Re: [ox] Boden(un)recht
- From: KXX4493553 aol.com
- Date: Sat, 17 Aug 2002 18:19:50 EDT
[1 <text/plain; ISO-8859-1 (quoted-printable)>]
In einer eMail vom 17.08.2002 18:05:22 Westeuropäische Normalzeit schreibt
benni obda.de:
Noch nicht mitgekriegt? Das ist ein offenes Forum und hier darf jeder
schreiben auch Kapitalismusfans. Zum Glück.
... und: mässige mal Deinen Ton. Das brint niemandem was, solche
Schimpftiraden.
Ich hindere ihn nicht daran. Wie sollte ich? Aber man hat auch das Recht auf
seine Emotionen, ich bin eigentlich sonst eher ein ruhiger Zeitgenosse, aber
was zuviel ist, ist zuviel. Man muss sich soviel Mist anhören, da gehen einem
mitunter die Gäule durch. Außerdem, rationale Argumente stehen ja wohl auch
drin.
Die nachholende Modernisierung auf diesmal neoliberaler Grundlage, die uns
Herr Pilch anempfiehlt, hatten wir ja schon; sogar der Realsozialismus war ja
eine solche, und was dazu zu sagen ist, hat Robert Kurz im "Kollaps der
Modernisierung" ausreichend analysiert (wiewohl ich mit ihm bei Gott nicht in
allem übereinstimme). Die heutige Form der nachholenden Industrialisierung
ist auf Exportorientierung der Schwellenländer aufgebaut, da entstehen
Produktionsinseln mit Steuervergünstigungen usw., aber die paar Beschäftigten
da verdienen äußerst schlecht und tragen zur Binnennachfrage kaum etwas bei;
aber erst derAufbau einer Kaufkraft im Binnenmarkt könnte diese nachholende
Industrialisierung zum Erfolg führen. Obendrein hatten die europäischen
Länder für ihre Industrialisierung viel mehr Zeit, und außerdem wurde der
nationale Markt durch hohe Zölle usw. abgeschottet. Die heutigen
Schwellenländer jedoch sind oft auf flüchtiges Spekulationskapital
angewiesen, das jederzeit wieder abgezogen werden kann, wie man während der
Asien-Krise überdeutlich gemerkt hat. Auf dieser Grundlage kann man weder
planen noch eine vernünftige Politik machen. Der Erfolg von China beruht
darauf, dass dort 1.) eine äußerst autoritäre Regierung mit dem Holzhammer
industrialisiert und 2.) rigide Kapitalkontrollen durchführt, ferner werden
Joint-Ventures mit ausländischen Firmen so gestaltet, dass sich die Chinesen
das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen.
Das sind nur wenige Punkte. Die sog. "Strukturanpassungsprogramme" vom IWF
habe ich jetzt total außen vor gelassen.
Kurt-Werner Pörtner
[2 <text/html; ISO-8859-1 (quoted-printable)>]
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de