfe, Versorgung, Pflege, Erziehung usw. angewiesen, und 2. haben wir es mit
einem hoch arbeitsteiligen gesellschaftlichen Produktionsprozess zu tun, wo
sehr viele Produkte und Dienste sich wiederum auf andere Stufen und
Abteilungen des Produktionsprozesses beziehen und überhaupt keine direkte
oder irgendwie unmittelbar kommunikativ vermittelbare Beziehung zwischen den
ProduzentInnen und den EndkonsumentInnen  der verschiedenen Produkte besteht,
die nach vielen weiteren Stufen daraus entstehen werden.

Dazu fällt mir ein Kapitel aus der Studie des MIT ein, die seinerzeit mit großem
Aufwand erstellt wurde, um die Überlegenheit der japanischen Autoproduktion über
die US-amerikanische zu untersuchen. In dem Kapitel über die Zulieferer von Toyota
wurde festgestellt, daß die Qualität und Zuverlässigkeit der zugelieferten Teile
umso schlechter war, je anonymer die entsprechende Firma für Toyota war. Man
arrangierte deshalb gezielt persönliche Kontakte, Austauschprogramme, ja
regelrechte Freundschaftsaktionen mit diesen Firmen und erhöhte so die Qualität
und Flexibilität der Kooperation ganz erheblich (mit dem gleichen Trick ging man
übrigens auch an die Bindung zu den Kunden, für die man nach dem Kauf feste
Betreuer abstellte). Es zeigte sich hier also, daß persönliche Beziehungen mit
einem emotionalen Interesse an der Kooperation gegenüber anonymen Marktbeziehungen
ein qualitative Steigerung der Produktivkräfte bewirkte- auch wo es nicht um die
"unmittelbare Beziehung zwischen den ProduzenIinnen und den EndkonsumentInnnen"
geht.

Damit das läuft, ist
notwendig, dass regelmäßig hunderttausende verschiedene Produktionen in
bestimmten Mengen stattfinden und verteilt werden, und ich halte es für
unrealistisch, dass das irgendwie das Ergebnis davon sein wird, dass die
ProduzentInnen ja auch das Bedürfnis haben, ihre Produkte "in die
Gesellschaft hinaus zu geben".


Vielleicht siehst du "Gesellschaft" hier zu abstrakt. Auch jetzt im Kapitalismus
laufen sehr viele Kooperationen nicht einfach anonym ab, zB knallhart nach dem
billigsten Angebot. Ein Bekannter, der neuerdings im Management arbeitet, meinte,
ich könne mir garnicht vorstellen, wieviele "Irrationalismen" (gemessen an der
rein betriebswirtschaftlichen Kalkulation) in "unserer" so coolen Wirtschaft
vorkämen. Von den Marktzwängen befreite Kooperationen könnten doch erst recht ein
Tummelfeld der Selbstentfaltung werden...


...auch viele Grüße

von Uli




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