Re: [ox] Boden(un)recht (was Re: leben ohne geld)
- From: f.nahrada magnet.at (Franz J. Nahrada)
- Date: Sun, 28 Jul 2002 09:51:59 +0200
christoph reuss schreibt:
Wie könnte ein gerechtes Bodenrecht aussehen ?
Z.Bsp. ein Allmend-Recht, in dem Landbesitz (bzw. -"Leihe") nur für
den Eigengebrauch (wohnen/gärtnern/bauern) erlaubt ist (d.h. man
muss den Boden im wahrsten Sinne _be-sitzen_), entsprechend dem
Bedarf und den Fähigkeiten der "Be-sitzer", und an die Bedingung
der guten Pflege geknüpft (-->auch keine Umweltverschmutzung).
Beim Boden hast Du also analog zum "intellectual property" das
Phänomen eines "Marktes für Monopole". Oder anders gesagt einer
Börse für quasifeudalistische Bezollungsmöglichkeiten.
Der Markt widerspricht dem Monopol nicht, er unterstützt es sogar,
der permanente Händewechsel von Grundstücken hält den Prozeß
ja am Leben. (Im Unterschied zum Feudalismus, wo die Herrschaft
selbst die Privilegien verteilt hat)
Das wäre für mich die erste Lehre: es geht streng nach den
Prinzipien von Angebot und Nachfrage zu. Knappheit ist immer
Monopolismus.
Der Monopolpreis für Boden ist sozusagen die gesellschaftliche
Belohnung dafür, daß das Land als Mittel der Geldakkumulation
zugerichtet wird. Verbauung ist gleichsam die Multiplikation der
Oberfläche und damit schon immanent Bestandteil des Wirtschafts-
prozesses.
Für mich hieße das als zweite Lehre, daß eine Geldwirtschaft,
der es um Akkumulationsfähigkeit geht, wunderbar zum Boden
als Geldanlage paßt.
Wenn Du also das Privateigentum am Boden in Frage stellst,
stellst Du immanent die Geldwirtschaft in Frage, soferne wir
darunter das akkumukationsfähige Vermögen verstehen. Es
existiert nicht getrennt vom Ausschluß an Reichtum welcher
Sorte auch immer. Geld bedeutet, Nicht-Haben-Dürfen! durch
den Kaufakt zu überwinden...
Deine Alternative einer moralischen Ökonomie des Bodens
gefällt mir aber auch nicht; wer entscheidet über den "Bedarf" und
die "Fähigkeiten" der Be-Sitzer?
Die Strategie der globalen Dörfer versucht den umgekehrten
Weg zu gehen: dadurch, daß Wissen und Technologie frei verfügbar
sind können nachhaltige urbane Mikroräume (die Umweltverschmutzung
ist m.E. weniger individuelle, sondern mehr kollektive Sache der
Raumorganisation und der Einrichtung von Kreisläufen der
Dissipation und Regenaration) überall geschaffen werden; der
Boden wird daher zunehmend weniger knapp und der ökonomische
Druck läßt nach.
Insofern besteht für mich auch ein immanenter Zusammenhang der
GPL-Gesellschaft und der Lösung der Bodenfrage.
Franz
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