Message 03560 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT03463 Message: 4/23 L3 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

[ox] Re: Draengt die Zeit?



Hallo Franz, Stefan und ihr da draussen,

On Mon, Sep 24, 2001 at 10:31:19PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Werden die _Konflikte_ intensiver? Ich weiß nicht. Meine
Lieblingslesart des ganzen aktuellen Geschehens ist, daß dies alles
ein Ausdruck der tiefen Krise des Gesamtsystems ist. 

Ich würde das ein wenig anders sehen und wage mal eine steile These:

Was wir erleben ist eine weitere Stufe ursprünglicher Akkumulation (also der
Durchsetzung des Kapitalismus in Bereichen der Weltgesellschaft, die bisher
von ihm mehr oder weniger verschont wurden).

Ist die Situation im Nahen und Mitlleren Osten heute nicht irgendwie
vergleichbar damit, wie es vor ein paar hundert Jahren hier zuging? Die Leute
wehren sich gegen diesen neuen Moloch und dabei kommt es zu Religionskriegen
(oder was so genannt wird - der Unterschied ist nicht wirklich wichtig)
übelsten Ausmasses. 

Wir erleben also nicht die Krise des Kapitalismus (zumindestens nicht mehr,
als das er sowieso schon immer in der Krise ist), sondern seine weitere
Durchsetzung.

Eine neue Dimension kriegt das Ganze durch: 

- Globalisierung. Es gibt tendenziell keine Rückzugsräume mehr. Jeder Ort
der Welt ist potentiell gleich nahe zu jedem anderen.

- Hochtechnologie und Massenvernichtung.

unsere rolle dabei 
ist der KAMPF FÜR DEN FRIEDEN, wir sind dabei, an einer "menschlichen 
gesellschaft" zu arbeiten (GPL-gesellschaft). 

Hmm.. Sind das nicht erstmal zwei verschiedene Schuhe?

Der Kampf für den Frieden, der heute wohl vor allem eine Verhinderung
der (weiteren) Eskalation sein müßte (und ein Einschalten der Hirne -
aber das gilt schon lange :-( ), ist ja nur ein immanenter Kampf.

Die Tätigkeit für eine neue Gesellschaft, die Anstrengung dafür - im
Islam hieße das wohl Djihad - ist aber eine strukturell andere.

Haben wir es hier nicht mit Damm- und Schiffbau zu tun?

Ja und Nein, denn Frieden ist mit Markt und Staat nicht zu haben.

Konkret muß
mensch sich ja mal überlegen, was bei den absehbaren Einsätzen gegen
Afghanistan eigentlich rauskommen nur kann: Noch ein NATO-Protektorat.
So langsam wird allein das ziemlich teuer bei absoluter
Wirkungslosigkeit.

Wärend des kalten Krieges war die ganze Welt im wesentlichen aufgeteilt in
zwei große Protektorate. 

Die aktuelle US-politik scheint auch tatsächlich so eine Lösung anzustreben.
Eine einheimische Marionettenregierung. Nur werden wahrscheinlich auch diese
Marionetten irgendwann anfangen zu tanzen, so wie so viele vor ihnen.

Grüße, Benni
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT03463 Message: 4/23 L3 [In index]
Message 03560 [Homepage] [Navigation]