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Re: [ox] Re: Arbeit, Produktion, Wert?



Hallo Stefan,

Stefan Merten schrieb:

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Hi Ingo und andere Marx-Exegeten ;-) !
 
Genau hier unterscheidit sich auch die Tätigkeit eines Lehrers von der
eines Ingenieurs. Ich setze mir zwar das Ziel, z. B. den SchülerInnen
den Satz von Pythagoras beizubringen. Ich kann mir dazu Pläne machen so
viel ich will, wenn ein Schüler sich in der Situation anders verhält,
als ich es mir ausgedacht habe, ist der Plan Makulatur.

Und damit - so habe ich dich verstanden - auch der Begriff der Arbeit
für Lehrertätigkeit.

So ist es. Selbstverstädlich beinhaltet die Lehrertätigkeit auch Anteile
von Arbeit in dem von mir (Marx) gedachten Sinne (Arbeitsblätter am
Computer erstellen, diese vervielfältigen etc), aber die eigentliche
Tätigkeit ist das Unterrichten.
 
Kommunikation
läßt sich nicht in dem Sinne planen wie die Konstruktion eines Autos.
Insofern unterscheidet sich Arbeit von anderen produktiven Tätigkeiten,
bei welchen Kommunikation oder Intuition oder Gefühle eine Rolle
spielen.

Um's nochmal zu konkretisieren: Du meinst also, daß nur die
Tätigkeiten das Label "Arbeit" verdienen, die sich planvoll auf die
Umformung eines Gegenstand richten, der den Naturgesetzen unterliegt.

Hmm...
Um es eitwas zu verallgemeinern: Diese Gegenstände müssen sich
funktional, das heißt eindeutig verhalten. Ein Plan beruht auf
Berechenbarkeit, diese ist nur bei funktionalen oder eindeutigen
Zusammenhängen gegebeb, nicht jedoch bei mehrdeutigen relationalen
Zusammenhängen.
 
Atmet deine These nicht den Geist der universellen Beherrschbarkeit
von Natur?
Jein, daher meine obige Präzisierung. Das Dreikörperproblem ist
allgemein nicht berechenbar. Nur unter speziellen Bedingungen ist eine
Lösung durch Integration möglich. Generell gilt, dass chaotische Systeme
nicht berechenbar sind und daher für den Zweck der fabrikmäßigen
Produktion ausfallen. Roboter, die sich nicht funktional verhalten, wird
kein Kapitalist in der Produktion einsetzen. Insofern ließe sich der
Marxsche Arbeitsbegriff, nach dem was wir heute wissen, präzisieren.

Wenn ich mir die reale Umgehensweise mit Naturgesetzen
anschaue, dann kann ich nicht immer erkennen, wo da der große
Unterschied zu der Umgehensweise mit z.B. sozialen Systemen sein soll.
Ist diese Unterscheidung nicht etwas künstlich? Und was BTW soll sie
bringen?

Ich habe jetzt keine fertige Klassifikation von Systemen. Aber drei
Unterscheidungen lassen sich in der Kürze angeneben.
Funktionale materielle Systeme: Nimm einen Ball und lasse ihn auf eine
glatte Oberfläche (inelastische, z.B. Glasplatte) fallen. Dabei wirst du
keine Überraschungen erleben.
Chaotische materielle Systeme: nimm das Wetter. Je nach Wetterlage
treffen die Vorraussagen einigermaßen zu, manchmal liegen sie ganz
daneben.
Soziale Systeme: Falls du der Meinung bist, dass sich soziale Systeme in
ihrem Verhalten nicht vom Wetter unterscheiden, bedarf dies einer
längeren Diskussion. 
                                                Mit Freien Grüßen

                                                Stefan

Gruß Ingo.
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