Message 05354 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT05339 Message: 6/6 L1 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

[ox] Re: Glasperlenspiel



hallo liste,

Zudem was Stefan Merten 'zum Begriff der Herrschaft' aufführt, fällt
mir noch eine Passage in diesem, bei näherer Betrachtung, sehr durchdachten
Buch ein und laß es mal noch unter Glasperlenspiel stehen.

Stefan Merten wrote:

Eine wichtige, aber ganz andere Frage ist, was Machtgebrauch für die
Sozialeinheit im Detail bedeutet. Das ist natürlich im Zweifelsfall
alles andere als klar und sicher ein erheblicher Teil des Problems mit
Herrschaft. Wer das definiert ist aber immerhin klar: Die
Sozialeinheit.

Ich halte es für wichtig, hier einen Aspekt in Hesses Community der
Glasperlenspieler aufzuführen, auch ohne, daß man das Buch gelesen
haben muß. Hierbei geht es um den charismatischen, nun, ich nenne ihn
mal Bandleader, ohne den die gesamte Dynamik verloren geht.
Zum Buch:
In einer Institution namens Kastalien befindet sich ein Spielerdorf
mit begabten und konkurierenden Spielern, nur die besten nehmen daran
teil. Das ganze System verkörpert ein Magister Ludi, der darüber
entscheidet, welche Symbolik und Themen in das Spiel übernommen
werden. Dieser Magister wird anhand seiner Fähigkeiten erstmal von der
Institutionsleitung gestellt und hat nun die Aufgabe, die
Community von seinen Fähigkeiten als die richtige Entscheidung der
Leitung zu überzeugen. Die Community, die nun den neuen Meister prüft
ist zuweilen fast schon brutal zu nennen. Dieser
Magister hat auch einen sogenannten 'Schatten', seinen Stellvertreter.
Es kommt nun vor, das der amtierende Magister, überall beliebt und
bewundert, schwer erkrankt und ein großes Spiel den Besuchern aus
aller Welt nicht vorführen kann. Es muß sein 'Schatten' einspringen,
der von der Spielergemeinschaft nicht anerkannt und brutal mit
Ablehnung bestraft und das ganze System nun zu zerbrechen droht.
Zum Glück gibt es dann einen Ersatz, der die Rolle übernehmen kann,
mit der Anmerkung, daß es selbst in der 'Elite' wenig echte
Persönlichkeiten gibt.
Was ich hier andeuten will, ist das Problem, daß viele Projekte eines
charismatischen Bandleaders (nett, kompetent etc.) bedürfen, ohne den
das ganze Projekt (jedenfalls die größer angelegten) zusammenfällt.
Natürlich könnten sich die Leute anderen Projekten zuwenden oder
Gabelungen entwerfen, aber ab einer gewissen Komplexität des Projektes und
seiner Auswirkungen auf die Gesellschaft gar nicht so einfach.
Das wäre dann so etwas wie eine nette Diktatur, die mit der Person
steht und fällt, die sie betreibt.
Sollte freie Software oder die Idee davon in der Welt größere Rollen
spielen, wird man über dieses Problem nachdenken müssen.

-- 
Grüße,
 Uli

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT05339 Message: 6/6 L1 [In index]
Message 05354 [Homepage] [Navigation]