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Re: [ox] Freie Software und Eigentum an Informationsguetern



Zunächst mal an Holger, Sabine, StefanS, Alois: Finde ich super, dass
zu diesem Thema hier eine richtig spannende Diskussion in Gang kommt.
Ich wusste schon, warum mir diese Diskussion fehlt :-) .

Ich werde die Mails einzeln beantworten.

Hi Holger und Liste!

Yesterday Holger Weiss wrote:
Ich wuerde noch hinzufuegen: Viele Beduerfnisse haben wir nicht einfach
qua Natur, sondern sie sind selbst gesellschaftlich gemachte. Sprich,
sie entstehen erst mit den Mitteln ihrer Befriedigung.

Hmm... In klassischer Lesart würde ich jetzt reflexartig sagen: Und
das ist schlecht. Aber unter der Perspektive Selbstentfaltung muss das
wohl differenzierter betrachtet werden. Die Existenz von Mitteln zur
Befriedigung von Bedürfnissen ist ja hier eine Erweiterung von
Selbstentfaltungsmöglichkeiten / eine Erweiterung von Freiheit, also
eigentlich gut. Problem gibt's halt bei der Umweltfrage. Wo noch?

Nun wuerde ich
behaupten, dass die Kategorie der "Knappheit" vor allem deshalb eine
gesellschaftlich bedingte ist, weil kapit. Warenproduktion notwendig
mehr Mittel zur Beduerfnisbefriedigung schafft, als von der breiten
Masse nachgefragt werden koennen. Reichtum entspricht hier Knappheit.

Ok, das "notwendig" darin ist wohl ein Merkmal von Kapitalismus. Gut.
D.h. in der GPL-Gesellschaft ist das nicht notwendig qua des Systems
so, sondern bedarf ggf. expliziter Organisation.

Geistiges Eigentum dient ausschließlich der künstlichen Verknappung

* Sabine Nuss <sabine.nuss prokla.de> [2003-07-27 21:38]:
Na - das gilt halt generell für Eigentum (zumindest seit und in der
kapitalistischen Warenproduktion).

ACK. Wenn die Irrationalitaet des geistigen Eigentums betont wird, habe
ich auch immer die Sorge, dass damit zumindest implizit Eigentum an sich
als eine rationale, natuerliche, sinnvolle Sache verklaert wird.

Hier müssen wir sehr aufpassen mit den Worten. Ich verstehe unter
Eigentum vor allen den Rechtstitel, während ich unter Besitz ein
"selbstverständliches" zwischenmenschliches Verhältnis verstehe. Aber
eine genauere Fassung der Begriffe wäre sicher sinnvoll.

Ich sag' mal, warum ich das wichtig finde, vielleicht wird's dann
klarer. Standardargument gegen die Abschaffung von Eigentum ist ja:
"Ja, aber meine eigene Zahnbürste soll mir schon gehören." Das finde
ich auch einen legitimen Einwand. Deswegen hatte ich in meinem
RLS-Paper die Unterscheidung zwischen Eigentum und Besitz versucht
über die Entfremdung einerseits und die konkrete Nutzung andererseits
zu untermauern. Leider ist das alles bisher nicht besser diskutiert
worden :-( . Aber jetzt :-) ...


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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