Re: [ox] Re: Knast fuers MP3 tauschen
- From: PILCH Hartmut <phm a2e.de>
- Date: Fri, 23 Aug 2002 12:22:09 +0200 (CEST)
Es ändert nichts daran, dass die MP3-Tauscher gerne auf Kosten anderer
Leute eine Leistung haben möchten. Vielleicht kann man es auch mit dem
Ausnutzen von Versicherungen vergleichen. Die MP3-Tauscher schmarotzen
in einem kollektiven System und wenden da durchaus auch
"Verwertungslogik" an, wo es ihnen dient, z.B. "du bekommst Adobe X und
gibst mir dafür Macromedia Y".
Ja, genau: Es geht darum, grundsätzlich Strukturen abzuschaffen, in denen
es den Leuten nur möglich ist, auf Kosten anderer zu handeln.
Das klingt nach Ausrede. Natürlich ist es auch möglich, nicht zu
schmarotzen, indem man entweder Disney nicht anschaut oder den Obolus
bezahlt.
Und
selbstredend gehört dazu auch die Tauschlogik. Freie Software
funktioniert jenseits dessen.
Ein Handeln, das Strukturen von Verwertung und Tausch unterminiert, ist
ok.
Erinnert mich alles an die "strukturelle Gewalt", welche gewisse RAF-nahe
Leute in den Telefonzellen sahen, die sie soeben zerstört hatten.
Ich befürchte, damit kannst du letztlich alles unterminieren, wenn du das
wirklich umfassend anwendest. Dasselber Verhalten, was jene "Strukturen"
unterminiert, unterminiert auch beliebige andere "Strukturen", die du
vielleicht aufbauen möchtest. Mit Scharotzern lässt sich nicht nur kein
Kapitalismus sondern auch kein Sozialismus oder was auch immer machen.
Freie Software hat lediglich das glück, dass sie relativ resistent gegen
Schmarotzertum ist.
Für die umfassende Dekonstruktion der Anstandsstandards!
Umfassend, also nicht nur selektiv dort, wo es gerade dem
Eigeninteresse oder der antikapitalistischen Grundhaltung zu
entsprechen scheint?
Umfassend, ja. Aber beachte den Begriff der Dekonstruktion: Er meint vor
allem die Entschleierung von Subtexten und verkappten Bedeutungen, die
sich hinter verselbstständigten Ideologemen und Moralbegriffen verbergen,
eben den sogenannten "Standards". Sowas wie "Anstand".
Oder so was wie "Struktur".
Wie wäre es dann z.B. mit einer grundsätzlichen Freigabe der
Ökonux-Liste für Cross-Postings und überhaupt Zusendungen aller Art?
Die Liste ist offen, glücklicherweise abgeschirmt durch Spam-Filter. Wenn
du aber gerne eine Liste hättest, die auch offen für Spam ist, dann
gründe eine. Der Fork ist konstitutiv für Freie Software.
Gut, auch diese Liste ist relativ resistent gegen allerlei zersetzende
Kräfte. Das ist eine Stärke, aber man muss sich nicht unbedingt dadurch
noch stärker machen wollen, dass man die Kräfte, gegen die man resistent
ist, auf andere loshetzt, die nicht resistent sind.
Spam-Assassin und dergleichen sind übrigens auch nur AntiBiotika, mit
denen sich eine Gruppe zu lasten der nicht geimpften so lange einen
Vorteil verschaft, bis die Bakterien stärker geworden sind.
--
Hartmut Pilch, FFII e.V. und Eurolinux-Allianz +49-89-12789608
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