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[ox] GPL-Gesellschaft - Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft -- Teil 3



3.3. Freie Software und mehr
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3.3.1. Freie Software macht vor wie's geht
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Im Mittelpunkt des Oekonux-Diskurses steht aber die Freie Software,
die von einigen auf vielfältige Weise als prototypische
Produktionsweise einer GPL-Gesellschaft betrachtet wird. Es wird
postuliert, daß es sich um eine Keimform einer neuen Gesellschaft
handelt, die sich in der alten und über sie hinaus entwickelt. Die für
diesen Diskurs wichtigsten Aspekte[28] Freier Software seien hier
aufgezählt.

Individuelle und kollektive Selbstentfaltung
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Der Aspekt der individuellen Selbstentfaltung, der in diesem Beitrag
schon mehrfach im Mittelpunkt stand, ist bei der Entwicklung[29]
Freier Software eines der wichtigsten. Daß Programmieren Spaß einfach
macht, ist dabei einer der wichtigsten Motive für die Entwicklung
Freier Software. Daneben bildet die konkrete Nützlichkeit der Software
für ganz konkrete Personen eine wichtige Motivation. Auch diese
Beseitigung von Notwendigkeit kann als ein Aspekt von Selbstentfaltung
gesehen werden. Die exakten Gründe, die zur Produktion Freier Software
führen, sind aber so vielfältig wie die EntwicklerInnen.

Programmieren ist aber nicht die einzige Form, sich für Freie Software
zu engagieren. In einem Software-Projekt fallen vielfältige Aufgaben
an. So ist z.B. die Maintenance eines Projekts eine wichtige Aufgabe.
Dies umfaßt nicht nur technische Aspekte wie z.B. die Entscheidung
über die Aufnahme bestimmter Features, sondern auch soziale
Fähigkeiten, mit deren Hilfe einer EntwicklerInnengruppe bei ihrer
Tätigkeit geholfen werden kann. Aber auch die Gestaltung einer
Web-Site für ein Projekt oder das Schreiben brauchbarer Dokumentation
ist eine wichtige Aufgabe.

Hier wird vorgemacht, wie sich die individuelle Selbstentfaltung
Einzelner zu nützlichem Tun für die gesamte Menschheit verbindet und
so aus der individuellen Selbstentfaltung eine kollektive
Selbstentfaltung wird.

Selbstorganisation
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Die EntwicklerInnen Freier Software organisieren sich vollständig
selbst. KeineR sagt ihnen wie sie vorzugehen, was sie zu tun oder zu
lassen haben. Dabei entwickeln sich vielfältige Modelle, die vom
"wohlmeinenden Diktator" bis hin zu demokratischen Modellen mit
rotierender MaintainerInnenschaft führt. Die meisten Projekte dürften
aber auf einer Basis von "rough consensus and running code"
funktionieren.

Es ist spannend zu beobachten, wie sich ohne ideologische Modelle[30]
vielfältige funktionierende Steuerungsmodelle entwickeln.

Globale Kooperation
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Freie Software wird in der Regel von Menschen entwickelt, die über den
ganzen Globus verstreut sind. Nicht selten kriegen sich diese Menschen
niemals zu Gesicht, sondern kennen sich ausschließlich aus eMail, News
oder Chats. Über kulturelle Schranken hinweg klappt die gemeinsame
Tätigkeit verblüffend gut.

Hier wird vorgemacht, wie sich global verstreut lebende Menschen, die
sich für ein gemeinsames Thema interessieren, mittels der
Kommunikation über das Internet gemeinsam nützliche Dinge tun können.
Diese Möglichkeit der einfachen Bildung von Gruppen Gleichgesinnter
ist historisch neu und ihre Effekte lassen sich auch auf anderen
Feldern leicht feststellen.

Unterläuft Tauschsystem
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Viele, die Freie Software benutzen, haben nichts zu ihrer Entstehung
beigetragen und auch nichts für die eigentliche Software bezahlt -
dennoch können sie alles nutzen, was sie möchten. Das Produkt Freie
Software wird auch nicht getauscht; vielmehr kann Freie Software von
allen genommen[31] und benutzt werden, die sie brauchen[32]. Freie
Software unterläuft das im Kapitalismus überall anzutreffende Prinzip
des Tausches einfach dadurch, daß sie nicht getauscht zu werden
braucht.

Hier wird vorgemacht, wie eine Güterproduktion jenseits von
Tauschprinzipien aussehen kann. Nicht der Tausch gegen Geld, nicht die
Knappheit sind Motive für nützliche Tätigkeit. Im Gegenteil kann die
Entfremdung, die mit Geld immer einher geht, die Entwicklung sogar
negativ beeinflussen, da nicht mehr die Qualität der Software sondern
äußere Aspekte im Vordergrund stehen.

3.3.2. Findet Nachahmung auf anderen Gebieten
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Freie Software und deren unter kapitalistischen Gesichtspunkten völlig
unverständlichen Produktionsweise findet auf anderen Gebieten
Nachahmung. Immer mehr Menschen überlegen, ob sie die Prinzipien der
Entwicklung Freier Software nicht auf ihr Fachgebiet übertragen
können.

Besonders einfach ist dies im Bereich der digitalisierbaren
Informationsgüter, da diese wegen der digitalen Kopierbarkeit ganz
ähnlichen einfachen Reproduktionsmöglichkeiten unterliegen wie
Software. Da die kollektive Entwicklung von Informationsgüter ganz
allgemein günstiger zu sein scheint, als die konkurrierende
Entwicklung isolierter Einzelner, können diese Informationsgüter von
den gleichen methodischen Vorteilen profitieren wie Freie Software. Es
gibt bereits einige Projekte[33], die solcherlei versuchen.

Und sogar für materielle Güter gibt es bereits ein paar Projekte[34],
die die Prinzipien der Entwicklung Freier Software übertragen wollen.
Dabei werden im allgemeinen die Baupläne und andere Entwürfe Frei
entwickelt. Die Freien Güter selbst werden zwar noch kommerziell
hergestellt, aber immerhin haben diese Güter einen Freien Anteil. Mit
Blick auf eine GPL-Gesellschaft könnte es eine Strategie sein, diesen
Freien Anteil nach und nach immer größer zu machen, um letztlich den
kommerziellen Anteil ganz verschwinden zu lassen.

Der Geist, der sich in Freier Software in besonders fortgeschrittener
und erfolgreicher Form niederschlägt, breitet sich also aus.
Vielleicht ist diese Begeisterungsfaktor Freier Software überhaupt das
Wichtigste am Ganzen.

3.3.3. NGOs haben ebenfalls keimförmige Anteile
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Doch auch auf einem ganz anderen Gebiet gibt es ein Phänomen, das
keimförmige Anteile ähnlich Freier Software hat: Die NGOs
(Non-governmental organizations, Nichtregierungsorganisationen).
Greenpeace, amnesty international aber auch zahllose kleinere NGOs
basieren zumindest an der Basis auf der Selbstentfaltung ihrer
Mitglieder, die es aus rein persönlichen Motiven für notwendig halten,
auf diese Weise in die Politik einzugreifen. Selbstentfaltung in der
Kooperation mit einer Gemeinschaft spielt hier eine ebenso große Rolle
wie die persönlich empfundene Notwendigkeit sich an den jeweils
bearbeiten Themen nützlich zu machen.

Auch die Selbstorganisation und die globale Kooperation, die wir bei
Freier Software sehen können, ist bei NGOs an der Tagesordnung[35].

Allerdings finden NGOs nicht in der Produktionssphäre statt, sondern
ihr Feld sind klassisch rein politische Themen. Jedoch ist es schon
bemerkenswert, daß sich Freie Software und NGOs nahezu zeitgleich
entwickelt haben und zumindest teilweise ähnlichen Prinzipien folgen.

Fazit: Freie Software ist die entwickelte Keimform der GPL-Gesellschaft
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Freie Software scheint somit die entwickelte Keimform der
GPL-Gesellschaft zu sein. Sie hat nicht nur auf ihrem Feld Erfolg,
sondern die Ideen strahlen zunehmend auf andere Bereiche aus. Die
Keimform ist auf der Höhe der technischen Entwicklung und hat gute
Chancen zur dominanten Form zu werden.

3.4. Self-Empowerment schon heute
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Neben der Produktionsseite einer Gesellschaft gibt es natürlich auch
noch den Bereich der Konsumtion. Auch in diesem Bereich können wir
bereits einige interessante Veränderungen beobachten, die einerseits
den KonsumentInnen mehr Möglichkeiten, mehr Freiheit geben und
andererseits notwendige Tätigkeiten von den ProduzentInnen weg auf die
KonsumentInnen bzw. NutzerInnen verlagern. Es zeichnet sich in vielen
Bereichen ein immer stärkeres Zusammenwachsen von Produktion und
Konsumtion ab.[36]

Einige Beispiele dieser Form von Self-Empowerment mögen illustrieren,
was gemeint ist.

3.4.1. Fahrplanauskunft der Bahn im Internet
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Die Fahrplanauskunft der Bahn im Internet ermöglicht Reisenden eine
nie gekannte Individualität. War es vorher am Schalter oder über
Telefon schon mühselig, die konkrete, je eigene Bedürfnislage den
teilweise durchaus hilfsbereiten Bahnbediensteten klar zu machen, so
kam angesichts der Warteschlange im Rücken gar nicht der Gedanke auf,
evt. nach einer Alternativverbindung zu fragen - oder nach zwei oder
fünf...

Im Internet sind heute solche Anfragen[37] mit wenigen Maus-Klicks
auch von LaiInnen zu erledigen. Ja mittlerweile können sogar die
Fahrkarten paßgenau für die gewählte Verbindung über's Internet
bestellt werden, so daß der Gang zum Schalter heute vollends
überflüssig wird.

Natürlich werden hier tendenziell Arbeitsplätze wegrationalisiert. Im
Kapitalismus ist das natürlich weniger gut, in einer GPL-Gesellschaft
wäre das aber hocherwünscht.

3.4.2. Wichtige Produktionsmittel sind schon breit verteilt
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Um selbst nützlich zu werden, ist es nötig, geeignete Mittel zur
Verfügung zu haben. Diese Mittel umfassen einerseits geeignete
Werkzeuge und andererseits das Know-How um mit diesen Werkzeugen
geeignet umzugehen. Mit Computern und dem Wissen über den Umgang mit
ihnen ist heute ein sehr mächtiges, flexibles und universelles Mittel
breit verfügbar.

Computer als digitale Universalkopierer
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Die Eigenschaft von Computern als Universalkopierer für digitale Daten
dienen zu können, macht sie zur universellen Reproduktionsmaschine für
solche Daten. Dabei ist das nahe und ferne Kopieren digitaler Daten
mittlerweile durch einen Mausklick[38] zu erledigen und somit für
weite Bevölkerungskreise verfügbar.

Textverarbeitung, Bildbearbeitung, Programmiersprachen, ...
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Mit der Verbreitung von Computern verbreiten sich vielfältige
Applikationen, die die Herstellung von Texten, Bildern, Musik, Filmen,
Programmen, Datenbanken, Web-Seiten - kurz: aller möglichen Formen
digitalisierter Daten erlauben. Auch diese Programme sind mittlerweile
vielfach so einfach zu bedienen, daß viele Menschen mit ihnen
produktiv arbeiten können[39].

Freie Software begünstigt Self-Empowerment
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Freie Software spielt auch auf diesem Gebiet noch eine ganz besondere
Rolle, da Freie Software in viel höherem Maße das Self-Empowerment der
NutzerInnen fördert.

Während bei proprietärer Software die Herstellerfirma ein Interesse
daran hat, daß die KundInnen so wenig wie möglich selbst machen kann -
schließlich kann die Herstellerfirma an jedem Problem verdienen -, ist
bei Freier Software genau das Umgekehrte der Fall: EinE FreieR
Software-EntwicklerInnen hat überhaupt kein Interesse daran, daß ihr
Programm schwierig zu bedienen oder voller Fehler ist - das führt
nämlich nur dazu, daß sie sich tendenziell mit den Problemen der
NutzerInnen rumschlagen muß anstatt spannendere Dinge wie die
Programmierung neuer Features zu erledigen. Die NutzerIn Freier
Software hat also eine gute Chance ein Mittel zu bekommen, das ihr ein
Maximum an Möglichkeiten mit einem Minimum an Aufwand gibt.

Freie Software animiert aber auch zur Selbsttätigkeit und ermöglicht
sie gleichzeitig durch eine oft reichhaltige und einfach zugängliche
Dokumentation. Bei Freier Software und insbesondere bei GNU/Linux[40]
ist es bei sehr vielen Programmen möglich, sie mittels Konfiguration
an die je konkreten Bedürfnisse anzupassen. Die NutzerIn Freier
Software ist also nicht gezwungen, jede Entscheidung der EntwicklerIn
einfach zu übernehmen, sondern kann sich eine Arbeitsumgebung
schaffen, die maximal an ihre Bedürfnisse angepaßt ist. Das Optimum
besteht darin, wenn ein Stück Software mit einer brauchbaren
Basis-Konfiguration ausgeliefert wird, die aber von der NutzerIn bei
Bedarf gezielt verändert werden kann.

Fazit: Self-Empowerment wird durch technische Entwicklung begünstigt
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Wir können also heute schon sehen, wie die technische Entwicklung das
Self-Empowerment der Menschen begünstigt. Einerseits werden
komplizierte Zusammenhänge durch geeignete Software auf verstehbare
Einheiten runtergebrochen. Andererseits wird die Selbsttätigkeit der
Individuen insbesondere durch Freie Software gefördert. Beide Aspekte
vergrößern die Handlungsmöglichkeiten eines Menschen und damit seine
Freiheit.

3.5. Oekonux
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Ein gegenwärtiges Phänomen, das auch als Beispiel für andere, ähnlich
gelagerte Phänomene steht, ist das Projekt Oekonux
[http://www.oekonux.de/] selbst. In diesem Projekt finden sich einige
Ähnlichkeiten zu den Prozessen bei der Entwicklung Freier Software.

3.5.1. Mailing-Listen als zentrale Medien
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Das Projekt Oekonux ist von vorneherein ein vollständig virtuelles[41]
Projekt gewesen. Wie die EntwicklerInnen Freier Software kannten und
kennen sich die meisten Beteiligten nur über eMail.

Erst in jüngerer Zeit gibt es erste Rückbindungen an die weniger
virtuelle Welt. Insbesondere auf der 1. Oekonux-Konferenz
[http://www.oekonux-konferenz.de] (Ende April 2001) trafen sich viele
Oekonux-Fans zum ersten Mal, um an einem spannenden Konferenzprogramm
teilzunehmen.

3.5.2. Wir finden für uns angemessene Organisationsformen
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Die Organisation des Projekts ist so selbstorganisiert, wie das auch
in Freier Software stattfindet. Es gibt kein Modell, dem alle
nacheifern, sondern die Dinge finden sich. Wie überall tragen wenige
viel, einige weniger und viele nichts aktiv bei. Aber wo ist das
Problem? Die Aktiven sind aktiv, weil das für je sie richtig ist
während es für die Passiveren je richtig ist, sich nur lesend zu
beteiligen.

Seit einiger Zeit wurde die inhaltliche Diskussion
[http://www.oekonux.de/liste/] durch eine eigene Mailing-Liste
[http://www.oekonux.de/projekt/liste/] von der Organisation des
Projekts getrennt. Im Vorfeld der Konferenz wurden kurzfristig zwei
zusätzliche Mailing-Listen eingerichtet, auf der die Beitragenden
[http://www.oekonux-konferenz.de/team/referenten/] und die
Vor-Ort-HelferInnen [http://www.oekonux-konferenz.de/team/helfer/]
sich organisiert haben.

Natürlich läuft die Organisation des Projekt nicht konfliktfrei - das
wäre auch eher verdächtig. Es gibt aber ein ständiges Bemühen, auch in
schwierigen Situationen einen Konsens zu finden.

3.5.3. Transparenz
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Alle Mailing-Listen des Projekts werden auf den Web-Sites archiviert
und sind somit jederzeit zugänglich. Damit wird auch für Neulinge eine
maximale Transparenz erreicht.

3.5.4. Produktive Atmosphäre
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Die inhaltliche Diskussion zeichnet sich durch ein gemeinsames
Erkenntnisinteresse aus. Im Gegensatz zu vielen, vielen anderen
Mailing-Listen ist der Umgangston auf der Liste i.d.R. angenehm und
respektvoll. Oft ist das Ringen um ein gemeinsames Verständnis gepaart
mit der Entwicklung neuer Ideen.

Die so entstehende produktive Atmosphäre liegt im Interesse aller, da
nur in einer solchen Atmosphäre der Erkenntnisfortschritt, die
Entwicklung neuer, weiterführender Gedanken bestmöglich gedeihen kann.
Nur wenn die Kultur eines sozialen Raums einladend ist, sind Menschen
frei, sich auch auf vielleicht dünnes Eis vorzuwagen, um gemeinsam mit
anderen seine Tragfähigkeit zu prüfen.

3.5.5. Breite Vielfalt der Meinungen
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Die Liste zeichnet sich durch eine breite Vielfalt von Meinungen aus.
Menschen mit allen möglichen Hintergründen - von technisch bis
politisch - werden durch ein gemeinsames Interesse an einer für je sie
nützlichen Diskussion zum Thema des Projekts zusammengebracht. Die
Unterschiede in den Weltbildern und Zugängen sind dabei nicht
Hindernis, sondern gerade kontroverse Auseinander- und auch wieder
Zusammensetzungen sind oft am produktivsten. Der narrative Prozeß der
Liste lebt geradezu von Meinungsverschiedenheiten.

3.5.6. Individuelle Menschen begegnen sich
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So unterschiedlich wie die Meinungen sind die Menschen, die diese
Meinungen haben. Es sind waschechte Individuen mit je eigenen Stärken
und Schwächen, die sich im Projekt begegnen, von denen keiner einfach
so ersetzbar ist.

3.5.7. Individuelle Entfaltung ist Voraussetzung für die Entfaltung aller
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Wie in der Freien Software ist im Projekt Oekonux die individuelle
Entfaltung jeder Einzelnen die Voraussetzung für die Entfaltung aller.
Die verblüffenden und hochqualitativen Ergebnisse, die das Projekt in
den rund zwei Jahren seiner bisherigen Existenz bereits erreicht hat,
sind eben nur in einem Prozeß zu erreichen, der die Charakteristiken
der Entwicklung Freier Software hat. Und es muß den Beteiligten etwas
bringen, sonst würden sie sich den nicht nur hohen, sondern auch
ausgesprochen gehaltvollen Traffic, der in der Liste an der
Tagesordnung ist, nicht zumuten.

Fazit: Oekonux ist vielleicht selbst schon ein Stückchen GPL-Gesellschaft
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Vielleicht ist es wirklich nicht vermessen zu sagen, daß das Projekt
Oekonux selbst schon ein kleines Stückchen GPL-Gesellschaft ist. Daß
es ähnlich der Freien Software keimförmige Anteile hat. Einem Projekt,
daß über eine neue Gesellschaft diskutiert, steht es allerdings auch
gut an, diese Gesellschaft wo immer möglich bereits vorwegzunehmen.

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[28] Selbst nach längerer Beschäftigung mit dem Phänomen Freie
Software verblüfft es immer wieder, neue Aspekte zu entdecken.

[29] Dies muß eingeschränkt werden auf nicht-kommerziell produzierte
Freie Software, deren EntwicklerInnen also nicht bezahlt werden. Freie
Software, die in Lohnarbeit entwickelt wird, unterliegt wegen der
prinzipiellen Entfremdung der Lohnarbeit nur bedingt dem
Selbstentfaltungsaspekt.

[30] Es sei hier abgesehen von den ideologischen Modellen, die alle
Menschen qua ihrer Sozialisation in ihren Köpfen haben.

[31] Daß dies so einfach ist, ist auch eine Folge der breit
verfügbaren digitalen Kopierbarkeit, die durch Computer und Internet
gegeben sind.

[32] Die einzige Einschränkung, die die GPL potentiellen NutzerInnen
auferlegt, ist, daß wenn sie veränderte oder originale Versionen der
Software weitergeben, daß sie dann ebenfalls die Quellen mitliefern
müssen.

[33] Eine von Zeit zu Zeit aktualisierte Liste findet sich unter
http://www.oekonux.de/projekt/links.html.

[34] Auch diese Projekte finden sich unter
http://www.oekonux.de/projekt/links.html.

[35] Entwicklungen hin zu einer straffen, hierarchischen Führung der
Organisation, wie sie insbesondere bei Greenpeace zu beobachten sind,
sollen hier nicht verschwiegen werden. Allerdings würde ich dies für
Fehlentwicklungen halten. Ähnliches gilt für die immer stärkere
Einbindung der NGOs in die Planung der Herrschenden.

[36] Möglicherweise ist die Rede von den getrennten Sphären Produktion
und Konsumtion ohnehin vor allem der kapitalistischen
gesellschaftlichen Form geschuldet und vielleicht verliert in einer
GPL-Gesellschaft diese Trennung ihren Sinn.

[37] Interessanterweise wurde ein ähnlicher Service über eMail
zunächst von dem privaten Enthusiasten Frederik Ramm unter Mithilfe
der Uni Karlsruhe realisiert. Es wurde damals die offizielle Bahn-CD
für die Anfrage benutzt. Mit einigen Software-Tricks wurden die
Ergebnisse der Anfrage dann in eine Mail gesteckt und der Anfragenden
zugesandt. Die Bahn hat über die Herstellerfirma diesen Service
irgendwann ins Web übernommen.

[38] Mensch muß sich vor Augen halten, daß das Anklicken eines Links
in einem Web-Browser unter Umständen erhebliche Kopieraktionen vom
entfernten auf den lokalen Rechner zur Folge hat.

[39] Es sei allerdings angemerkt, daß auch die virtuoseste
Beherrschung einer Textverarbeitung noch keine guten Texte garantiert.
Aber immerhin ist das Ergebnis dann hübsch formatiert ;-) .

[40] Dies ist in der Tat zum Teil auch eine Erbschaft von Unix: Es
gibt kaum eine größere Spielwiese als ein gut ausgestattetes
Unix-System ;-) .

[41] Ganz am Anfang stand ein BOF-Treffen am Rande der 1.
Wizards-of-OS-Konferenz
[http://www.mikro.org/Events/OS/frameset_d.html?Submit=deutsch] im
Sommer 1999. Die eMail-Adressen der knapp 20 dort Versammelten
bildeten den Grundstock der Mailing-Liste.

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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