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Re: [ox] EuroMold - spannender als LinuxTag



Hi Matthias, alle!

Zunächst direkt zu diesem Thread. Zu dem von Kai angerissenen, sehr
interessanten Themenkomplex dieser Tage noch mehr.

Ich bin BTW ja ganz froh, dass du, Matthias und auch Helmuth, der sich
ja auch als Ingenieur geoutet hat, mir nicht heftig widersprechen, was
die Technik betrifft. Da bin ich ja ziemlicher Laie.

2 weeks (17 days) ago 71mawi wrote:
gerade fahre ich von der EuroMold nach Hause. Es war *superspannend*!!

Hi Stefan, wo warst Du?

Ich war gegen 11 Uhr an allen möglichen Eingängen.

Sorry, mein Zug hatte gut 10 Minuten Verspätung und damit wurde es
endgültig zu eng für den Termin :-( . Ich war so gegen 11:25 am
Treffpunkt, habe dich aber nicht gesehen. Na, beim nächsten Mal :-) .

Das Zeitproblem:

Ein Zeitdieb ist das Aufwärmen der Maschinen (bei MEtall werden Temperaturen
bis 500°C erreicht.)
Ein weiterer ist beim Sintern, die Verfahrzeit des Recoater oder Befüllers,
der das Metall oder Polymerpulvers Schicht für Schicht aufträgt (Schichtdicke
20 Mikrometer). Je nach Komplexität werden alle 20, 40 oder 60 Mikrometer
der Laser in Gang gesetzt. Dadurch kann es auch schneller gehen. Man kann in
einer Kammer auch mehrer Kleinteile ohne wirklichen Zeitzverlust herstellen, da
der Recoater immer den ganzen Weg fahren muss, während so ein Laser sehr
schnell alles erhitzen kann.

Ja, denke ich mir. Aber das ließe sich grundsätzlich durch eine höhere
Parallelisierung lösen - d.h. mehr parallele Maschinen gleichzeitig
einsetzen.

Meine These, dass Rapid Tolling den Maschinenbau verändern und prägen wird
wie der Kopierer die Bürowelt seit ca. 20 Jahren, wurde entweder positiv
erstaunt oder bejahend bestätigt.

:-)

Das ist für mich BTW ein wichtiger Bestandteil des Reality Checks.

* Vision

  So, nach den ganzen Eindrücken noch ein paar Takte zur Vision.

  Mehr als je zuvor bin ich davon überzeugt, dass auf diesem Sektor
  der materielle Weg in die Zukunft liegt - der kapitalistische auf
  jeden Fall, aber auch und gerade der emanzipatorische. Auf einer
  Messe wie der EuroMold wird sichtbar, was es mittlerweile auf dem
  materiellen Sektor an Potential gibt, das voll kompatibel zur Logik
  Freier Software ist und die Verschiebung des Schwerpunkts der
  materiellen Produktion *kräftig* in Richtung der
  Informationsproduktion verschiebt. Mehr denn je habe ich den
  Eindruck, dass auch hier die ganz innerkapitalistische
  Produktivkraftentwicklung in eine Richtung geht, die eine andere
  Welt, die wesentlich auf der Informationsproduktion - und damit auf
  der Selbstentfaltung der Menschen - beruht.

  Mein Eindruck ist, dass die meisten dieser Materialisierer *selbst*
  auf einer verhältnismäßig einfachen und überschaubaren Technik
  basieren. So ein 3D-Drucker insbesondere ist im Grunde einem
  Tintenstrahldrucker nicht so unähnlich.

Das Know How liegt im Verfahren und der Werkstoffwissenschaft. Das heißt die
Materialien sind wichtig! Die Mechanik ist bekannt, die Anstzeuerung und die
Auswertung der 3D-Daten macht den Rest an KnowHow.

Wenn die Materialien wichtig sind, dann wäre ja ein Schritt, dass
diese im Baumarkt um die Ecke erhältlich wären. Na ja, vermutlich ein
Henne-Ei-Problem bzgl. der Verbreitung solcher Technologie :-( .

  Wahrscheinlich gilt bei den
  meisten Materialisierern, was ChristofB auf der Oekonux-Konferenz
  als These genannt hat: Die allermeisten Teile sind Standardteile und
  nur ganz wenige Teile sind sehr speziell - beim 3D-Drucker
  vermutlich der Druckkopf.

  Wenn ich jetzt mal die Analogie zur Freien Software weiterspinne,
  dann wäre es so langsam an der Zeit, dass das RMS-Analogon unter den
  Maschinenbauern aufsteht und sagt: "Ich will eine Freie
  Rapid-Prototyping-Maschine haben!" und das Projekt ARM (ARM is a
  Rapid prototyping Machine) gründet, das das Ziel hat, einen Freien
  Entwurf mit möglichst vielen Standardteilen zu erzeugen.

Dafür sind die Maschinenbauer zu kulturkónservativ.

EineR reicht ja schon :-) .

  Wäre diese
  erst mal da, so könnte sie selbst die Spezialteile fertigen - oder
  zumindest vorbereiten - die für sie gebraucht werden. Sie könnte
  sich quasi selbst reproduzieren :-) .


Das Material erhält man derzeit wohl nur über die Maschinenhersteller!!! Die
Materiallieferanten haben sich mit den Maschinenherstellern
zusammengebunden.

Das ist dumm. Aber wenn ich an frühe Software-Entwicklung denke, dann
gab es da auch keine Unabhängigkeit voneinander. Vielmehr wurde die
frühe Software-Herstellung ja direkt durch die Hardware-Hersteller
vorgenommen und die Software quasi als Zugabe zur Hardware betrachtet.
Dass sich beide Bereiche ausdifferenziert haben, war erst später und
ist heute noch nicht flächendeckend (OS/390 von IBM für IBM AFAIK).

Aber ich weiß nicht, ob dieser Vergleich wirklich trägt.

Also: MAschine = Computer, Material= Software?

Ich weiß nicht genau, wie hier die Analogie am besten hinhaut.
Vielleicht mehr "Maschine = Computer + Programme" und "Material =
andere Daten" wie z.B. Texte, Bilder, Musik, etc.

2 weeks (17 days) ago 71mawi wrote:
Ein Problem, das ich in deiner Vision sehe, ist aber, daß die
neuartigen Methoden mit hoher Wahrscheinlichkeit patentiert
sind.

Korrekt. Und man kann schoon ein einfaches Handling patentieren, wenn es an
einer neuen Maschine sich befindet.

Ja, hier betreten wir wohl wirklich den *klassischen* Bereich der
Patentierung.

Das Problem scheint mir das Material zuu sein.

Dann wäre also der Rat an jede Oekonux-faszinierte SchülerIn, was sie
denn studieren solle: Maschinenbau mit Vertiefung Werkstoffkunde :-) .

D.h. das angesprochene Projekt müßte nicht nur einfach
freie Baupläne entwickeln, sondern freie Baupläne, deren
Ausführung keine Patente verletzt, und die auf Automaten
ausgeführt werden, die ebenfalls unpatentiert und deren Baupläne
frei sind.
Das stelle ich mir wahnsinnig schwierig vor.

Ich mir auch.

Schon. Aber ein Freies Unix schaffen zu wollen, war auch wahnsinnig
:-) .

Hast du mal nach Patenten gefragt?

Die Werkstoffhändler arbeiten eng mit Maschinenentwickler zusammen, da
dürfte es einen elenden Patentdschungel geben.

Graham und andere berichten das auch aus dem Chip-Design. Ein echtes
Problem :-( .


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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