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Re: [ox] Re: Warum Herrschaftsdebatte?



Hi!

Hi Stefan,

On Monday 13 January 2003 20:43, Stefan Merten wrote:
Eine einfache Frage dazu, die vielleicht schon auf den Kern der ganzen
Debatte zielt: Kann die Anwendung von Macht emanzipativ sein? Wenn ja:
Wann? Wenn nein: Was ist für dich Macht?

Die Unterscheidung von Holloway zwischen instrumenteller Macht (potestas) 
und kreativer Macht (potencia) erscheint mir sehr sinnvoll. Hier auf der 
Liste wurde schon oft zwischen "Durchsetzung auf Kosten anderer" und 
"Selbstentfaltung, die die Entfaltung der anderen voraussetzt" 
unterschieden. In der Kritischen Psychologie wird zwischen restriktiver 
und verallgemeinerter Handlungsfähigkeit unterschieden. Das meint alles 
ähnliches.

IMHO geht es darum, den Einsatz instrumenteller Macht zu unterbinden und 
die Entfaltung kreativer Macht zu ermöglichen. Oder mehr oxig: 
Bedingungen zu schaffen, in denen die eigene Entfaltung die Entfaltung 
der anderen voraussetzt und umgekehrt.

Um das mit Herrschaft zu verknüpfen, würde ich sagen: Herrschaft braucht 
die Anwendung instrumenteller Macht während die Entfaltung der kreativen 
Macht die Herrschaftsfreiheit braucht.

Einig. Ich hatte sowas Aehnliches mal mit dem Begriff Ermaechtigung
probiert. Herrschaft ist dann emanzipativ, wenn sie Handeln ermoeglicht statt
einschraenkt. Adorno hat das mal mit dem Begriff Organisation durchgespielt und der
passt dann vielleicht auch besser als Herrschaft. Der Aufsatz heisst
Individuum und Organisation und darin wird _mehr_ Organisation gefordert und
begruendet unter welchen Bedingungen Organisation befreiend wirkt, naemlich dann,
wenn Organisation dem Willen aller Organisierten dient (wenn ich mich richtig
erinner). 

M.E. ergibt sich aus dem relativ einfachen Massstab der Ermoeglichung von
Handeln aller ein ganzer eher altbekannter Rattenschwanz: *Transparenz* ist
noetig um fuer alle Mitglieder der Organisation entscheidbar zu machen, ob ihr
Handeln begrenzt wird, *Kontrolle* der Organisierenden brauchts, um im
Zweifelsfall antiemanzipatorische Organisation zu verhindern. *Freiwilligkeit* der
Mitgliedschaft ergibt sich als Muss aus unterschiedlichen Zwecken
unterschiedlicher Organisationen.

Ganz weit dahinter steckt freilich der Glaube an letztendliche
Konfliktaufhebung in einer befreiten, wahrhaft rational organisierten Gesellschaft. Da bin
ich mir nicht mehr ganz so sicher, wie ichs mal war.

mfg

Thomas (Be)

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