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Grenzen des Oekonux-Konzepts? (was: Re: [ox] Die Grenzen des Oekonux-Konzeptes)



Hi Kai und alle!

Danke zunächst mal für deine interessanten Fragen. Ich habe mal das
Subject ein bisschen geändert ;-) .

Ich hole mal ein bisschen weiter aus und bringe auch ein paar neuere
Gedanken mit ein. Ich zitiere auch mal fast alles um die Zusammenhänge
einfacher erfassbar zu machen.

2 weeks (17 days) ago Kai wrote:
1.
ich finde es schade, dass bisher niemand auf die Fraene/Fragestellungen
in meinem urspruenglichen
Beitrag "RE: [ox] Unterschied PC/"Molding" Kulturen?" vom So 08.12.2002
00:50 (wiederholung am Ende, s.u.) geantwortet hat.

Sorry, aber dazu kann ich leider nichts sagen, weil ich dazu nichts
weiß. Andere können da besser antworten und ein paar Antworten kamen
ja auch schon.

Sie erscheinen mir fuer die Beurteilung dieser Technologie im Rahmen des
Oekonux Projektes von zentraler Bedeutung zu sein.

Dazu vielleicht nochmal kurz, warum das hier von Vielen spannend
gefunden wird.

Die zentrale Idee ist, dass der Schwerpunkt *auch* der materiellen
Produktion sich weg von der materiellen Seite hin auf die
Informationsseite verschiebt. Dies würde eine qualitative Änderung in
den Produktivkräften bedeuten, die ihrerseits - so die theoretische
Lesart - eine qualitative Änderung des Gesamtsystems in den Bereich
des Möglichen rücken lässt.

Dass sich hier qualitativ was ändert, liegt am verglichen mit
materiellen Gütern qualitativ anderen Charakter des Gutes Information.
Wenn du so willst das Wort Informationsgesellschaft auf den Begriff
gebracht. Diese qualitative Änderung können wir in relativ reiner Form
keimförmig bei Freier Software beobachten, die sich in einigen
Hinsichten erheblich von Phänomenen mit Schwerpunkt in der materiellen
Welt unterscheidet. Ein wichtiges Thema der Liste.

Die Extrapolation dieser Überlegungen zurück in den materiellen
Bereich lässt uns nach Phänomenen suchen, wo diese Verschiebung auf
den Informationaspekt auch in der materiellen Produktion hier und
heute bereits sichtbar ist. Ein relativ naheliegender Schluss ist es
nach Produktionsmaschinen zu suchen, deren konkrete Produktion
wesentlich von Information und eben weniger bauartbedingt ist, als das
bei klassischen industriellen Maschinen zu beobachten ist.

*Daher* bin ich auf die EuroMold gegangen und schaue mir diese
Technologie an.

Gern gewählte Analogie ist der Übergang von der Bodenbearbeitung als
Zentrum der Produktivkräfte hin zur industriellen Produktion während
des Übergangs zu bürgerlichen Gesellschaftsformationen.

Soweit mal ein kurzer Abriss über das, was ich mir so momentan
zusammenreime.

Zumindest wuerde ich gerne wissen, wie das Schweigen zu beurteilen ist:
handelt es sich um "alte Kammellen", die laengst geklaert sind (Dann
waere ich fuer einen Hinweis auf entsprechende beitraege/Artikel oder
auch kurze Wiederholung der besten Argumente dazu) dankbar. Oder handelt
es sich umgekehrt tatsaechlich noch um ungeklaerte Fragen, auf die noch
(?) keine befiredigenden Antworten gegeben werden koennen?

Eher Letzteres.

2.
Anlaesslich des ebenfalls sehr interessanten Beitrages von Helmuth
Spulik vom Di 10.12.2002 19:14 im Orginal-Thread "Re: [ox] EuroMold -
spannender als LinuxTag", insbesondere des Absatzes dort:


für die beteiligten maschinenbauer und formgeber vollzieht sich die
fortentwicklung dieser techniken nun seit 30 jahren, dokummentiert in
der
wochengazette VDI- Nachrichten, nach dem motto- alles was denkbar, ist
auch
machbar. [...] vor 15 jahren kündigte ich diese zeitung, weil es anfing
für mich langweilig
zu sein.
<<<

moechte ich die Fragestellung meienr letzten Mail von dem anderen,
umgekehrten Gesichtspunkt, der Perspektive der (materiell)
"produzierenden" Industrie angehen. Ich denke, eine Diskussion ueber
diese Fragen koennte auch helfen, den Oekunux Ansatz, nicht nur in
Hinblick auf Molding (ich verwende hier Molder, Molding usw einfach,
unabhaengig von einer etwaig existierenden tastaechlichen Benutzung in
einer Fachsprache, als materiellen universalproduktion in analogie zur
universellen universalsteuerung durch den PC), zu praezisieren. Generell
scheint es mir dazu  vom Vorgehen her sinnvoll, die vorhandenen Grenzen
des derzeitigen Oekonux-Ansatzes (zumindest bezueglich Molder)
moeglichst scharf / stark herasuzuarbeiten, um dann in einem *zweiten*
schritt zu untersuchen, inwiefern diese dann doch zu umgehen sind.

Grundsätzlich bin ich für meinen Teil selbstredend immer für eine
Erweiterung zu haben. Allerdings glaube ich nicht, dass das über das
von dir gewünschte Festnageln von Grenzen besonders gut funktioniert -
zumindest bei Oekonux. Dazu sind die Grenzen hier viel zu fließend und
es gibt sicher auch große Grauzonen. Hier was scharf herausarbeiten zu
wollen widerspricht nach meiner Wahrnehmung dem Geist des Projekts.
Ich finde diesen Geist jedenfalls sehr produktiv :-) .

- wie verhaelt sich Oekonux zu den Fragen von Grund und Boden, Nahrung,
Rohstoffe, Energie? Diese lassen sich offensichtlich nicht durch Molder
o.ae. herstellen sodnern im Gegenteil setzen Modler (zur Wortverwendung
s.o.) diese offensichtlich vorraus

Die dahinter liegende Frage ist m.E. eine aus dem Bereich Knappheit /
Begrenztheit / Vorkommen.

Ich würde eine Hauptunterscheidung zwischen Produkten und (in der
Natur) Vorgefundenem machen. So gesehen würde ich z.B. Erdöl auch
tendenziell eher als ein Produkt betrachten, da es i.A. nicht ohne
menschliches Zutun aus dem Boden sprudelt.

Diese Unterscheidung ist zumindest so explizit nicht in Bennis
ursprünglichem Vorschlag drin gewesen. Sie ist mir in letzter Zeit
aber wichtiger geworden, da es einen kategorialen Unterschied zwischen
dem Vorkommen eines Naturstoffs und dem "Vorkommen" eines Produkts
gibt. Letzteres kommt nämlich eben nicht vor, sondern wird von
Menschen hergestellt. Damit unterliegt seine Existenz aber wesentlich
menschlicher Einflußnahme. Das schließt endliches Vorkommen echter
Rohstoffe / Naturstoffe nicht aus, das tatsächlich nicht durch
Menschen beeinflussbar ist. Produktion ist qua Defintion aber
menschengemacht, zumindest aber menschengesteuert.

Deine oben gestellte Frage bezieht sich jetzt m.E. vor allem auf
Produkte. Selbst Grund und Boden ist ja i.d.R. menschenbearbeitet und
wird nicht einfach so genutzt wie vorgefunden. Natürlich sind Grund
und Boden nicht (ohne Weiteres) vermehrbar, aber die Nutzbarkeit von
Grund und Boden ist doch auch an ihre Vorbereitung durch menschliche
Aktivität gebunden. So gesehen ist also auch Grund und Boden in
gewisser Weise Produkt.

Wenn wir die Frage nach Knappheit bei Produkten stellen, so
unterscheidet sich diese Frage nicht von anderen Knappheitsfragen.
Knappheit wird qua Definition gesellschaftlich hergestellt und ist von
Begrenztheit zu unterscheiden.

Begrenztheit ist dagegen ein Konzept, das sachlich begründet ist. Nun
kommen wir nach den obigen Überlegungen bei Produkten natürlich in die
Schwierigkeit, dass Produktion auch eine höchst gesellschaftliche
Größe ist. Hmm... Hier müssten wir vielleicht nochmal genauer drüber
nachdenken, wie das besser gefasst werden kann - oder vielleicht doch
anders gefasst werden sollte? Mir drängt sich auf, dass Knappheit dann
vorliegt, wenn keine aktuelle Begrenztheit vorliegt.

Meine Frage wäre jetzt aber vor allem die: Wie kann mit Begrenzungen
so umgegangen werden, dass ein möglichst hohes Maß an Bedürfnissen
befriedigt werden kann? (Die Schwierigkeit der Bestimmung eines
solchen Maßes übergehe ich hier mal.) Wenn ich darüber nachdenke - und
das scheint mir letztlich der Ansatzpunkt deiner Frage zu sein - so
bin ich nicht der Meinung, dass das Maß an erreichbarer
Bedürfnisbefriedigung linear mit dem Maß der nutzbaren Produkte
steigt. Platt gesagt: Immer mehr essen macht irgendwann nicht mehr
satt sondern dir wird schlecht.

So gesehen wäre eine Antwort, die ich im Oekonux-Kontext geben würde:
Wo ist das prinzipielle Problem? Durch eine weitere
Produktivkraftentwicklung würde ich erwarten, dass noch viele
Bedürfnisse leichter (d.h. mit geringem materiellen Ressourceneinsatz
und wenig menschlicher Arbeit) zu befriedigen sind als heute und so
gesehen wäre ein Vorantreiben der Produktivkraftentwicklung ein
wichtiger Aspekt.

- Universell einsetzbare Techniken, universelles produzieren hat es auch
in der Vergangenheit gegeben (Holzbearbeitung durch Tischler/Schreiner
und Einsebearbeitung durch Schmiede, Keramik/Ton durch Toepfer usw) -
hat diesen zum Kommunismus nur der freie Austausch der Bauplaene
gefehlt?

Die Frage übersieht einerseits die Schwerpunktverschiebung von der
materiellen hin zur Informationsproduktion und zum anderen war bei
diesen Tätigkeiten der Einsatz konkreter, hochspezifischer
menschlicher Fähigkeiten unumgänglich.

Zur Schwerpunktverschiebung habe ich oben schon was gesagt, aber ich
will hier noch Folgendes hinzufügen: War der Freie Austausch der
Baupläne in den mittelalterlichen Handwerken nicht sogar weitgehend
gegeben? Die Wissenschaft jedenfalls postuliert ja geradezu den Freien
Austausch als Wesensmerkmal. Was mir wichtig daran ist: Alle diese
Dinge gibt es schon sehr lange. Die bisherigen
Gesellschaftsformationen haben aber andere Schwerpunkte gesetzt bzw.
wurden durch andere Schwerpunkte bestimmt. Heute sind wir m.E. in der
historischen Situation, wo eine Verschiebung auf die Aspekte der
Informationsproduktion stattfinden kann und die
Produktivkraftentwicklung sogar m.E. erkennbar dahin "drängt".

BTW: Mit Produktivkraftentwicklung meine ich durchaus nicht nur
Technik. Dazu gehören auch z.B. die sozialen Verhältnisse. Bei Freier
Software ist das ja alles ganz gut sichtbar.

Aber auch der zweite Aspekt oben scheint mir wichtig. Haben die
materiellen Maschinen eine Ablösung von menschlicher (und tierischer)
Muskelkraft und immer mehr auch Feinmotorik ermöglicht, haben die
industriellen Werkzeugmaschinen eine Mechanisierung dieser
Produktionsfaktoren geleistet, so tut es heute im Informationsbereich
Software aller Art.

Z.B. einE SetzerIn musste früher noch wissen, wie eine Buchseite
ansprechend gesetzt wird. Die klösterliche SchreiberIn vor ihr musste
nicht nur Kenntnisse im Schreiben und ästhetischer Gestaltung haben,
sondern musste diese Dinge sogar noch per körpereigener Feinmotorik
umsetzen können. Dieses Know-How ist heute in TeX, Word-Prozessoren,
Templates (und Druckern) gewissermassen materialisiert. Das
gesellschaftlich gesammelte Know-How steht heute tendenziell in Form
handlicher Dateien zur Verfügung und ich kann es oft zu einem guten
Teil nutzen, ohne dass ich mich mit den Details auskenne.

In gewisser Weise empowern diese Entwicklungen die Menschen. Sie
können mit Hilfe dieser Technologie Dinge tun, die früher ExpertInnen
vorbehalten waren. Sie vergrößern Handlungsfreiheit und sind also
hilfreich für emanzipatorische Prozesse.

- Aehnlich universell geht es doch auch in anderen Techniken: Mit
Plastik/Kunststoffen oder im Spritzguss u.ae. lassen sich, in den weiten
Grenzen dessen was mit dem Material moeglich ist, schon seit Jahrzehnten
alles herstellen, was die Formen ("Werkzeuge") hergeben, ohne das der
Kommunismus ausgebrochen waere oder, weniger flapsig/polemisch
formukliert, das hier jemand einen Widerspruch zur kapitalistischen
Produktion gesehen haette (siehe dazu auch das obige Zitat aus dem
genannten Beitrag von Helmuth Spulik.

Das ist richtig. Aber bei der Herstellung der Formen tut sich einiges
und auch die Universalität der Maschinen in anderen Bereichen steigt
weiter. Diese Universalität beruht auf immer mehr maschinellen
Freiheitsgraden - ein Terminus Technicus im Roboterbau -, mit der
diese Maschinen immer weniger - ich sag mal: - bauartbedingt auf eine
bestimmte Operation festgelegt sind. Dies ist ähnlich wie beim
Computer, der zwar auch von Militär und Kapital erfunden wurde, heute
aber allen möglichen Verwendungen zugeführt werden kann - darunter
auch transkapitalistischen wie Freier Software und Oekonux ;-) . Das
war mit einem Fließband nicht möglich.

Gleichzeitig bilden diese Maschinen auf Grund ihrer vielen
Freiheitsgrade auch eine Möglichkeit kreatives Potenzial auszuleben -
m.E. ein Kernbestandteil von Selbstentfaltung. Damit bilden sie quasi
die technische Grundlage für eine GPL-Gesellschaft.

Dies steht in der Tat erstmal nicht unmittelbar im Widerspruch zur
kapitalistischen Produktion. Dies ist auch nicht bei Software *per se*
so. Vielmehr braucht es dafür eben auch den bei der Freien Software
beobachtbaren Produktivkraftentwicklungsschritt, der diese Potenziale
nicht nur nutzt, sondern mit diesen Potenzialen auch tendenziell
bessere Produkte hervorbringt als der kapitalistische Prozess zu
liefern in der Lage ist.

In den Messeberichten kommen folgende Erweiterungen vor: neue
Materialien, die mehr Moeglichkeiten bieten und die Formen ("Werkzeuge")
lassen sich nun nach der selben Technik selbt so flexibel herstellen
bzw. es wird gleich (Roboter, mc-Fraesen usw) auf die Form verzichtet,
so dass eine hoehere Flexibilitet (Einzelfertigung nur durch den
Prohgrammieraufwand begrenzt, der widerum durch bereits vorhandene CAD
Modell gegen Null sinken kann) erzielt werden kann.

Es ist klar, das hieraus die Vision von einer Annaeherung an die PC
Verhaeltnisse gezogen wird, also der Universalmaschine die selbst
weitere Universalmaschinen produziert (so wie sich am PC Programem
wieder fuer die Erzeugung anderer Programme nutzen lassen oder
Chipdesign mithilfe von Software zu noch leistungsfaehigegen Chips mit
noch leistungsfaehigerer Software fuehrt usw).

Den Selbstreproduktionsaspekt hatte ich noch gar nicht so gesehen.
Aber du hast Recht: Ohne den `gcc' (GNU Compiler Collection, vormals:
GNU C-Compiler) gäbe es kein GNU/Linux.

3.
[In dem Zusammenhang noch ein paar allgemeinere kritische Ueberlegungen,
entlang des Kapitalismus-Kritischen/Kommunistischen Potentials von
Oekunux gedacht:]

Es ist aber fuer mich nicht unmittelbar einsichtig, wie so eine
technische Entwicklung zu einem Widerspruch im Kapitalismus oder gar zu
Kommunismus (im Oekonux-Zusammenhang vom mir hier im weitesten Sinne
verstanden als eine "bessere Gesellschaft" jenseits von Kapitalismus,
wie immer die auch aussehen mag) fuehren soll.

Vielleicht ist schon ein wenig klarer geworden, wie zumindest ich die
Zusammenhänge sehe. Die technische Entwicklung *allein* reicht nicht
aus. Sie ist eine (wichtige) Voraussetzung für die anderen
Produktivkraftentwicklungsschritte, die auf dieser Technik aufsetzen.
Ohne das Internet gäbe es keine Freie Software. Aber es wäre ein
Internet ohne Freie Software zumindest denkmöglich - wenn ich auch
glaube, dass die Freien Standards nicht zufällig die proprietären
Standards nach und nach verdrängt haben (kennt noch jemensch Bitnet
von IBM?).

Idee ist hier anscheinend, das bei eienr solchen Universalmaschine die
Potenz (Einsatzmoeglichkeit) einer solchen Universalmaschine
entscheidend von den "Prograsmemn" und "Daten" abhaengt, also von
Faktiren jenseits der Maschine, so dass hier einer potentiell riesigen
Einsatzmoeglichkeit (in Gestalt von allen vorhandenen Bauplaenen usw)
eine Beschraenkung durch die realen Patente usw., also "kuenstlich" /
gewaltsam/gesetzlich aufrecht erhaltenen Monopolen/Beschrasenkunegn
entgegensteht.

Ja, ein wichtiger Faktor. Marx'sch würde ich argumentieren, dass die
alten Produktionsverhältnisse (Patente, Zwang zur Verknappung) zu eng
werden für die Produktivkraftentwicklung. So wie die aufkommenden
kapitalistischen Produktivkräfte die feudalen Verhältnisse nach und
nach verdrängt haben, so stelle ich mir vor kann es auch bei der
jetzigen Produktivkraftentwicklung geschehen. Ob es Zufall ist oder
nicht, dass wir hier viele emanzipatorische Potenziale erkennen
können, lass ich mal dahin gestellt sein. Fakt ist, dass wir sie
erkennen können :-) .

Aber ist diese Beschraenkungen, mit den ihn einhergehenden
Erpressungsmoeglichkeietn (oder, anders betrachtet: suboptimalen Einsatz
der Mittel gemessen an uns wuenschenswerteren Zwecken) gibt es doch in
jeder Herrschaft (ist nicht gerade diese Monopolisierung/Begrenzung ein
typisches Merkmal, viele wuerden sogar sagen: *das* Merkmal,  von
Herrchaft?) und natuerlich auch im Kapitalismus ?

Nun ist ja der Begriff der Herrschaft in den letzten Monaten ziemlich
umstritten. Was du in der Klammer über den suboptimalen Einsatz
schreibst, würde ich als tendenziell unvereinbar mit dem Begriff der
Herrschaft iSdsS sehen und würde es eher als Machtmissbrauch
bezeichnen - wobei das so losgelöst zu betrachten aber ohnehin wenig
Sinn hat.

Ich vertiefe mich an dieser Stelle mal nicht in diesen Punkt, obwohl
er m.E. ziemlich spannend wirklich eingehend zu beleuchten.

Wenn wir aber soweit sind, warum sich dann nur auf diw Widerspruche
dieser Bschraenkungen/Monopolisierungen im PC Bereich beschraenken oder
danach zu suchen inwieferndie spezifischen Widerspruche des PC Bereiches
analog auch in anderen Bereichen auftauchen (dies wohl die spezifische
Oekonux Variante)?

Waere nicht umgekehrt angemessen eine Verallgemeinerung der im
PC-Bereich auftauchenden Beschraenkunegn/Widersprueche wie oben
geschildert zu den allgemeinen Beschraenkungen/Monopolen usw. zu
fuehren?

Ich kann momentan nicht erkennen, dass diese Spezifität
verallgemeinerbar wäre. M.E. kommt diese Spezifität aus der
Produktivkraftentwicklung und die lässt sich nur beschränkt
verallgemeinern - oder?

Dann braechte es aber Oekonux in dieser Form (i.S. von
"histoMat"-Perspektive, die sich sozusagen automatisch, hinter dem
Willen der Produzenten, aus dem technischen Fortschritt ableitenliesse)
nicht, sondern dann waere Oekonux nur ein spezifischer Ausgangsunkt um
zu einem allgemeineren Thema zu kommen (Frage dabei, wie sich das dann
mit dem Selbstverstaendnis von Oekonux bzw, seiner Macher vertraegt).

4.
Noch zu einer ganz andere Fragestellung, geht in Richtung Kreativitaet:

- Wer entwickelt (bzw. sollte entwicklen, in der Vision) die
revolutionaeren neuen Materialien? und wie? Am PC? *nur* bzw. vor allem
am PC?

Na, mit den Hilfsmitteln, die der Sache am angemessensten erscheinen.
Wenn ich stark mit Informationen arbeite und das Ganze auch noch
weltweit vernetzt tue, dann scheint mir PC und Internet nicht
unpraktisch. Oder?

- Wer entwicklet revolutionaer neue Machinentypen? Bei der Software ist
es relativ einfach komplett neue Software selbst wieder als Software zu
entwicklen (aber auch hier gibt es grundsaetzliche Grenzen, wie die Art
der Programmiersprachen selbst, Grundlegende Algorythmen bzw,. diesen
zugrundeliegenden Mathematischen Theorien, grundsaetzlich andere
herangehensweisen an Probleme usw, die auf die menschliche Kreativitaet
jenseits vorgegebener Muster/Axiome deuten), aber was waere das
Aequivalent dazu beim Maschinenbau?

Hier wäre erstmal die Frage, warum oder wie sehr wir revolutionär neue
Maschinentypen brauchen. Klar ist der Kapitalismus in die Maschinen
mit eingebaut, aber wie geschrieben bietet die bauartbedingte
Universalität schon viele Potenziale.

Auch bei Freier Software gibt es übrigens nur sehr begrenzt
revolutionär neue Software - oder? (Mal davon abgesehen, dass für
manche ordentlich funktionierende Software schon revolutionären
Charakter hat ;-) ).

Hier muessten (wie bei der Materialforschung auch) sicher, je kreativer
(also das bestehende Wissen erweiternde) um so mehr, die vorhandenen
Modelle/Simulationen in Form von Programmen und Daten verlassen werden
und neues (sei es im geiste, sei es in "echten", "klassichen" Versuchen)
ersteltl werden.

Kommt darauf an, wieviel du mit Software simulieren kannst. Gute
(Freie) Simulations-Software wäre m.E. wichtig.

Waeer nicht, im Hinblick auf ein Menschenbild, das das Potential des
Menschen erweitern will, nicht nur in Form eines Universalkonsumierers
wie wir ihn heute als Imaginaeren Idealkonsumenten der Werbung usw
kennen, sondern als schoepferischen, sich selbst und seien Umwelt
vebvollkomenderen und qualitativ neues schaffenden Menschen, sinnvoll,
diesen kreativen Aspekt zu betonen?

Klar. Habe ich ja oben gemacht.

Dazu waere dann diese neue
Technologuie (ob PC Technologie oder Molder) darauf abzuklopfen,
inwiefern sie diese Kreativitaet hervorbringt und inwiefern sie deise
moeglicherweise gerade "wegrationalisiert".

Definitiv. Siehe dazu andernmails in diesem Thread.

IMHO wuerde eine naehere Untersuchung auch hier ergeben, dass eine
solche wunschenswerte (i.S. des geschilderten "kreativen" Szenarios,
gegenueber eines eher passiven, abhaengigen Konsum-Trottel Scenarios),
auch hier wieder nicht von der Technik abhaengt, sondern ganz
unabhaengig von der Technik behandelbar ist

*Ganz* unabhängig glaube ich nicht. Aber auch nicht *ganz* abhängig.
Es ist m.E. ein wechselseitiger Prozess.

(im uebrigen stehen den
moeglicherweise Hunderttausenden von Open source Programmierern eine
Zigfach groessere Anzahl von Computer/Komsole-Spiel und
Videofilm/TV/Musik  Konsumierern gegenueber, was die Vermutung solide
erscheinen laesst, dass Technik keienswegs automatisch zu mehr
Kreativitaet im o.g. Sinen fuehrt sondern umgekehrt der Umgang mit der
Technik nicht aus ihr sondern sich aus etwas anderem, wohl aus den
geesellschaftlichen Rahmenbedingungen, einschliesslich der den
herrschenden Werten/Zielvorstellunegn usw ergibt).

Es gibt aber Zusammenhänge. Was technisch nicht machbar ist kann auch
bei den besten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht sein.

Ich wuerde mich freuen,
wenn es hierzu zu einer kleien Debatet kommen koennte
(schade das Eure Konferenz vorbei ist, sie haetet sich als
Forum dazu gut geeignet)

Nun, der Vorteil der Liste ist, dass sie eben nicht räumlich und
zeitlich so beschränkt ist wie eine Konferenz. Daher kann hier so eine
Debatte nach meiner Wahrnehmung in mancher Hinsicht besser laufen.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

PS: Kannst du, Kai, deine Mails nochmal gegenlesen vor dem Abschicken?
Die vielen Verschreiber sind teilweise schon fast sinnentstellend und
es macht keinen Spaß andauernd rauszuknobeln, was eine bestimmte
Buchstabenfolge eigentlich für ein Wort sein soll.

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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