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Re: [ox] Re: Leitfrage zu Open Music



Hi Petra, Benni, Thomas, alle!

BTW wo es sich gerade so anbietet: Ich bin immer wieder total erfreut,
daß sich auf diese Liste so viele Leute mit so unterschiedlichen
Interessengebieten / Kenntnissen / Fähigkeiten tummeln. Da sind schon
so viele wichtige Impulse hergekommen, die jedeR sich selbst gar nicht
hätte geben können und ein homogenerer Laden auch nicht. Ist schon ein
bißchen so, daß die Entfaltung jeder Einzelnen wirklich die Bedingung
für die Entfaltung aller ist :-) .

3 days ago Petra Wagner wrote:
Ok. Fallen da die meisten real-existierenden MusikerInnen drunter?

Klare Antwort: Nein! Auch und gerade unter den gut ausgebildeten,
professionellen MusikerInnen gibt es lediglich zwei Gruppen, die mit
Musik Geld verdienen, und das sind etweder solche:

- die gezwungen sind, Musik zu machen, die eigentlich unter ihren
eigenen qualitativen Anspruechen liegt, weil der "Musikmarkt" (also
Musikproduzenten, die uns vorgeben, was die KonsumentInnen gut finden
sollen) das so fordert.

- die sich von einem oeffentlich gefoerderten Engagement (meist
Zeitvertraege ueber eine Saison) zum naechsten hangeln und sich daneben
mit Unterricht oder einem Nebenjob ueber Wasser halten.

Super, daß das mal klar ist. Hätte ich zwar aus meinen früheren
Kontakten in MusikerInnenszene auch so gesehen, aber die waren nicht
sooo umfangreich.

Das Verrückte daran ist, daß diese bescheuerte Leitfrage zu Open-Music
also noch völlig außerhalb jetziger Realität ist! Unglaublich!
Bösartig ausgelegt würde das ja sogar bedeuten, daß die armen
SchluckerInnen jetzt Morgenluft wittern und endlich mal ins Geld
verdienen kommen wollen.

Prinzipiell ja. Ob es in der Praxis funktioniert?

So wie es jetzt ist, geht es ja gerade nicht! MusikerInnen koennen de
facto nicht von ihrer Musik leben. Die wenigen, die das koennen, sind
entweder gezwungen, mindere Qualitaet zu produzieren, sich anderweitig
zu finanzieren oder sind von oeffentlichen Geldern abhaengig. JEDE
Veraenderung im Sinne der Ideen Stefans kann sich hier nur positiv
auswirken.

Zumindest hätten die MusikerInnen de facto nichts zu verlieren. Ein
starkes Argument :-) .

Am allermeisten gewinnen doch zudem die KonsumentInnen, weil
die Veraenderung sich in einer Qualitaetssteigerung der verfuegbaren
Musik auswirken muss.

Würde ich auch so sehen, aber ob Qualität bei derart verdummtem
Massengeschmack zieht? Aber die Massen sind ja vielleicht (erstmal)
auch gar nicht nötig und den Einheitsbrei gäbe es ja auch noch - wer's
halt braucht.

Was mir aber noch wichtiger scheint, ist, daß hier wieder klar die
AnbieterInnen und die KonsumentInnen getrennt werden. Was bei Freier
Software mit den (relativ) einfachen Beteiligungsmöglichkeiten per
Patch, Kommentar, Wunsch, etc. in das Produkt als Beteiligung
einfließt, wird hier für die Musik schlicht negiert. Und damit auch
gleich die Vorteile der "KonsumentInnen"beteiligung für die
"ProduzentInnen".

Hmmmm, das verstehe ich nicht ganz, glaube ich.

Der Gedanke ist ja, daß die Freie Software *auch* deswegen eine solche
Qualität erreicht, weil die "KonsumentInnen" da viel stärker
einbezogen sind als bei herkömmlichen Produktionsweisen. Daß sie immer
stärker zu ProsumentInnen werden. Davon hat aber letztlich auch die
"ProduzentIn" was, weil ja die Qualität auch für sie steigt.

Weiß nicht. Bei Musik vielleicht so, daß deinE HörerIn sagt: "Kannst
du den Schluß nicht ein bißchen anders machen? Vielleicht mehr
Dumm-diedel-di anstatt Da-da-da-daaa" - oder so.

Da kommen wir auch gleich wieder auf den Werkbegriff, den der eine
Panelist (der Tracker) implizit so vehement verteidigt hat: Das kommt
von meinem Ego und *soll* gar nicht weiter verändert werden.

Eine solche Haltung halte ich fuer vollkommen falsch. Ich behaupte
einfach mal, dass es gar nicht moeglich ist, Musik zu produzieren, ohne
sich bei anderen MusikerInnen Inspiration und Ideen "geklaut" zu haben.
Jede MusikerIn, die auch nur annähernd in der Lage ist zu reflektieren,
wird auch jederzeit zugeben, dass sie hier und dort stilistische
Anleihen gemacht hat.

So hatte ich das auch immer verstanden - gerade bei der Musik.

Insgesamt halte ich Open Music aber gar nicht so verschieden von Open
Software.

Ja, nur das, was als Open-Music-Bewegung momentan Furore macht, ist da
nach meiner Wahrnehmung durchaus anderer Meinung. Da ist das, was
durch Open-Source-Initiative verstärkt in die Freie Software
reingetragen wurde - "Wie kann ich damit Geld verdienen?" - nach
meiner Wahrnehmung schon der Ausgangspunkt der Überlegungen geworden.
Pervers irgendwie...

Anyway denke ich, daß wir bei der nächsten Konferenz *unbedingt* ein
paar Beiträge zur Open-Music-Bewegung brauchen. Letztes Mal hat es ja
leider nicht geklappt.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan
--
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