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Re: [ox] Re: Warum Herrschaftsdebatte?



Hi Thomas,

Zitiere Thomas Berker <thomas.berker gmx.de>:
Um das mit Herrschaft zu verknüpfen, würde ich sagen: Herrschaft braucht 
die Anwendung instrumenteller Macht während die Entfaltung der kreativen 
Macht die Herrschaftsfreiheit braucht.

Einig. Ich hatte sowas Aehnliches mal mit dem Begriff Ermaechtigung
probiert. Herrschaft ist dann emanzipativ, wenn sie Handeln ermoeglicht
statt einschraenkt.

Einig oder Bug? Meine Aussage war: Entfaltung braucht Herrschafts*freiheit*.

Adorno hat das mal mit dem Begriff Organisation
durchgespielt und der
passt dann vielleicht auch besser als Herrschaft. Der Aufsatz heisst
Individuum und Organisation und darin wird _mehr_ Organisation gefordert
und begruendet unter welchen Bedingungen Organisation befreiend wirkt,
naemlich dann, wenn Organisation dem Willen aller Organisierten dient
(wenn ich mich richtig erinner). 

Das ist ganz traditionell mit der "Einsicht in die Notwendigkeit" verknüpft, die
schliesslich die "Freiheit" sein solle. Faktisch ist das der Appell an die
eigene "freiwillige" Einschränkung.

M.E. ergibt sich aus dem relativ einfachen Massstab der Ermoeglichung von
Handeln aller ein ganzer eher altbekannter Rattenschwanz: *Transparenz* ist
noetig um fuer alle Mitglieder der Organisation entscheidbar zu machen, ob ihr
Handeln begrenzt wird, *Kontrolle* der Organisierenden brauchts, um im
Zweifelsfall antiemanzipatorische Organisation zu verhindern. *Freiwilligkeit*
der Mitgliedschaft ergibt sich als Muss aus unterschiedlichen Zwecken
unterschiedlicher Organisationen.

Ja, genau. Und IMHO gibt es nun die historische Erfahrung, dass das nicht
funktioniert.

Ganz weit dahinter steckt freilich der Glaube an letztendliche
Konfliktaufhebung in einer befreiten, wahrhaft rational organisierten
Gesellschaft. Da bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, wie ichs mal war.

Ja, wenn der Glaube brüchig wird, das ist es aus mit der Selbstkasteiung im
Interesse "höherer Ziele". Eben: ist gescheitert. Daraus ist IMHO der Schluss zu
ziehen: so geht es nicht. Schon auch deswegen nicht, weil dann Weg und Ziel
total auseinander fallen.

Ciao,
Stefan

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