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[ox] geistige Arbeit (was: Demokratie und Transparenz als Uebertragung?)



On Thu, Nov 27, 2003 at 10:42:21AM [PHONE NUMBER REMOVED], Joost Klüßendorf wrote:
Mich würde mal interessieren, wie hoch der Anteil geistiger Arbeit an 
einem Brötchen ist, wenn man mal alles miteinbezieht 

Mich auch.

(ohne Anspruch auf 
Vollständigkeit, ich bin kein Experte im industriellen Herstellen von 
Brötchen):

- Die geistige Arbeit in dem Mähdrescher, der Kornmühle dem
  Transport-LKW's und dem Backautomaten
- Die geistige Arbeit in den den Industriemaschinenen, die Mähdrescher,
  Kornmühle, Transport-LKW und Backautomaten zusammengebaut haben
- Die geistige Arbeit sämtlicher Maschinen, die zum Rohstoffabbau
  verwendet wurden (Berkwerkstechnik, Bagger, Transportzüge, usw.)

Wenn ich dann davon ausgehe, dass geistige Arbeit sozusagen kostenlos 
(also freiwillig, selbstentfaltet und kooperativ) geleistet werden kann, 
oder vielleicht sogar wegfällt (Marketing), wie teuer/aufwändig wäre 
dann ein Brötchen noch ?

Und das ist kein Sci-Fi, sondern Stand der Produktivkraftentwicklung.

Mich stört an diesem Bild die Unterscheidung zwischen geistiger
Arbeit - die kooperativ, freiwillig und selbstentfaltet vollzogen
werden kann und körperlicher Arbeit, die das nicht kann.

Also ich persönlich hab sehr viel Spaß beim Kuchenbacken.

Klar, das ist nicht industriell, sondern eben hobbymässig. Wenn ich
meinen Kuchen oder Dein Brötchen in der Kuchen- oder Brötchenfabrik
backen muss, geht da mein Spass bestimmt schnell flöten. Genauso wie
er flöten geht, wenn ich tagein- tagaus in meiner Küche stehe und
Kuchen backe.

Mir scheint es eher so zu sein:

Faktoren, der Arbeiten ermöglicht, die kooperativ, selbstentfaltet
und freiwillig sind, ist in der Organisation der Arbeit begründet.
Hoch arbeitsteilige und hoch industrialisierte Arbeiten fallen da raus. 

Das Beispiel Freie Software zeigt nun, dass in diesem Bereich wenig
arbeitsteilige und wenig industrialisierte Arbeit konkurrenzfähig ist
zu arbeitsteilig und industrialisierter Arbeit.

Ob die Arbeit geistig oder körperlich ist und das Produkt materiell
oder immateriell ist glaube ich nicht so wichtig für die
Konkurrenzfähigkeit kooperativer, freiwilliger und selbstenfalteter
Arbeit, wie das bisher hier oft vermutet wurde.

Call-Center z.B. zeigen, dass es sehr wohl richtige Scheissjobs geben
kann, die pur immateriell sind. Und ich kann mir durchaus vorstellen,
dass es Leute gibt, die sich in körperlicher Arbeit freiwillig
selbstentfalten. 

nicht jedoch auf die Möglichkeit, Betriebe transparent und
demokratisch zu organisieren.

Vermutlich hole ich mir jetzt ein mächtige Tracht Prügel ab, aber man 
könnte ja formulieren, dass es sinnvoller ist, sich auf einen Weg zu 
konzentrieren, der von der Entwicklung der Technik unterstützt wird (der 
Anteil der geistigen Arbeit in den Produkten steigt täglich) und nicht 
auf einen Weg zu setzen, der schon die letzten 100 Jahre nicht geklappt 
hat.

Von mir kriegst Du keine Prügel. Mir ist das aber zu
technikdeterministisch. "Die Entwicklung der Technik" ist ja kein
Naturgesetz.

Grüße, Benni
-- 
http://www.aymargeddon.de

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Organisation: projekt oekonux.de



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