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[ox] Re: Oekonux-Modell



Hi Stefan und alle!

2 weeks (20 days) ago Stefan Meretz wrote:
ich versuche mal etwas Neues.

Ok.

Ich nehme deinen früheren Passus:
Vielleicht ist das ein bißchen Äpfel mit Birnen verglichen - weil die
Freie Kooperation ja nichts über günstige Vorgehensweisen *innerhalb*
einer Kooperation sagt, während Konsens*verfahren* sich in erster
Linie darauf beziehen.

Gleich nochmal präziser: Ich würde sagen, daß sich Konsens(verfahren)
auf den Prozeß selbst beziehen, während ich bei der Freien Kooperation
immer nur sehen kann, was passiert, wenn der Prozeß am Ende ist. Die
Drohung mit dem Verlassen würde ich da schon zum Ende zählen.

Das ist ein wichtiger Unterschied. Ich sehe es so:
- Konsensverfahren fokussieren sich auf den Gelingensfall und stärken
   die Gruppe und wollen dadurch Konflikte bewältigbar machen;

Nee, nee. Konsensverfahren stärken auch die Einzelne. Was kann es denn
für eine heftigere Stärkung geben, als das je ich so lange
widersprechen kann, solange ich muß?

Und noch etwas ist an obiger Formulierung schief. Nicht durch die
Stärkung der Gruppe - übrigens auch nicht durch die Stärkung der
Einzelnen - per se werden Konflikte bewältigbar - ich würde sagen:
Konfliktlösungen gewaltärmer - gemacht. Konsensverfahren schaffen
einfach einen Rahmen, in dem Konflikte auf die emanzipatorischste
Weise gelöst werden können, die ich kenne. So gesehen stärken sie
natürlich alle - als Gruppe und als Einzelne.

- FK fokussiert auf den Scheiternsfall und stärken den Einzelnen und
   wollen dadurch positive Prozesse befördern.

Ja, so kann ich das problemlos sehen.

Unser Unterschied:
- Ich bin skeptisch, was die Konfliktbewältigung mit/in Konsensverfahren
   angeht und sehe das Individuum als zu sehr eingeschränkt;

Wenn du als Individuum das Gefühl hast, widersprechen zu müssen, dann
tue es. Nur so kann Konsens erreicht werden. Wo kann das eine
Einschränkung des Individuums sein? Normalerweise wird dem
Konsensverfahren entgegengehalten, daß es das Individuum zu sehr
bevorteilt. Das verstehe ich nicht.

Und wenn ich so nochmal drüber nachdenke - ist das nicht genau der Typ
Selbstentfaltung, den wir in der Freien Software sehen? Wo die
Selbstentfaltung der Einzelnen zur Voraussetzung für die
Selbstentfaltung der Gruppe wird? Klingt irgendwie verdächtig
danach...

- Du siehst bei der FK positive Prozesse untergraben und empfindest die
   Gruppe als zu sehr eingeschränkt.

Ja genau. Na, dann konnte ich diesen Punkt ja gut rüberbringen ;-) .

Keines dieser "Verfahren" entspricht dem, was wir meinen, bei der FS in
Ansätzen zu sehen und was die Grundlage einer freien Gesellschaft sein
könnte.

Kann man das - roughly, roughly - so beschreiben?

Die Polarisierung von Konsensverfahren auf den Gruppenpol finde ich
falsch. Da muß ich widersprechen - um gleich mal zu practicen was ich
preache ;-) .

Die Frage was wir in der Freien Software sehen ist allerdings eine
gute und wichtige. Wenn die RFCs als basierend auf "rough consensus
and running code" beschrieben werden und wenn dieses Modell auch für
Freie Software über einige Strecken zuzutreffen scheint - für die
erfolgreiche zumal würde ich meinen - dann gibt es da m.E. schon
Berührungspunkte mit Konsens.

Auch theoretisch läßt sich leicht herleiten, daß erfolgreiche
Projekte, die nicht von Einzelnen allein durchgezogen werden, im
wesentlichen so funktionieren müssen - sonst würden die
Team-Mitglieder einfach gehen, wenn sie zu oft widersprechen müßten
und es nicht mit Effekt tun könnten.

Die Freie Kooperation mit dem Scheidungspreis kann ich wie mehrfach
ausgeführt allerdings in der Freien Software nicht erkennen.

Vermutlich hat das ganz viel mit unseren Erfahrungen zu tun, und die
sind offentsichtlich sehr unterschiedlich. Deswegen ist es vielleicht am
allerbesten, wir lassen diese Unterschiedlichkeit mal so stehen.

Das können wir tun. Ich fände es allerdings spannender, diese
unterschiedlichen Ausgangsbasen zu untersuchen und vielleicht auch
hier eine Begriffsbildung zu betreiben.

Mein Interesse wäre, eine positive Alternative zu formulieren - nicht
als "Synthese" (da sieht man, dass die Holzschnitt-Dialektik nicht
passt!), sondern in Aufhebung beider Ansätze.

Ähm, ich dachte immer, daß die Synthese die Aufhebung von These und
Antithese ist? Allerdings sind Freie Kooperation und Konsens nicht
wirklich These und Antithese.

[...]

Deine Anregungen zum RLS-Preis forke ich mal ab und mache gleich einen
neuen Thread dazu auf.

Ich habe jetzt nix mehr zu deinen Bemerkungen entgegnet, auch wenn es
mir in den Fingern gejuckt hat. Ist das ok so, oder willst du meine
Bemerkungen haben?

Täte mich schon interessieren. In meiner Erinnerung wühlend, fällt mir
ein, daß ich ein paar Sachen ganz gut zugespitzt hatte und das fände
ich schon spannend, da noch mal weiter was zu klären.

Wir können ja auch forken: Kritik und Aufhebung;-)

Scotty, bitte forken ;-) .


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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