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Re: [ox] Re: Gewalt



Hi Christoph und alle!

Puh, wurde ja noch richtig gewaltsam der Thread ;-( .

Last week (7 days ago) Christoph Reuss wrote:
Stefan Merten schrieb am 27.8.:
2 days ago Christoph Reuss wrote:
Meine Definition hingegen bringt den Schaden an den Tag -- egal wie stark
das Opfer manipuliert wurde, den Schaden nicht als solchen zu empfinden.

Du machst das Opfer einer Manipulation ja nur zum Opfer deiner
Manipulation. Wo ist da jetzt der Unterschied? Oder du müßtest mir
sagen,

* warum ausgerechnet deine Meinung nun gerade keine Manipulation ist,

* hinsichtlich welcher Achse sie keine Manipulation ist,

* warum dies alles auch für dein Opfer so sein muß und

Der fundamentale Unterschied ist, dass die "eine" Manipulation von den
"Herrschenden" kommt, welche ein grosses Interesse daran haben, dass die
Opfer der (strukturellen) Gewalt diese nicht als Gewalt erkennen;
_wogegen_ "meine Manipulation" keine Manipulation ist, weil ich erstens
kein "Herrschender" bin (also auch kein Interesse an der Manipulation der
Opfer habe) und

Ah, jetzt wird der Unterschied langsam klarer. Die "Herrschenden"
*wissen* also für sich, daß sie den Beherrschten eigentlich schaden
wollen und dann ist es Manipulation. Du bist dagegen kein
"Herrschender" - vermutlich per Definition - und zudem willst du den
Leuten nicht schaden - also keine Manipulation. Scheint mir ein wenig
steil, aber erklimmbar...

Problematisch scheint mir, daß du deine Manipulationsinteressen hier
kurz wegdefinierst. Aber ok.

ich zweitens meine Kriterien transparent und verifizierbar
offenlege (was die "Herrschenden" bei ihrer PR gar nicht tun -- im Gegenteil).

Das finde ich noch nachvollziehbarer. Dumm ist es nur, wenn die
"Herrschenden" auch alles offenlegen. Um bei den beliebten Nazis zu
bleiben: In "Mein Kampf" stand wohl auch schon sehr viel drin von dem,
was später umgesetzt wurde - oder?

Der Vorwurf der nicht völligen Objektivierbarkeit steht natürlich im Raum.
Wissenschaft ist nie "wertfrei" -- in keiner Disziplin.  In der Soziologie
kommt erschwerend hinzu, dass Forscher und Forschungsobjekte von der selben
"Art" sind -- Menschen --, und der Forscher dadurch ein Teil der "Versuchs-
anordnung" (Gesellschaft) ist.  Besonders problematisch ist das dann, wenn
der Forscher zur herrschenden Klasse gehört -- und das ist der Fall beim
"Mainstream" der Soziologen und Konfliktforscher.  (Was m.E. der Grund
dafür ist, dass die "offizielle" Konfliktforschung so "auf der Stelle tritt"
und keine brauchbaren Analysen oder gar Lösungen anzubieten hat.  Der
Status Quo soll ja erhalten bleiben!)

Du siehst, dieser Einschränkungen bin ich mir durchaus bewusst.

Dein überzeugter Brustton macht es mir ein bißchen schwer: Die Kunde
hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube ;-) .

Man kann
aber versuchen, die Analyse möglichst zu objektivieren, indem man sie
möglichst umfassend empirisch verifiziert -- d.h. prüft, ob die beobachteten
Ereignisse und Verhältnisse "in die Theorie passen" und mit ihr erklärbar
sind.

Ja, da stimme ich dir allerdings zu. Versuchen wir hier ja auch. Das
entschärft deinen Standpunkt allerdings erheblich.

Das haben wir bei IAC getan:  5000 Jahre Konflikte untersucht und
die viktimologischen Gemeinsamkeiten eruiert.  (siehe insbes. Anhang B in
http://www.iac-research.ch/SEF/Papier.html )  Ausserdem lassen sich auch
aktuelle Entwicklungen der Gegenwart (auf Stufe Individuen, Gruppen und
Staaten) mit der IAC-Theorie erklären.

Kann ich allen nur ans Herz legen. Ich habe vor Jahren mal eine
Zusammenfassung davon gelesen, die zumindest zur Kenntnis genommen
werden sollte.

* die Telefonnummer vom lieben Gott - die du sicher auswendig kannst.

Nanu, so unsachlich kenne ich dich ja gar nicht, Stefan...  wie war das
nochmal mit der hohen Listenqualität?  ;-)

;-)

Sorry, aber da ist mir zu viel Gewißheit dabei.

Solange die "Gewißheit" empirisch & logisch untermauert und offen
für Kritik ist -- also kein Dogma ist --, sehe ich darin kein Problem.
(Galileo war ja auch "gewiss", dass sich die Erde um die Sonne dreht...)

Hmm...

Im Namen solcher
Gewißheiten sind in der Geschichte i.d.R. die schlimmsten Gewalttaten
verübt worden - das macht mich da ein wenig vorsichtig.

Uiii, dieser Vergleich ist voll daneben -- im Gegenteil:  Die IAC-
Theorie _durchleuchtet_ Viktimisierungsmechanismen (Religionen, Kriege,
Kapitalismus etc.) und macht sie bewusst.  Diagnose und Bewusstmachung
sind die notwendige Voraussetzung für die "Reparatur" eines Systems.

Da sind wir d'accord.

Welche Gewalttaten ausgerechnet im Namen einer *Gewalt-Bewusstmachungs-
Theorie* verübt werden sollten, müsstest du erst noch darlegen.

Ok. Vielleicht bin ich da ein bißchen zu vorsichtig geworden. Die
weltweite Blutspur des christlichen Abendlandes läßt sich halt auch
bis in mein Seelchen verfolgen...


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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