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Re: [ox] Wettlauf mit der Zeit



Hallo Lutz,

Hm, warum sollte Benni nicht in der Stellung dazu sein, sein eigene
Gewichtung dessen vorzunehmen, was konkret zu tun wäre?

Sicherlich kann sich jeder von uns dazu Gedanken machen, und es hilft
wohl auch, wenn viele das tun.

Ich hoffe, ich tue Dir nicht unrecht, aber es scheint mir so, als ob Du
stark au die Autorität, die Funktionen entspringt, vertraust. Die
"Experten" hätten, allein schon, weil sie die Funktion der "Experten"
ausführen, ein größeres Gewicht und mehr Einfluss auf konkrete Vorgänge
als "Laien" wie z.B. wir. Das halte ich für eine vielleicht
realistische, allerdings nicht sehr emanzipatorische Sicht.

Was für die von mir viel gescholtenen "Patentexperten" gilt, kann auch für
andere gelten.  Ich traue denen durchaus Irrtümer zu.  Ebenso wie auch den
Kernkraftexperten und ähnlichen Gruppen.

Das System, welches von diesen zahlreichen Interessenträgern, Experten
und Regierungen gebildet wird, stellt die Weltordnung dar, in der wir
leben.

Auch das stimmt als Beobachtung sicherlich. Daraus sollte man aber nicht
schließen, dass die Ateure in diesem System umfassender Einsichten
hätten als solche Menschen, die in diesm System marginalisiert sind.

Die marginalisierten Menschen täten in diesem Falle gut daran, selber zu
Experten zu werden.  Solchen Widerstand von außen brauchen verrannte
Expertokratien oft.

Ich bin sehr dafür, sich eigenen Gedanken zu machen und nicht auf die
Aussagen von "Experten" zu vertrauen. Auch schon die Frage, ob denn
diese "Experten" tatsächlich so schlau sind, wie sie dargestellt werden,
muss, auch ohne die Präsentation von "Gegenexperten" möglich und
zulässig sein. Ich halte nichts von der Forderung an Kritik, sie müsse
immer gleich einen bessere Vorschlag präsentieren. Wenn die vorhandenen
Voschläge nicht kritisiert werden, gerinnen sie schnell zu
unhinterfragbaren Axiomen.

Die Kritik hat mit großen Glaubwürdigkeitsproblemen zu kämpfen.  Sehr
viele Leute in der Öffentlichkeit werden instinktiv so denken, wie du es
bei mir vermutest.  In diesem Sinne ist die Mehrheit wohl fast immer und
überall "konservativ".  Andererseits wird sich regelmäßig eine
"fortschrittliche" Minderheit auf den Standpunkt einer außerweltlichen
Idealordnung stellen und äquidistant an alle Leute die Forderung nach
"Ursachenforschung" stellen. Angesichts eines allgemeinen
Gefahrenbewusstseins (etwa im Angesicht der Bilder aus NY) hat diese
Gruppe aber einen besonders schweren Stand.

Wirksame Kritik sollte sich auf den Standpunkt der Weltordnung stellen und
versuchen, die Probleme von diesem Standpunkt aus zu verstehen, die besten
Lösungsansätze der Regierungsseite herauszusuchen und mögliche
Alternativen aufzuzeigen.  Wo die Alternativen noch nicht sehr glaubwürdig
entwickelt sind, sollte man sie eben etwas weniger vollmundig ins Gespräch
bringen.

Viele Grüße

--
Hartmut Pilch                                      http://phm.ffii.org/
Schutz der Innovation vor der Patentinflation:   http://swpat.ffii.org/
89000 Stimmen gegen Logikpatente:            http://www.noepatents.org/



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