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[ox] Re: [ox] Re: [ox] Die Säge der Benita Torres



Tach!

On Tue, Oct 23, 2001 at 10:29:03PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Euer beider Umlaute kommen bei mir kaputt an. Und das Quoting ist auch
gr=E4=DFlich.

Verstehe ich nicht. Offenbar kommen sie bei dir als `quoted-printable'
an. Bei meinen Mails hat sich da aber nichts ge=E4ndert - genausowenig
wie an meiner Quoting-Technik. Liegt das Problem viellecht bei dir?

Schon möglich, nur kommen andere Mails u.a. auch von Christoph bei mir auch
mit quoted-printable-Umlauten richtig an.

Jedes Bewegen in erzwungenen Kooperationen ist immer das Gegenteil von
Selbstentfaltung. Nur wie rauskommen? Wie die Kooperationen umwandeln?=20

Gar nicht umwandeln. Neue "Kooperationen" bauen hei=DFt die Devise - wie
uns die Freie Software vormacht. In eigener Kraft und (im Kern)
unabh=E4ngig. Das alte Falsche wird im Kern nicht durch kosmetische
Operationen =FCberwunden, sondern nur durch eine *Alternative*.

Der andere Stefan hat ja nun aber völlig richtig gezeigt, dass es
Kooperationen gibt, aus denen man nicht rauskommt, die man auch nicht
ignorieren kann, nämlich die gesamtgesellschaftliche Kooperation
insbesondere die Wertvergesellschaftung.

Und im übrigen ist FK ja genau so eine "Alternative". Ich kann auch garnix
anfangen mit dieser Trennung und insbesondere der Halluzination eines
Aussenstandpunktes, der da schon wieder durchscheint. Den hat auch FS nicht.

An einer reinen Benennung einer "Alternative" sind letztlich schon die
Grünen gescheitert.

Um mal meine Lieblingsanalogie zu bem=FChen: Deine Frage lautet
letztlich, wie ich mich anders dem F=FCrsten bzw. der Kirche unterwerfen
kann zwecks Umwandlung des Feudalismus. Die Antwort hie=DF damals wie
heute: Gar nicht. Im Gegenteil: *Die F=FCrsten* der neuen Logik zu
unterwerfen war das Erfolgsrezept der B=FCrgerlichen. Nur so kann es
gehen.

Genau, in dem man die Kooperation mit den Fürsten neuen Regeln unterstellt,
bei Androhung der Nichtkooperation. Das ist auch damals schon passiert.

FK ist ein Proze=DF zur Umwandlung von erzwungenen Kooperationen in Fre=
ie. FK
ist _nicht_ die Beschreibung einer perfekten Welt. Ich hab langsam das
Gef=FChl Du nimmst dieses Argument schlicht nicht zur Kenntnis :-(

Gerade das nehme ich zur Kenntnis! Das ist es doch, was ich zentral
kritisiere: Die Rezepte der Freien Kooperation f=FChren *immer* zu neuem
Falschem, weil sie eine falsche Dynamik in Gang setzen. Sie kommen mit
ihrer Dynamik letztlich nicht =FCber das hinaus, was sie zu bek=E4mpfen
vorgeben - nur das es noch barbarischer wird als das, was wir kennen.

Na dann. Seh ich halt anders. Ich hab auch langsam den Eindruck, als ob wir
uns mehr oder weniger im Kreis drehen.

IMHO überbewertest Du schlicht Wörter wie "Preis", "Verhandlung",
"Gerechtigkeit". Ich habe einfach immer mehr den Eindruck, dass Du nach
langjähriger Wertkritik nicht mehr so recht begreifen willst, dass man
solche Worte nicht immer mit dem ganzen Background, den die Wertkritik da
mit sich bringt, verwenden muss. Das sind ja alles richtige und wichtige
Analysen nur bringt es nix, die sozusagen als sprachliche
Interpretationsmuster zu missbrauchen in Kontexten, in denen sie mehr oder
weniger "unbewußt" verwendet wurden.

Oder w=FCrde dir etwas einfallen zu meinem "immanent gesprochen"?

Muss ich erstnochmal zurückblättern. Vielleicht dann andernmails.

Ich kanns ja mal adornitisch versuchen: Es gibt nichts Wahres im Falsch=
en,
also muss man einen Prozess finden, der immer mehr Wahres ins Falsche b=
ringt
(oder sich umbringen) und das schafft man nicht in dem man alle denkbar=
en
m=F6glichen Handlungen als Falsch benennt. Nat=FCrlich sind sie das, wi=
e auch
sonst?

Ja. Nur sehe ich bei der Freien Software richtige, d.h. im
emanzipatorischen Sinne erw=FCnschte Dynamiken, w=E4hrend ich die bei der
Freien Kooperation nicht im Geringsten erkennen kann. Spanndenderweise
gehst du *darauf* nicht ein...

Na, seh ich natürlich anders. Aber wie gesagt, wir drehen uns im Kreis.
Vielleicht hat auch alles mit unterschiedlichen Erfahrungen zu tun.

Für mich haben halt, dass was Du positiv "Verantwortung" nennst und das was
Du negativ "Drohen" u.ä. nennst schon immer etwas miteinander zu tun.

Wenn wir von Dynamiken sprechen, will ich auch mal ein Alltags-Beispiel
bringen:

In einer "Kooperation", in der ich bin, gab es lange Zeit Leute, die sich
beschwert haben, dass andere zu wenig tun - sprich zu wenig "Verantwortung"
übernehmen. Damit hatten sie auch völlig recht. Nur: Sie haben zumindestens
teilweise an diesem Zustand auch selbst mitgewirkt, weil sie nämlich jedem,
der mal ein bisschen was getan hat dann immer gleich vorschreiben wollten,
wie das zu tun sei und nur sie diejenigen waren, die wussten, wie man es
richtig macht. Das Einzige was da geholfen hat, ist die
Kooperationsleistungen so lange einzuschränken, bis die Leute immer mehr
machen mussten und schliesslich sauer wurden und garnix mehr gemacht haben
(zumindestens tendenziell). Dann kam der Moment in dem man _sinnvoll_
Verantwortung übernehmen konnte. Will sagen: Verantwortung und
Einschränkungsdrohung bedingen sich gegenseitig. Ich kann nur Verantwortung
übernehmen, wenn ich in einer Position bin, dass auch zu tun und ich kann nur
sinnvoll drohen, wenn ich dann auch bereit bin, Verantwortung zu übernehmen.

Aber das ist wahrscheinlich auch wieder nur eine Widerspiegelung unseres
"Streits" um Kooperation (damals noch ohne "frei") und Konkurrenz.

Genauso wie man IMHO beides braucht, Kooperation und Konkurrenz, so braucht
Emanzipation auch immer diese Beiden: Konsenswillen und Streitlust.

Es mag sein, dass Christoph den Schwerpunkt manchmal zu sehr auf die
Streitlust legt, dass sei Dir zugestanden. Aber ich hab FK immer so gelesen,
dass da auch beides dazugehört.

Oder im Kontext der Geschichte: Was h=E4tte Benita denn Deiner Meinung =
nach
tun sollen?

Kein Lohnarbeitsverh=E4ltnis eingehen? 

Na, das das nicht geht, weisst Du selbst, oder? Im übrigen ist auch durchaus
denkbar, dass es Knastplaneten gibt, auf denen Lohnarbeit ein nicht
bekanntes Konzept ist.

Ihre Selbstentfaltung =FCberall
dort pflegen, wo es m=F6glich ist und ausweiten das Ganze.

Tut sie ja.

Grüße, Benni
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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