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[ox] F/LOSH, Open/Free Architecture for...



Moin liebe Listen-LeserInnen!

Dies Posting bezieht sich auch auf ein paar Anmerkungen die zum
BerichterstattungsPosting (EuroMold - spannender als LinuxTag) von
StefanMn hier auf der Liste eintrudelten.
Ich knüpf ein paar meiner Gedanken daran an, da manches zusammenfällt.
Ansonsten schreib ich so ziemlich drauflos was mir in den letzten Tagen
zu `F/LOSH'~=`Open Hardware Design'~=`Open Architexture for ...' und
`soziale erfindungen' in meinem Kopf aufgelaufen ist.

So schrieb helmuth.s:

wir brauchen viel mehr 'soziale' erfindungen.sie sind nicht
patentierbar!

jau!!

Ein ARM-Projekt -- wobei ich ARM mit A Rapid Modelling Machine dann
schon lesen würde, ist aber nebensächlich --

doch etwas ausführen: Unterschied `Modelling' und `Prototyping'
rapid prototyping ist ja 'ne Wortfindung die einfach nur sagt, dass der
Ingenieur jetzt schneller zu seinem *Prototyp* kommt; `schnelle
Prototypen-Entstehung' ist erstmal nur ein Schritt der traditionellen
Produkt-Entwicklung, das eigentliche Produkt wird immer noch
vergleichsweise mit Steinzeit-Methoden hergestellt.
rapid modelling wäre dann eher 'ne Produkt-Herstell-Methode, sowie in
`Das Utopische Klo' die Klo-Herstellung, Klo-Materialisierung.

also ich wiederhole den Anfang nochmal:
ein ARM-Projekt wäre wahrscheinlich schon ein soziales Projekt -- wenn
auch es sich mit 'nem Inhalt beschäftigt der prinzipiell patentierbar
ist.
Spannender und für mich persönlich viel wichtiger als der Gegenstand,
die Maschine, der/die aus dem Projekt als die ultimative *Hardware*
hervorgehen soll, ist aber soziale Konstituierung und auch die
ökonomische.
Ein Teil von dem, bildet sich m. E. einer Lizenz zu Teilhabe und
Verteilung ab.
Braucht es überhaupt solch eine Lizenz? Was sind/wären die Alternativen?

Als besondere Tücke beim Aufstellen einer möglichst universellen Lizenz
für Freie Quell- und Beteiligungs-Offene Geräte-Konstruktion (von
ChristophB mit `F/LOSH', von helmuth.s mit `open achitecture for
hardware' in anverwandter Art und Weise benannt) stellt sich (mir!?)
die Situation dar, dass technische Erfindungen grundsätzlich _nicht_
dem Urheberrecht unterstellt sind -- so zumindest in der BRD.
Eine andere Situation als bei Computer-Programmen.

Vielmehr ist es wohl so, wenn du in einem Angestellten-Verhältnis
zu einem/einer sogenannten ArbeitgeberIn -- also einem abhängigen
Arbeitsverhältnis stehst, dass an allen *Erfindungen*, die du machst und
die in ihrer Art dem Tätitgkeits- und Themenfeld zuzuordnen sind, das du
auch für deinEn ArbeitgeberIn bearbeitest, deinE ArbeitgeberIn das
Verwertungsrecht hat, bis er/sie sein/ihr Desinteresse bekundet --
ausdrücklich oder durch Ablauf einer Frist zu deinen Gunsten.

Um diesen Verwertungsautomatismus von Anfang wegfallen zu lassen,
müssen nach meinem augenblicklichen Kenntnisstand
 a) die *Erfindungen* derart trivial sein das sie keine Erfindung im
Sinn irgendwelcher Rechtsprechung sind,
 b) die abhängige Beschäftigung, die du der Zeit vielleicht
(wahrscheinlich?) brauchst, um Tauschmittel für Waren
des täglichen Bedarfs zu erhalten, und die Tätigkeit `technische-
*Erfindungen*-machen' so verschieden sein, das deshalb ein
Verwertungsanspruch des/der ArbeitgeberIn ausscheidet.
Weiterhin kannst du
 c) eine selbständige Tätigkeit welcher Art/mit was auch immer
zum Lebensunterhalt und `technische-*Erfindungen*-machen' als
Extra-Goody ausüben,
 d) `technische-*Erfindungen*-machen' als freiberufliche
Tätigkeit, mit der du auch deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst
 e) in einer Organisation arbeiten, in der alle in der Kooperation die
gleichen Freiheiten haben auf die Kooperation Einfluss zu nehmen, und
so auch Einfluss auf Verwertung und Verteilung der gemachten
technischen *Erfindungen*.

Eine Ideale F/LOSH- Open-Architecture-Lizenz hätte die Eigenschaft, dass
sie auch als Alternative, Gegenentwurf, Anti-Modell zum klassischen
Patent da wäre und das der/die *ErfinderIn* selbst, Frei (!)
entscheiden könnte diese F/LOSH-Open-A-Lizenz für seine/ihre
*Erfindung* auszuwählen -- egal in welcher Aufgabe in welche
Organisation/Kooperation eingebunden.

Warum das Ganze? --
 -- Ich zitier mal aus ´nem Posting von Petra Wagner,
welches letzte Woche mit dem Subject: `RE: Technik&Gender (was: Re: [ox]
HOWTO Encourage Women in Linux' auf die Liste kam:

Petra schrieb darin: ...

3. Ohne einen gewissen Biss, ohne das Interesse, hinter die Kulissen
bzw. das Desktop zu schauen, ohne ein wenig mathematische/formale
Denke und etwas Durchhaltevermögen lernt mensch nicht, den Computer
einigermassen mit Spass zu beherrschen, (wenn auch M$ uns dies
vorgaukeln mag). Darauf sollten wir uns konzentrieren und dies
scheint in erster Linie ein Kommunikationsproblem, Motivationsproblem
bzw. ein Problem von Verhaltensweisen zu sein.

BTW: Meines Erachtens trifft das, was Petra zu/über Computer und
Software schreibt, auch auf Technik im Allgemeinen zu -- also auch auf
den (klassischen) Geräte- und Maschinenbau.

Val's Howto und
Terezas Ergänzungen sind ein guter Start, aber wie irgendwer schon
gesagt hat (Oliver?), es wird insgesamt zwischenmenschlich ein Schuh
daraus. Auf diese Idee bin ich bei Terezas Ausführungen zum oft
beklagten Phänomen gekommen, dass Frauen denn DOCH immer wieder die
Haushaltsarbeit übernehmen. Hierzu (nun auch von mir) eine persönliche
Geschichte:

... statt der Geschichte wieder dichter an F/LOSH &Co.
Mir ist hier momentan nur der folgende kurze Sinn wichtig ...

Langer Rede kurzer Sinn: Mensch lässt sich in Kompetenzbereiche
(Computer, Küche wasauchimmer) nicht gern dreinreden, wenn ein
gewisser
Vorsprung besteht, weil wir gelernt haben, nur hierdurch unersetzlich
ergo überlebenswert zu sein. Wenn diese Kompetenzbereiche erstmal
gesellschaftlich etabliert sind, dürften sie ganz besonders starr
sein

Das würde ich so bestätigen. Das ist das übliche Schema in dem
gelehrt/-lernt wird. Dann lass mal in solch einem (abgeslossenen)
Gebilde jemensch ausfall, z. B. durch Tod, dann ist die Kacke echt am
dampfen ...
Dann merkst du ganz schnell, dass solchlei produzierte Unersetzlichkeit
die Überlebensfähigkeit einer Gruppe stark gefährdet. Totalausfälle
lassen sich besser verkraften, wenn möglichst viel Wissen für
möglichst viele Tätigkeiten auf alle Gruppenmitglieder verteilt wird.
Ist 'ne Einschätzung, die ich mittlerweile aus dem frühen Tod meines
Vaters gewonnen hab.
Deshalb hab ich mir als Vorsatz genommen eben nicht diese
Unersetzlichkeit zu reproduzieren -- was mir aber weiss Gott selten
genug gelingt.

Kompetenzverteilung! -- für mich auch ein Beweggrund in Richtung
F/LOSH zuarbeiten.

weiter mit Zitat aus dem Posting von Petra:
Mein persönliches Fazit ist auf alle Fälle folgendes:

 - Wir sollten eine Kultur schaffen, in der Wissen nicht als
Statussymbol gilt, mit dem wir uns von unseren Mitmenschen abheben,
sondern in der es ein Statussymbol ist, das verfügbare Wissen mit
möglichst vielen Menschen erfolgreich geteilt zu haben, egal, in
welchem
Bereich, m.a.W. "Open Source" als hippen Lifestyle etablieren


Am Dienstag in der ersten Dezemberwoche nach einem Telefonat mit einem
Freund ging mir ein Satz wie folgt durch den Kopf:
Wissen ist wie Liebe, beides vermehrt sich nur (und existiert?), wenn
mensch es/sie mit anderen menschen teilt.

Die Idee, das Ideale (Selbst-)Bild vom Patentwesen war wohl so gedacht,
dass eine *technische Erfindung* vom `Erfinder' zeitlich befristet
exklusiv verwertet -- zum Geld/Kapital anhäufen -- werden kann, aber
auch so etwas wie eine Offene Frei Architektur für ein Gerätetyp
dargelegt wird -- durch die Veröffentlichung als Patent.
Soweit vielleicht das Ideal aus der Gründungszeit des Patentwesens.
Die Realität sieht, wie gelegentlich -- zuletzt von helmuth.s im bereits
zitierten Posting -- skizziert, reichlich anders aus. Patente werden
schon seit Jahren (ich selbst bin um 1999 massiv drauf gestoßen) als
Möglichkeitsverhinderung eingesetz. Mit anderen Worten: in der
klassischen Technik-Welt mit Geräten und Anlagen werden Patente
bevorzugt angemeldet um ein technisches Verfahren dem/der
KonkurrentInnen aus dem Bereich des Anwendbaren zu entziehen, ohne
selbst dieses technische Verfahren einzusetzen. Es gibt auch
Einzelfälle, in denen das angemeldete Patent schlicht unbrauchbar ist,
wenn mensch nicht über weitere unveröffentlichte Verfahren/Gegestände
verfügt, was geschickter Weise nicht offensichtlich ist. Und Patente
dienen wie in der Grundlegung vorgesehen der Abzockerei -- manchmal
Patent gegen Patent, aber auch da wird wohl gezockt und angetäuscht.

Worauf ich hinaus wollte, ist der Umstand, dass Patente _nicht_
geeignet, sind zweckdienliche Gegenstände und Verfahren für die
NutzerInnen (Eigennutz mein ich eingeschlossen) freundlich und schnell
und zielorientiert zu erschließen und/oder weiterzuentwickeln. (oder was
sonst gewünscht ist).
`F/LOSH', `Open Architecture for Hardware' kann meiner Meinung nach an
diesen Punkten deutlich andere Akzente setzen und eine weitere
Dimension erschließen, in der der `Fluss Gesellschaftlichen Tuns' (John
Holloway, Antimacht, Thesen zum buko26, vgl. http://www.buko.info/)
_nicht_mehr_ vom Kapitel unterbrochen wird.

Ob mit `F/LOSH', `Open Architecture for Hardware' ein emanzipatorischer
Weg beschritten wird, entscheidet sich m. E. unter anderem daran, ob mit
dem Verwirklich des Konzept Machtfragen gestellt werden (werden
können?), ob damit tatsächlich eine Selbstbewusstsein-Politik verbunden
ist. Es sind vorallem soziale Dimensionen für das Gelingen
entscheidend, nicht durch welche Maschinentechnik die entworfenen
technischen Gegenstände Gestalt annehmen.
Es braucht nicht erst die "freie" Rapid-Prototyping-/Modelling-
Maschine, obwohl das wahrscheinlich ein sehr schillerndes Ziel wäre.
Vielmehr braucht es eben einen "Rahmen", Leute, die sich organisieren,
um `F/LOSH' _gegenständlich_ werden lassen wollen -- in Naher Zukunft!

Das kann dann auch *bloß* ein Fahrrad sein, wie es mir vorschwebt, weil
mein aktuelles, welches ich fahre noch ettliche Macken hat ...
Wie ich schon andeutete muss die Organisierung den Prinzipien Freier
Kooperation genügen.

Das wäre, glaub ich, schon nennenswerter Schritt in Richtung einer
Kultur, in der es Statussymbols ist, Wissen erfolgreich geteilt zu
haben.

Ich komm nochmal auf die/mögliche `F/LOSH-Lizenz(en)'.
Ich hab mir mal die Hardware-Lizenzen vorgenommen, die bei
http://www.opencollector.org/hardlicense/licenses.html aufgeführt sind.
Auch wenn ich noch nicht wirklich Fragen oder Antworten daraus ableiten
kann, Was für interessierten Sachverstand gibt es unter den Listen-
LeserInnen zum Entwickeln von `F/LOSH-Lizenz(en)'?

ToPu

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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