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Re: [ox] moralkodex & freiheitsethik (dirk raith)



Hallo,

(beziehe mich hier v.a. auf joachim merkels beitrag vom samstag...)

Das war ein Beitrag eines Medizinhistorikers nämlich Axel Bauer,
nicht von mir, das war klar erkennbar. (von mir kommentarlos
gepostet, auf Hartmut Pilch seinen Beitrag des Modellcharakters
von Begründungsversuchen.)

Mit diesem Text wollte ich lediglich auf die verschieden
Versuche einer systematischen Begründung von Ethik hinweisen,
die Axel Bauer dankenswerterweise vorstellte.

das ist ja gut & schoen, die güldene mitte wieder mal,

Das trifft's IMHO nicht sehr genau.
Ich finde eine solche Verknüpfung keine schlechte Leistung,
zumal es etwas mehr ist als beiden Ansätze zu verschmelzen.

[...] d.h. sie kann uns zwar veranschaulichen, wie
moralische werte in wirklichkeit begründet werden, und dass da

Das ist doch schon mal was, die Konstruktion der Argumente
zu verstehen versuchen.

praktisch wirklich kein unterschied zur konstruktion anderer
"sozialer tatsachen" besteht.

Oder eine normative Moral schlicht und einfach an der empirischen
Tatsache scheitert, daß fast alles was in einer Kultur
mißbilligt wird, in einer anderen eine positive Bedeutung
haben kann.

[...] der versuch, objektive normen zu begruenden,
ist damit freilich als sinnlos herausgestellt.

..läuft auf einen Relativismus raus oder einen Abbruch dieses
Relativismus duch eine normative Setzung.

[...] so wie joachim es stehen laesst, ist das aber
ethischer relativismus in reinform.

Ich habe auf eine Kommentierung des Textes verzichtet,
weil ich nicht auf die Idee kam, daß ich ihn verantworten
zu habe.

Dieser Text von Axel Bauer ist nun gewiß kein "ethischer
Relativismus in Reinform", sondern ist eine Zusammenstellung
von methaethischen Begründungsversuchen, d.h. der Frage
nachzugehen, ob und wie Ethik begründbar wäre.

Der Text dient ja gerade auch der Selbstverständigung eines
Berufes, der sich zunehmend ethisch munitionieren muß.
Insofern hat es Axel Bauer schon darauf angelegt,
Selbstgewißheiten zu erschüttern und die Geltung
nicht theoretisch zu fixieren. Wenn das jemandem besser
gelingt, immer her damit, aber die Frage war ja wohl
eher, wie sich diesem Thema genähert wird, weniger, auf
eine bestimmte Praxis abzuzielen. Schon gar nicht wurde
die Tatsache selbstgewählter Wertmaßstäbe infragegestellt.
Aber der Kontext und die ethische Wertung sind nicht
auseinanderzudividieren. Das ist sein Punkt IMO.

in ethischen fragen kann sich niemand sinnvoll auf objektive
zwaenge oder notwendigkeiten berufen, hier beginnt - was
unser denken & handeln betrifft - recht eigentlich das "reich
der freiheit".

Ja sicher, Du wirst niemandem objektiv begründen könne, warum
"lebensunwertes" Leben nicht getötet werden soll, aber mich eher
auf der Seite von Papst Paul II, einem ausgewiesen normativen
Ethiker finden, als auf der Seite der Art von ethischem Logizismus
wie Hörster und Singer.

Deiner weiteren Argumentation kann ich nicht ganz folgen.
Es wäre nicht verkehrt, Du würdest ab- und zu mal einen Absatz
machen.

Ich habe nur den Eindruck, keine Freiheit ohne Selbstbestimmung
ist ein argumentativer Trick, denn die Selbstbestimmung fügt
Freiheit ja nichts hinzu.

Außerdem bin ich auch ganz zufrieden mit Herrn Bauer, daß
es nicht gelingen soll, mit seinen Erklärungen die Begründung
einer Ethik aus dem Hut zu zaubern.

Genausowenig, wie er allein die Begründbarkeit von Ethik in
entscheidbare und untentscheidbare Fragen (wo die
gutbezahlten Spezialisten, vulgo jobsuchende
Geisteswissenschaftler mit dem Schild um den Hals, mache jede
Arbeit, die ethische Lücke schließen helfen, die sich aufgetan
haben) aufwirft, sondern sich mit Ethik eher als Beschreibung
gelebter und un- und begründeter Werthaltungen begnügt.

BTW wenn man sich dabei auf die Position begibt, alles Schrott,
dann ist man leider noch nie einem aufrechten Menschen
begegnet.
Wobei nur der Mensch vermutlich gut ist, der auch seine schlechten
Seiten kennt.
Wir sind die, vor denen unsere Eltern uns gewarnt haben. ;-)

Diese Diskussion ist übrigens nicht neu. Che Guevara soll
gesagt haben, daß es ohne kommunistische Moral keinen
Kommunismus geben wird. Es gibt immer ein Auf- und Ab
bei diesem Thema.
Zur Zeit, da die ethischen Lehrstühle in Serie aus dem
Boden gestampft wurden, wird es langsam mal Zeit, sich
dem Treiben der Ethiker bewußter zu werden.
Wenn Du einen ethischen Relativismus in Reinform kennen-
lernen willst, würde ich Dir Singer und Hörster
empfehlen. Der erstere schafft es immerhin logisch
zu begründen, warum das Leben einer gesunden Katze erhaltens-
werter ist, als das eines erbkranken Säuglings. Eine
Argumentation, die Herr Bauer "eine Perfidie" nennt.
Also wende Dich vielleicht direkt an diesen, wenn Du einen
ausgemachten Relativismus bei ihm kritisierst. Er ist auf
seiner Homepage per Email erreichbar.
--
Salut
 _)oachim
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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