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[ox] Freibier und freie Software



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Hi!

Dieser Thread von [chox] gehört an sich hierher. Nach Rücksprache mit
Franz und Helmuth deshalb hier hin. Auch `Cc:' an Ingo, der die
Antwort geschrieben hatte.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

- ------- Forwarded Messages

Date:  Mon, 05 May 2003 10:49:09 [PHONE NUMBER REMOVED]
From:  "Franz J. Nahrada" <f.nahrada reflex.at>
Subject:  [chox] Freibier und freie Software
To:  chat oekonux.de
Message-Id:  <fc.0097250101fac7e13b9aca002c620d97.1facf28 reflex.at>

Ingo Lantschner vom VUM Wien hat ein paar Anmerkungen zum Brief von
Hans-Josef Heck an den Münchner OB gemacht. Ich bring das mal
in die Nebenliste, weil es eine lustige Dialektik beinhaltet -
und hier wieder mal in Erinnerung gerufen werden sollte,
also auf der Hauptliste schon behandelt wurde.

Erstens halte ich solche Dinge für eine gute Übung zur Frage
korrekter Argumentation im politischen Raum. siehe unten.
Das mit dem Bier ist eine massenwirksame Metapher, die
 den Münchnern einleuchten sollte....:-)

Weniger gut finde ich den Hinweis daß Freie Software nicht billiger
ist als kommerzielle. ist zwar gut gemeint, weil die Verwechslung
mit Freeware immer noch auftritt, aber die andere Verwechslung 
halt ich für gefährlicher. Es scheint, daß es wirklich nur im Oekonux 
Diskurs gelingt, hier begriffliche Klarheitv zu stiften. Andersrum:
wer nicht über das gegenwärtige Wirtschaftssystem hinausdenkt, kann
eigentlich auch die immanente Logik freier Software nicht darstellen -
egal ob das von Ingo jetzt so gemeint war oder nicht, ist das ein
objektives
Faktum, das ständig in der Argumentation auftritt.
Das sollten wiederum Teilnehmer der oekonux- "Gruppe" oder was
auch immer ernster nehmen als bisher.....denn das begründet auch das
wachsende Interesse von "außen". 

Streng genommen ist nicht die OS Software billig oder teuer; sondern eben 
Bereitstellung, Wartung und Support. Die Software ist im Status
ent-wirtschaftet,
so wie die Straße, auf der wir alle fahren. (noch). Daß für ihre
Herstellung
Ressourcen aufgewendet werden müssen, belegt nur, daß es ganz und gar nicht
genügt, die Welt betriebswirtschaftlich zu betrachten und anzunehmen es
gäbe bei geschickter Anwendung der Marktgesetze kein Außen mehr. Das
Gegenteil ist der Fall. Dann muß man es aber auch so sagen. Nicht die
Software
hat einen Preis. Sondern eine bestimmte Form von Arbeit bringt einen 
sehr beträchtlichen Nebennutzen.

Bei der freien Software werden die meisten Ressourcen aus privater Leistung
beigesteuert, weil eben die Produktivität softwareproduzierender Arbeit
unendlich hoch ist. Die Politik sollte nichts anderes tun als Unternehmen
zu 
belohnen, die diese "Gratisgabe" an die Gesellschaft leisten - indem sie 
freie Software systematisch privilegiert. Es gibt ja sogar einen
Verfassungs-
grundsatz, daß man Ungleiches nicht gleich behandeln darf ;-) (wie das so
ist
mit den Juristen, es gibt für alles und sein Gegenteil eine Regel) 

Im Umgang mit der Politik sollten wir uns auf das Argument einigen:
Unternehmen die
freie Software liefern, verhalten sich tendenziell gemeinnützig und
sollten daher 
bevorzugt werden, bis sich dieses Verhalten verallgemeinert hat. Dann
zählt ohnehin
nur noch Qualität und Leistung. Also eine Art "strategische
Umweltprüfung..."

Franz


Anhang

Brief von Ingo Lantschner:
- - --------------------------------------------------------

Wenn diese Basis frei und offen
ist, also kostenfrei verteilt und von jedem kontrolliert, verbessert und
erweitert werden kann,

Sehr geehrter Herr Heck,
obiges Zitat stammt aus einem Brief, der von Ihnen angeblich an den
Muenchener Oberbuergermeister versendet wurde. Grundsaetzlich begruesse
ich es sehr, wenn Sie sich fuer offene Software einsetzen, erlaube mir
aber dennoch einige kritische Anmerkungen zu Ihrem Schreiben.

Jedenfalls scheint mir das o.g. Zitat sagen wir einmal halbwahr.
Es ist geeignet einige Verwirrung zu stiften, da es Freie Software (engl.
'Free Software' auch 'Open Source SW' genannt) mit 'Freeware' (ist
kostenlose SW) gleichsetzt. 



So setzen auch Münchner Lehrer schon seit Jahren freie Software an
Schulen ein und haben dadurch erheblich zu Kosteneinsparungen
beigetragen

Freie SW muss nicht zwangslaeufig kostenlos oder billiger sein.  Und
kostenlose oder billige Software (wie der von MS verschenkte
Internetexplorere) muss nicht zwangslaeufig 'frei' im Sinne von offen
sein. Das meiner Meinung wichtigste Argument fuer polit.
Entscheidungstragende ist, dass mit OpenSource-SW lokale Anbieter
tendenziell gefoerdert werden und nicht nur der US-amerikanische
Monopolist profitiert. 
Doch dazu muss man auch sagen, dass OpenSource
etwas kosten wird. Im uebrigen bin ich der Meinung dass qualitativ
hochwertige und dauerhaft gewartete OpenSource-SW nicht billig sein kann.

MfG Ingo Lantschner.


P.S: Die peruanische Regierung plant ein Gesetz, das von allen
administrativen peruanischen Stellen den Einsatz freier Software
verlangt, das geht aus einem Briefwechsel zwischen dem peruanischen
Kongress-Abgeordneten Dr. Edgard David Villanueva Nunez und Juan Alberto
Gonzalez, General Manager von Microsoft in Peru, hervor. Nunez weist in
seinem  Antwortschreiben die Vorwürfe des Microsoft- Sprechers teilweise
scharf zurück. 
siehe http://www.vum.at/it-eza/Dokumente/lima.htm


PPS: Apropos Muenchen: 
'Freeware' is as free as free in free beer. 
'Free Software' is free like in freedom. 
Alles klar :-)


- - ---



Folgend das Schreiben auf welches ich Bezug nahm:
- - ---------------------------------------------------------



[Habe ich entfernt, da hier bereits bekannt -- Stefan]

- - -------------------------------------------------------


- - -------------------------------------------------------------------
Ingo Lantschner
Verein zur Unterstuetzung von Menschen
	
- - -------------------------------------------------------------------



_______________________
http://www.oekonux.de/


- ------- Message 2

Date:  Mon, 5 May 2003 17:47:32 +0200
From:  Helmuth Supik <helmuth.s gmx.li>
Subject:  Re: [chox] Freibier und freie Software
To:  chat oekonux.de, "Franz J. Nahrada" <f.nahrada reflex.at>
In-Reply-To:  <fc.0097250101fac7e13b9aca002c620d97.1facf28 reflex.at>
References:  <fc.0097250101fac7e13b9aca002c620d97.1facf28 reflex.at>
Message-Id:  <200305051740.12140.helmuth.s gmx.li>

Am Montag, 5. Mai 2003 17:21 schrieb Franz J. Nahrada:

 Die Politik sollte nichts anderes tun als Unternehmen
zu belohnen, die diese "Gratisgabe" an die Gesellschaft leisten - indem sie
freie Software systematisch privilegiert. Es gibt ja sogar einen
Verfassungs- grundsatz, daß man Ungleiches nicht gleich behandeln darf ;-)
....
Unternehmen die
freie Software liefern, verhalten sich tendenziell gemeinnützig und
sollten daher
bevorzugt werden, bis sich dieses Verhalten verallgemeinert hat.
....

... und damit ein ´Wettbewerb´ in diesem Verhalten entsteht.
Es ist zwar nicht im Sinne von Oekonux (Reparatur des degenerierenden 
gesellschaftlichen Systems) aber es erscheint mir in der Übergangsphase (?) 
als etwas sehr fassbares, woraus sich etwas ´Neues´ (?) entwickeln kann.

Warum  die Politik es schon längst nicht erkannt und macht, ist mir 
rätselhaft.

Helmuth


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http://www.oekonux.de/


- ------- Message 3

Date:  Mon, 05 May 2003 17:54:34 +0200
From:  "Franz J. Nahrada" <f.nahrada reflex.at>
Subject:  Re: [chox] Freibier und freie Software
To:  chat oekonux.de
Cc:  Helmuth Supik <helmuth.s gmx.li>
In-Reply-To:  <200305051740.12140.helmuth.s gmx.li>
References:  <fc.0097250101fac7e13b9aca002c620d97.1facf28 reflex.at>
 <200305051740.12140.helmuth.s gmx.li>
Message-Id:  <fc.0097250101fb29bc3b9aca002c620d97.1fb2a75 reflex.at>

Helmuth Supik <helmuth.s gmx.li> schreibt:

....

... und damit ein ´Wettbewerb´ in diesem Verhalten entsteht.
Es ist zwar nicht im Sinne von Oekonux (Reparatur des degenerierenden 
gesellschaftlichen Systems) aber es erscheint mir in der Übergangsphase
(?) 
als etwas sehr fassbares, woraus sich etwas ´Neues´ (?) entwickeln kann.

Das ist zumindest ganz im Sinn von dem wie ich Oekonux verstehe...;-)
Denn der Keimformgedanke bedeutet, daß das als Reparatur erscheint 
auch zugleich Aufhebung ist.

Warum  die Politik es schon längst nicht erkannt und macht, ist mir 
rätselhaft.

Vielleicht weil sie strukturell (noch) nicht mit Zivilgesellschaft als
Subjekt von
Entwicklung umgehen kann. Kontrollverlust-Ängste.

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