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Re: [ox] Boden(un)recht



[1  <text/plain; ISO-8859-1 (quoted-printable)>]
In einer eMail vom 17.08.2002 18:05:22 Westeuropäische Normalzeit schreibt 
benni obda.de:


Noch nicht mitgekriegt? Das ist ein offenes Forum und hier darf jeder
schreiben auch Kapitalismusfans. Zum Glück.

... und: mässige mal Deinen Ton. Das brint niemandem was, solche
Schimpftiraden.


Ich hindere ihn nicht daran. Wie sollte ich? Aber man hat auch das Recht auf 
seine Emotionen, ich bin eigentlich sonst eher ein ruhiger Zeitgenosse, aber 
was zuviel ist, ist zuviel. Man muss sich soviel Mist anhören, da gehen einem 
mitunter die Gäule durch. Außerdem, rationale Argumente stehen ja wohl auch 
drin.

Die nachholende Modernisierung auf diesmal neoliberaler Grundlage, die uns 
Herr Pilch anempfiehlt, hatten wir ja schon; sogar der Realsozialismus war ja 
eine solche, und was dazu zu sagen ist, hat Robert Kurz im "Kollaps der 
Modernisierung" ausreichend analysiert (wiewohl ich mit ihm bei Gott nicht in 
allem übereinstimme). Die heutige Form der nachholenden Industrialisierung 
ist auf Exportorientierung der Schwellenländer aufgebaut, da entstehen 
Produktionsinseln mit Steuervergünstigungen usw., aber die paar Beschäftigten 
da verdienen äußerst schlecht und tragen zur Binnennachfrage kaum etwas bei; 
aber erst derAufbau einer Kaufkraft im Binnenmarkt könnte diese nachholende 
Industrialisierung zum Erfolg führen. Obendrein hatten die europäischen 
Länder für ihre Industrialisierung viel mehr Zeit, und außerdem wurde der 
nationale Markt durch hohe Zölle usw. abgeschottet. Die heutigen 
Schwellenländer jedoch sind oft auf flüchtiges Spekulationskapital 
angewiesen, das jederzeit wieder abgezogen werden kann, wie man während der 
Asien-Krise überdeutlich gemerkt hat. Auf dieser Grundlage kann man weder 
planen noch eine vernünftige Politik machen. Der Erfolg von China beruht 
darauf, dass dort 1.) eine äußerst autoritäre Regierung mit dem Holzhammer 
industrialisiert und 2.) rigide Kapitalkontrollen durchführt, ferner werden 
Joint-Ventures mit ausländischen Firmen so gestaltet, dass sich die Chinesen 
das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen. 

Das sind nur wenige Punkte. Die sog. "Strukturanpassungsprogramme" vom IWF 
habe ich jetzt total außen vor gelassen.


Kurt-Werner Pörtner

[2  <text/html; ISO-8859-1 (quoted-printable)>]

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