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Re: [ox] Re: Tod einer Kritik



On Friday 28 June 2002 20:15, Christoph Reuss wrote:
Und den Witz der o.g.  Argumentation hast du anscheinend nicht
verstanden: Es geht nicht um das _Kodieren_, da die Kodierung im
Zweifel "schon existiert", sondern um die _Dekodierung_. Weil die
Kodierung nahezu beliebig ist, "verstösst"  sozusagen jedes Werk
hinreichenden Bitvolumens gegen das Urheberrecht, da aus ihm mit
geeignetem Decoder das urhebergeschützte Werk gehoben werden kann.

Informationstheoretisch eine nette Spielerei, aber juristisch zählt
nur, dass als Input der _Kodierung_ effektiv der Originaltext verwendet
wurde, der resultierende Code also ein vom Originaltext _abgeleitetes
Werk_ ist. Somit ist auch der Code urheberrechtlich geschützt.

Ein bisschen Spielerei ist dabei, aber dennoch: Doch wie willst du 
nachweisen, dass "effektiv" ein abgeleitetes Werk vorliegt und kein 
Bitrauschen?

Nochmal: Es geht nicht um den Code, sondern um den Decoder.

Die Dekodierung (bzw. der Decoder) ist dann unwichtig.

Nee, eben genau dann nicht. Dennoch ist es nicht so, wie Hartmut meint, 
dass dann der Walser wohl im Decoder steckt. Er steckt weder im Code, noch 
im Decoder, sondern erst das besondere Verhältnis von beidem erzeugt den 
richtigen Output. Was aber, wenn du beide trennst (wie Lutz darstellte)?

Ich wollte nur mal auf die prinzipielle Antiquiertheit des Urheberrechts 
aufmerksam machen. Aber da kriegen einige Schaum vorm Mund.

Du hast schon "Recht": Was "juristisch zählt", ist einzig die Funktion: 
Verknappung eines reichen Guts zum Zwecke der Verwertung. Da sind solche 
informationstheoretischen Spielereien in der Tat scheissegal. Und es ist 
eigentlich auch egal, ob da eine einzigartige Person ein geniales oder 
schrottiges Werk ursprünglich gehoben hat. Alle Personen, alles Konkrete, 
Sinnliche verschwindet hinter der Funktion.

Da freut es mich dann, wenn textz.com in einem Akt der 
Kommunikationsguerilla (Benni) uns das unter die Nase hält.

Ciao,
Stefan

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