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Re: Einführung, Re: AW: AW: [ox] Kurzvorstellung Rudolf Sponsel



* Rudolf Sponsel <Rathsmann-Sponsel t-online.de> [2004-01-03 14:16:27 [PHONE NUMBER REMOVED]]:


Hallo Rudolf,

<snip>
Nächstliegend scheint mir, daß freie Software, die auch direkt über das 
Internet verwendet werden können sollte, geeignet wäre, ökonomische 
Zusammenhänge allgemeinverständlicher zu machen. Z.B. ein Programm, daß 
die Folgen immer höherer Staatsverschuldung zeigt, auch graphisch.

Mir ist nicht so ganz klar, worauf Du hinaus willst.
Aber beim Thema Staatsverschuldung fällt mir ein, daß der Staat sich
deutlich mehr dafür einsetzen sollte, daß die breite Masse ihr Geld
in Staatsanleihen anlegt, anstatt es einfach zu Bank zu bringen. 

Evtl. könnten wir ja im Rahmen von Oekonus mal ein non-profit-Projekt
auf die Beine stellen, das eine Art Tagesgeldkonto mit Bundesschatzbrief-
Investement zusammenbringt. Sprich: die Leute stecken ihr Geld, das sie
nicht unbedingt brauchen auf das Tagesgeldkonto bei einer Genossenschaft,
die dieses dann wiederum in Bundesschatzbriefe anlegt. Ich bin mal gespannt,
ob wir damit nicht sogar eine gute Förderung bekommen.

Für dieses Projekt würde ich mich bereiterklären, die technische
Umsetzung zu realiseren, sofern sich für die Organisation andere finden.

<snip>
Ansonsten ist mir nicht so recht klar, wie hier die Vorstellungen sind.
hmm, man kann einige Prinzipien von OSS auf eine opensource-Gesellschaft
überführen, so z.b. die Offenlegung und Verteilung von Wissen in 
anderen Wirtschaftsgebieten (Maschinenbau, Landwirtschaft, usw.)

Eine reine Opensource-Gesellschaft wird es wohl so rasch nicht geben,
da es immer Bereiche geben wird, wo einzelne Vorreiter sind und ihr 
Wissen nicht preisgeben möchten. Jedoch ist ein weiterer Ausbau einer
friedlichen Koexistenz beider Konzepte sehr wohl denkbar und IMHO auch
wünschenswert.

Dem entgegen stehen jedoch Bestrebungen von Juristen-Lobbys in allerlei 
Positionen, die versuchen, ihren Einfluß geltend zu machen, um z.b.
das Verbot von Monopolrechten auf Programmkonzepte (z.b. Webshops, 
Kartenreiter in Dialogboxen, Audiokompression, usw) auszuhebeln bzw. 
ganz abzuschafen. Wenn dies gelingt, dann werden damit mehr als 30.000
bereits illegal erteilter Software-Patente (z.b. auch auf die 35h-Woche!)
nachträglich legalisiert. Wenn dies geschieht, dann ist wohl ein 
imens großer Teil der europäischen IT- und Medienwirtschaft in seiner
selbstständigen Existenz enorm bedroht und wird von einigen wenigen 
Großkonzernen zu Vasallen gemacht.

http://patinfo.ffii.org/


Ein anderer wesentlicher Punkt für eine OS-Gesellschaft wäre eine
Offenlegung von staatlichen Strukturen und Prozessen und die direkte
Beteiligung der Bürger daran. Insbesondere die Datenstrukturen und
Informationsflüße bei Behördern müssen offengelegt werden.
Proprietäre Systeme dürfen nur dann verwendet werden, wenn OSS
auch auf lange Sicht deutlich zu unwirtschaftlich wäre.
Eine gute Startmöglichkeit wäre z.b. die Steuerabrechnung oder
auch das Polizei-Informationssystem.

Wichtig ist aber auch, daß reine Verwaltungs- und Entscheidungs-
Prozesse für alle Welt offen gelegt werden. Das fängt bereits in 
den Kommumen an. Alles was im Stadtradt diskutiert wird oder zur 
Entscheidung ansteht, hat gefälligst auch langfristig im Web
zu stehen und per Newsletter verteilt zu werden. 

Dieser Zielstellung werde ich auch versuchen vorzuleben und im 
Frühjahr bei uns in Plaue für den Stadtrat kandidieren ...

<snip>
Freie Software kann man in der Freizeit entwickeln. Will man nicht zur 
Tauschgesellschaft zurück, braucht man Geld und Markt, also Wirtschaft 
im ganz traditionellen Sinne. Diese steht allerdings unter der 
Vorherrschaft der Plutokraten und hat sich verselbständigt, Marx würde 
sagen, das ganze Wirtschaftssystem hat sich vom Menschen entfremdet, ist 
zum Selbstzweck für immer mehr Wachstum, Konsum pervertiert.

Ja, das ist in der Tat so. Vorallem kommt dies durch immer weiter 
fortschreitende Schere zwischen Übermacht der Großkonzerne und Ohnmacht
der einzelnen Menschen (insbesondere Angestellten).

Um dieses Problem aufzulösen brauchen wir eine starke Strategie zur 
eindämmung von Großkonzernen und stattdessen Förderung von kleineren
Unternehmen und Selbstständigkeit.

Dem entgegen stehen jedoch nicht nur die Konzerne, sondern auch die 
Gewerkschaften, die seit einiger Zeit wieder besonders stark auf Klassenkampf 
aus sind. Wenn das Ziel eine weitestgehend klassenlose Gesellschaft sein soll, 
dann muß  man dies jedoch erst vorleben und zumindest geistig die Schranken 
der Industriegesellschaft überwinden.

Damit dies anders wird, braucht es ein anderes Verständnis von Sinn, 
Wert und Umgang. Aristoteles Staatslehre angewandt auf Bill Gates hätte 
z.B. zu seiner Verbannung geführt.  Die Grundideen sind also schon alt 
und stammen keineswegs von den Grünen.
Bill Gates wird auch zunehmen verbannt, wenngleich auch nicht als Person,
sondern als Symbol für sein Werk. Eine Reihe öffentlicher Verwaltungen
sind bereits diesen nicht ganz einfachen Schritt gegangen und migrieren 
auf GNU/Linux - prominentestes Beispiel: Stadt München.


cu
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