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[ox] www.Sprachkritik.de



Ich bin auf eine geniale Website gestoßen,
die ich euch nicht vorenthalten möchte,
wo wir uns doch auch hier ab und zu um
Begriffe streiten.

Thomas
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aus  http://www.sprachkritik.de


Die Verwechslung von Wort und Wirklichkeit ist der zahlreichste und größte Irrtum in der Geschichte der Menschheit. Unser Verhalten
zur Wirklichkeit ist geprägt von unserem Verhältnis zu Wörtern und zur Sprache. Die Sprache beeinflußt unser Denken weit mehr, als
viele Menschen glauben.

Kritik der Sprache heißt Kritik des Denkens.
Wir halten nicht viel von Gründen, die sich als objektive tarnen, aber nur eine schlauere Art der Durchsetzung persönlicher
Interessen sind. Mit der Sprachkritik als Methode lassen sich die Ansprüche auf Wahrheit und Tatsächlichkeit in den kursierenden
Aussagen und Texten prüfen.

Sprachkritisches Denken soll uns davor schützen, von der Menge größtenteils unnützen und belanglosen Wissens überwältigt und
verwirrt zu werden. In diesem Sinne ist Sprachkritik eine Fortsetzung der Aufklärung mit anderen Mitteln.

Was wir mit Sprachkritik meinen...
Ein lange historische Tradition, die auch heute noch in den (sprach)wissenschaftlichen Schulen nachwirkt, fühlt sich
erkenntnistheoretisch begriffsrealistischen Denkpositionen verpflichtet, d.h. die Darstellungsfunktionen der Sprache werden nach der
sogenannten "Widerspiegelungstheorie" erklärt. Nach dieser Theorie besteht die Hauptaufgabe des Denkens und der Sprache darin, die
Ordnungsstruktur der objektiven Realität abzubilden.

Nach diesem Denkmodell kann den sprachlichen Einheiten, die mit vorgegebenen Seinskategorien korrespondieren, eine eindeutige
Bedeutung zugesprochen werden. Bedeutungen werden in diesem Denkrahmen als verallgemeinerte gedankliche Abbilder der Realität im
Bewußtsein verstanden, die mit objektiv vorgegebenen Seinskategorien korrespondieren, bzw. diese abbilden. Dabei läßt sich in
weniger dogmatischen Richtungen berücksichtigen, daß bei der "Widerspiegelung der Seinskategorien" in Denk- und Sprachformen
durchaus ein Brechungsfaktor subjektiver, historischer oder sozialer Art wirksam sein kann. Das tut der grundsätzlich objektiven
Einstellung dieser Schulen jedoch keinen Abbruch.

In der klassischen Theorie des Wissens werden die Begriffe absolut und objektiv definiert, unabhängig von Beziehungen und
Zusammenhängen, in die sie eingebunden sind. Der Bedeutungsbegriff wird mit dem Informationsbegriff identifiziert. Praktische
Differenzierungsinteressen, die aus unterschiedlichen Motiven hervorgehen können, bleiben dabei unberücksichtigt. Wir meinen, daß
sich aus einem Bedeutungskonzept, welches individuelle Bedeutungsunterschiede einbezieht, viel fruchtbarere Analyseperspektiven
ergeben.


Die möglichen Bedeutungen eines Wortes können nicht hinreichend vom Einzelwort selbst erfaßt werden, sondern erst vom "Feld" aller
Wörter, die einen bestimmten Sach- oder Sinnbereich erschließen und gliedern. Mögliche Bedeutungen eines Wortes werden nicht dadurch
erfaßt, indem seine begrifflichen Merkmale aufgezählt werden, sondern indem sie als Teil eines vielfältigen Verbandes semantischer
Einheiten gesehen werden. Eine solche "Wortfeldtheorie" betrachtet die Wörter unserer Sprache als Teileinheiten, die erst als
Relationen eines Netzwerks eine spezifische Charakteristik bekommen. Die Kategorientafel von "sprachkritik.de" verknüpft wesentliche
Begriffe des wissenschaftlichen, politischen, ökonomischen und philosophischen Denkens in einer Weise, die es ermöglicht, die
möglichen relativen Beziehungen und Abhängigkeiten eines Denkzusammenhangs aufzuzeigen. Objektive, bzw. absolute und scheinbar
feststehende und definitive Information werden als einseitig erkannt und "verflüssigen" sich immer mehr zu individuellen und
persönlichen Bedeutungsinhalten mit ihren "praktischen" Konsequenzen.

Was wir mit Sprachkritik meinen, ist eine Kritik an der absolutistischen Verwendung der Wörter. Kritik der Sprache bedeutet hier die
Kritik an den Abstraktionen. Wir abstrahieren aus denktechnischen Gründen und verfälschen die Wirklichkeit, indem wir die
Abstraktionen als Wahrheit und Tatsachen ausgeben. Es gibt aber keine Wirklichkeit, die sich unabhängig von menschlicher
Zwecksetzung einfach so beschreiben ließe. Sprachkritik ist deshalb nicht nur die Kritik der Begriffe, sondern auch eine Kritik der
Überschätzung von herkömmlicher Logik und sogenannt 'rationalem Denken'.

Sobald das Ideal einer objektiven und allgemeingültigen Erkenntnis als illusorisch erkannt wird, erscheinen alle Aussagen und
Behauptungen als Kompositionen individueller Personen, die sich in ihrer besonderen, konkreten Situation Gedanken gemacht haben.
Freilich gibt es immer bessere und schlechtere Argumente für oder gegen eine Meinung.

Den allgemein praktizierten Begriffsrealismus halten wir für einen naiven Aberglauben und für das Spiegelbild einer immer mehr
umsich greifenden Geistesschwäche. Das hier gebotene Material macht - vielleicht nicht sofort, aber schließlich - die
Willkürlichkeit absoluter und allgemeingültiger Definitionen deutlich.

So wird erkenntnispraktische Sprachkritik zur Methode, um der zunehmenden Verblödung der Informationsabhängigen durch die
etablierten Meinungsmultiplikatoren Einhalt zu gebieten und wirkt in diesem Sinne aufklärerisch.



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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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