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Re[2]: [ox] Glasperlenspiel




At Montag, 18. November 2002 Benni wrote:


 Nun, die westliche Idee geht vom Individuum aus, die östliche (die
 sich m.E. als einzige ihre Ursprünglichkeit bewahrt hat) von der
 Gruppenstandpunktswolke, was für die Leute dort, so scheint es, im
 Denken kein größeres Problem darstellt. 

BB> Das ist eine unzulängliche Verallgemeinerung. In der westlichen _und_
BB> in der östlichen Denktradition gibt es Momente des Individualismus
BB> _und_ der Ablehnung davon. In beiden Fällen kam der Individualismus
BB> immer dann in Mode, wenn es so etwas wie eine im weitesten Sinne
BB> "bürgerliche Gesellschaft" in den Städten gab. Das war im Westen und
BB> im Osten in manchen historischen Epochen der Fall, in anderen nicht. 

Stimmt, wahrscheinlich ist es so, daß egal wo auf der Erde jeder
Glück und Leid am eigenen Körper verspürt und daß das nicht unbedingt
etwas mit Osten und Westen zu tun hat.
Ich sehe nur, daß es in Indien eine
Gesellschaft gibt, die vom Ureinwohner bis zum modernen aufgeklärten
Menschen reicht, während das im Westen so ziemlich verlorengegangen
ist, alter Ballast wird über Bord geworfen.
Ich kenne keinen Staat, der so ein Sammelsurium an Volksgruppen,
Sprachen und religiöse Toleranz bietet, wie Indien, was m. E. auch am
Denkmodell liegt.
Ich würde mal dreist behaupten, daß die Entfremdung dort nicht so weit
fortgeschritten ist, da sie ein Verständnis für die Grundbedürfnisse
der Menschen hat und
sei es den Mond anzubeten (z.B. die Toda, ein Stamm der in Ootacamund
bei Mysore lebt und seine Traditionen weiterpflegt)
Das wird ohne weiteres toleriert, da die Philosophie von einem
'Nicht-Wissen' der Wahrheit ausgeht, es könnte ja durchaus sein, sie
haben Recht.
Vielleicht ist das auch ein springender Punkt bei freien Projekten,
unvollendete Dinge ziehen einen an, sind sexy ;-)
Inwieweit das Bürgertum jetzt mit islamischen, christlichen oder
Kolonialideen und damit Herrschaft, Handel und individuelle Bereicherung an
Diamanten und so (der Kohinoor, im Tower in London zu bewundern)
zusammenhängt, lässt sich m. E. nicht mehr so genau untersuchen. Daher
umso verwunderlicher, daß sich das alte System nach 1000 Jahren
Besatzung erhalten konnte, das
könnte wohl doch eine starke Gruppenstandpunktswolke sein, da das
Hindu-System nicht zentral gesteuert wird, auch die Regierung
hat keinen Einfluss darauf.
Mmmh, es ist eben das einzige Beispiel, das ich kenne, welches dezentral in
einem mehr oder weniger modernen Staat mit massenweis verschiedenen
Ansichten funktioniert, außer Oekonux vielleicht ;-)
-- 
Grüße
Uli Holz                            

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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