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Draengt die Zeit? (was: Re: [ox] Re: [ox] Wtr: Heidegger fuer Analphabeten)



Hi Franz Maria und Liste!

Du hattest geschlossen mit

die zeit drängt,

worauf ich mich hier gerne beziehen würde.

Last week (8 days ago) Franz Maria Tabei wrote:
was hat das aktuelle geschehen in den uSA mit OEKONUX zu tun, war die frage
von Stefan Mn. nicht das entsetzen über die vielen toten, jeden tag haben wir
mehr tote, ermordet von den terroristen, die glaubten, der krieg wäre ein
videospiel, den sie in ihren wolkenkratzern und kriegsministerien führen
können, ohne daß ihnen etwas passiert.
die bedeutung liegt in der intensivierung der konflikte.

Werden die _Konflikte_ intensiver? Ich weiß nicht. Meine
Lieblingslesart des ganzen aktuellen Geschehens ist, daß dies alles
ein Ausdruck der tiefen Krise des Gesamtsystems ist. Kannst du auf
allen Ebenen beobachten. Ich zitiere mich mal kurz selbst aus einem
anderen Kontext zum gleichen Thema:

  > Der Anschläge auf das World Trade Center in New York und das
  > Pentagon in Washington am 11. September 2001 veränderten die Welt.
  > Es steht zu befürchten, dass sie - wie einst der 1. Weltkrieg das
  > 20. Jahrhundert - die ersten Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts negativ
  > prägen werden.

  Wenn schon historische Vergleiche dann richtig: Die Anschläge in den
  USA sind halbwegs vergleichbar mit dem Anschlag auf den
  österreichischen Thronfolger. Die Anschläge der USA auf andere Staaten
  werden dagegen - eingeschränkt - mit dem 1. Weltkrieg vergleichbar
  sein. Eingeschränkt, weil damals wenigstens noch Völkerrechtssubjekte
  - Staaten nämlich - aufeinandergetroffen sind, während es heute wohl
  nur noch als Ausdruck der tiefen Krise des kapitalistischen
  Gesamtsystems gewertet werden kann, wenn Supermächte mit
  Flugzeugträgern auf Einzelne losgehen, die sich in den Spaltprodukten
  von dem aufhalten, was einmal Staaten waren.

Die Kurz'sche Sichtweise finde ich ungeheuer treffend und aktuell
vielfältig belegt.

unsere rolle dabei
ist der KAMPF FÜR DEN FRIEDEN, wir sind dabei, an einer "menschlichen
gesellschaft" zu arbeiten (GPL-gesellschaft).

Hmm.. Sind das nicht erstmal zwei verschiedene Schuhe?

Der Kampf für den Frieden, der heute wohl vor allem eine Verhinderung
der (weiteren) Eskalation sein müßte (und ein Einschalten der Hirne -
aber das gilt schon lange :-( ), ist ja nur ein immanenter Kampf.

Die Tätigkeit für eine neue Gesellschaft, die Anstrengung dafür - im
Islam hieße das wohl Djihad - ist aber eine strukturell andere.

Haben wir es hier nicht mit Damm- und Schiffbau zu tun?

genauso kann die lösung der globalen probleme nur aus der westlichen welt
kommen,

Das denke ich auch. Das unterscheidet sich BTW erheblich von den 68ern
wenn ich das richtig verstanden habe.

es kann eben keine militärische sein!

Ganz sicher. Der Einsatz von Militär und vergleichbarer
anti-zivilisatorischer Mittel verschärft die Krise nur. Konkret muß
mensch sich ja mal überlegen, was bei den absehbaren Einsätzen gegen
Afghanistan eigentlich rauskommen nur kann: Noch ein NATO-Protektorat.
So langsam wird allein das ziemlich teuer bei absoluter
Wirkungslosigkeit.

es kann nur das aufbauen einer
neuen gesellschaft, die aus unserer herauswächst, sein. UND DAS LEISTEN WIR
HIER!

Das ist jedenfalls die langfristige Lösung: Eine Gesellschaft, die
einige der heutigen strukturellen Probleme nicht mehr hat - und
hoffentlich nicht so viele neue...

doch nun dieser vorfall. das beschleunigt den "untergang", das zwingt uns nun
mit volldampf an der umsetzung der "Freien Gesellschaft" zu arbeiten.

Meine Panikattacken kriege ich ja immer dann, wenn ich mir vorstelle,
daß der Kapitalismus genauso sang- und klanglos zusammenfällt wie der
Osten. Die Situation in der DDR war aus meiner Sicht durchaus ein
Bifurkationspunkt. Und es ist eine Schande, daß er nach der heute
verwirklichten Richtung gekippt ist - auch wenn dieser Attraktor wohl
ziemlich mächtig war.

Was ist, wenn "uns" das jetzt passiert? Die Gesamtstruktur ist an den
Rändern ja schon massiv ausgefranst. Ich muß da immer an Somalia
denken - wohl der Prototyp eines post-staatlichen Arrangements, das
eben alles andere als emanzipativ ist.

In der DDR hätten damals schnell funktionierende Lösungen hergemußt.
Haben wir die?

Apropos Panikattacken: Kann nicht mal einer der
Kapitalismus-GesundbeterInnen hier auf der Liste mich da ein wenig
beruhigen?

aber vielleicht liegt die lösung in einer
anderen vorgangsweise: für uns - die daran arbeiten -  ist theorie wichtig
und die wechselwirkung mit der praxis, aber andere können wir durch reden
nicht überzeugen, was wir können, ist etwas "vorzuleben", anhand dessen
andere dann sagen können, das gefällt mir, das mache ich auch, und dann wird
wahrscheinlich auch der denkprozeß einsetzen.

Ja, das halte ich auch für sinnvoll. Schließlich sind nicht alle
Menschen so verkopft wie wir. Und ich kann mich da auch gut an
Debatten aus der Selbstverwaltungsbewegung erinnern, wo auch die
"IdeologInnen" und die "HandwerkerInnen" sich immer wieder
zusammenraufen mußten.

eine veränderung - das ist uns
allen klar - ist nur in kleinen schritten möglich. niemand kann sich
vorstellen, den kapitalismus heute abzuschaffen, und morgen "Freie
Kooperation" zu leben.

Siehe DDR: Das konnte sich auch keineR vorstellen.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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