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Re: [ox] Re: Gewalt



Hi Stefan  & alle

Nun denn zum Dessert dieses Threads...


Stefan Merten schrieb gestern:
Puh, wurde ja noch richtig gewaltsam der Thread ;-( .

Ich sag's ja:  Kein Leben ohne Gewalt ;-}


Last week (7 days ago) Christoph Reuss wrote:
Stefan Merten schrieb am 27.8.:
2 days ago Christoph Reuss wrote:
Meine Definition hingegen bringt den Schaden an den Tag -- egal wie stark
das Opfer manipuliert wurde, den Schaden nicht als solchen zu empfinden.

Du machst das Opfer einer Manipulation ja nur zum Opfer deiner
Manipulation. Wo ist da jetzt der Unterschied? Oder du müßtest mir
sagen,

* warum ausgerechnet deine Meinung nun gerade keine Manipulation ist,

* hinsichtlich welcher Achse sie keine Manipulation ist,

* warum dies alles auch für dein Opfer so sein muß und

Der fundamentale Unterschied ist, dass die "eine" Manipulation von den
"Herrschenden" kommt, welche ein grosses Interesse daran haben, dass die
Opfer der (strukturellen) Gewalt diese nicht als Gewalt erkennen;
_wogegen_ "meine Manipulation" keine Manipulation ist, weil ich erstens
kein "Herrschender" bin (also auch kein Interesse an der Manipulation der
Opfer habe) und

Ah, jetzt wird der Unterschied langsam klarer. Die "Herrschenden"
*wissen* also für sich, daß sie den Beherrschten eigentlich schaden
wollen und dann ist es Manipulation.

Nicht "dann ist es Manipulation", sondern Manipulation und Schaden haben
gemeinsame Wurzeln -- die Macht der Herrschenden.


Du bist dagegen kein
"Herrschender" - vermutlich per Definition - und zudem willst du den
Leuten nicht schaden - also keine Manipulation. Scheint mir ein wenig
steil, aber erklimmbar...

Dass ich kein "Herrschender" bin, ist nicht "per Definition" so, sondern
lässt sich objektiv verifizieren -- bin ja in keiner Machtposition "über"
"den Leuten".  Du könntest es natürlich so rum definieren, dass ich allein
schon durch meine Kriterien, was/wer Viktimisierungs-Mechanismen/-Opfer
_sind_, eine gewisse "Macht" über die Leute ausüben könnte.  Was das mir
(oder gar den Herrschenden) nützen sollte, müsstest du allerdings noch
erklären -- es scheint mir nicht plausibel, zumal ich ja den Gewaltbegriff
_weiter_ auslege als du und andere hier es tun.  (weiter geht's wohl nicht)


Problematisch scheint mir, daß du deine Manipulationsinteressen hier
kurz wegdefinierst. Aber ok.

Ich habe sie nicht wegdefiniert, sondern sie sind objektiv nicht da.
Oder welche sollten das sein ?


ich zweitens meine Kriterien transparent und verifizierbar
offenlege (was die "Herrschenden" bei ihrer PR gar nicht tun -- im
Gegenteil).

Das finde ich noch nachvollziehbarer. Dumm ist es nur, wenn die
"Herrschenden" auch alles offenlegen.

Welche Herrschenden in der Geschichte jemals "alles offen"gelegt haben,
würde mich echt interessieren.  _Ansatzweise_ Offenlegungen mag es
da und dort durchaus gegeben haben, soweit sie es sich "leisten" konnten,
d.h. wo die Unterdrückten keine Wahl/Chance dagegen hatten.


Um bei den beliebten Nazis zu
bleiben: In "Mein Kampf" stand wohl auch schon sehr viel drin von dem,
was später umgesetzt wurde - oder?

Moooomang!  "Mein Kampf" wurde 1924 geschrieben, also zu einer Zeit, als
der Autor keineswegs ein "Herrschender" war, sondern im Knast sass.  (An
die Macht kam er 9 Jahre später.)  Ausserdem stand darin von den wirklich
viktimisierungs-relevanten Aspekten herzlich wenig drin -- das Buch
verdummt mehr als es "offenlegt".  Ein Beispiel für "alles offenlegen
durch die Herrschenden" ist das also mitnichten.

Auch aus anderen Epochen wird es dir schwerfallen, Beispiele von solcher
"Offenlegung" zu finden.  Die Epochen vor ca. 1900 fallen schonmal flach,
weil damals das Wissen allein durch die hohe Analphabeten-Rate auf eine
kleine Minderheit konzentriert war (und die waren "zufällig" die Mächtigen
[mit wenigen Ausnahmen --z.B. "Hexen"--, denen es dann entsprechend an den
Kragen ging])  und weil die Macht noch sehr religions-lastig war (Religion
legt per Definition nicht offen, dass es eigentlich keinen Gott gibt und
das ganze nur ein Machtwerkzeug ist).  In der Neuzeit wurden dann die
"weltlichen" PR-Methoden mit Massenmedien so perfektioniert, dass von
"Offenlegung" der Motive und PR-Methoden durch die Herrschenden erst recht
keine Rede mehr sein kann.  (Orwell lässt grüssen..)


Man kann
aber versuchen, die Analyse möglichst zu objektivieren, indem man sie
möglichst umfassend empirisch verifiziert -- d.h. prüft, ob die beobachteten
Ereignisse und Verhältnisse "in die Theorie passen" und mit ihr erklärbar
sind.

Ja, da stimme ich dir allerdings zu. Versuchen wir hier ja auch. Das
entschärft deinen Standpunkt allerdings erheblich.

Eben. :-)


Welche Gewalttaten ausgerechnet im Namen einer *Gewalt-Bewusstmachungs-
Theorie* verübt werden sollten, müsstest du erst noch darlegen.

Ok. Vielleicht bin ich da ein bißchen zu vorsichtig geworden. Die
weltweite Blutspur des christlichen Abendlandes läßt sich halt auch
bis in mein Seelchen verfolgen...

Vorsicht ist immer gut.  Niemensch soll die IAC-Theorie (oder irgendwas
anderes) blind "glauben".  Falls jemensch hier doch noch ein Beispiel
einfällt, das scheinbar nicht in die Theorie passt: Nur her damit...
(Im Paper auf der Website ist übrigens nicht die "ganze" Theorie
 enthalten, sorry.)

Grüsse,
Christoph


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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