Re: AW: AW: [ox] effiziente wirtschaft
- From: Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Tue, 6 Jan 2004 22:42:33 +0100
On Tuesday 06 January 2004 18:42, Stefan Seefeld wrote:
Aber auch sonst hast du IMHO nicht recht: Bislang gab es
Modifikationen allerlei Art (dazu zähle ich den Realsozialismus,
Freiwirtschaft, Alternativprojekte, Sozialstaatsvarianten etc.) aber
_keine_ Versuche, eine freie Gesellschaft jenseits Wertform zu
machen.
Ok, da habe ich mich nicht klar genug ausgedr"uckt. Ich bezog mich
nicht auf die Suche nach einer 'freien Gesellschaft', sondern nach
guten Modellen der "Okonomie. Es ist einfach zu sagen man wolle kein
Geld mehr, aber schon beim Versuch zu definieren was Geld eigentlich
ist / representiert ger"at man in Schwierigkeiten.
Ja? IMHO ist das mit Marx klar. Vielleicht meinst du aber die
gesellschaftlichen Funktionen, die Geld einnehmen kann und einnimmt. Das
finde ich schon interessant, denn Geld ist ja nicht nur allgemeines
Äquivalent, sondern hat viele (implizite und explizite) Funktionen. Meine
Frage wäre also eher, welche gesellschaftlichen Funktionen wünschenswert
sind und durch welche anderen gesellschaftlichen Prozesse abgelöst werden
können. Da würde man "konkret" weiter kommen (Laurents Forderung). Aber
ich bin kein "Geldsoziologe".
Ich w"urde mir also viel lieber dar"uber den Kopf zerbrechen, was
'Staat' und 'Schulden' sind, d.h. was sie hervorgebracht hat, etc.,
als diese Begriffe fest in mein Simulationsmodell einzubauen und dann
nur noch quantitativ zu variieren (Staatsschulden verringern, etc.).
Und das ist ja wohl auch eher die Tradition von [ox], oder ?
Soviel zur Klarstellung meiner urspr"unglichen Bemerkung :-)
Ok. Wäre nicht mein Interesse. Da gibt's genug andere, die das schon tun.
Wenn es keinen messbaren Effizienzbegriff mehr gibt, dann macht die
Aussage eine neue Gesellschaft sei effizienter auch keinen Sinn mehr.
Oder ?
Ja. Das ist auch eine Aussage, die ich kontextfrei formuliert
gefährlich finde. Karl hat das sehr schön in zwei Zeilen illustriert
- ich paste nochmal:
krankenhaus a pflegt 100 kranke mit 100 leuten
krankenhaus b pflegt 100 kranke mit 50 leuten
Überlege das mit Kindern, Alten, Schulen etc. Und wenn du weiter
guckst, stellst du fest, dass auch Nahrungsproduktion nicht
"effizient" im Sinne eines objektivierten Maßstabes sein _darf_.
Da kann ich Dir nicht so richtig folgen. Einig sind wir uns dass der
Begriff einer Neudefinition bedarf. Aber wieso ist er weniger objektiv
? Oder meinst Du einfach, dass Effizienz im jeweiligen Kontext
unterschiedlich definiert werden muss ? Macht ihn das dann weniger
objektiv ?
Halt, Missverständnis. Mir geht es um "Objektivierung" als Wirkung des
einheitlichen Effizienzbegriffes: "Alles mit einer Elle messen"
(Rentabilität, Ausstoß pro Zeitquantum etc.).
Worauf ich (wieder einmal) hinaus will, ist, dass wie auch immer man
ihn definiert, der Begriff mit einer messbaren (und damit objektiven)
Gr"osse ('Observable', wie man sowas in der Physik nennt) verbunden
sein muss. Das ist einfach eine Vorraussetzung f"ur
Wissenschaftlichkeit.
Dazu haben wir schon mal diskutiert: Das halte ich für einen sehr, sehr
eingeschränkten Begriff von "Wissenschaftlichkeit". Dieser Begriff
spiegelt genau die von mir angesprochene Wirkung der "Objektivierung" der
wertförmigen "effizienten" Gesellschaft wider. Hört sich überheblich an,
aber platt gesagt denkst du das genau so, weil die Gesellschaft ebenso
objektivierend funktioniert und entsprechende Denkformen bildet.
Glücklicherweise ist das kein deterministischer Zusammenhang, d.h. Kritik
ist möglich:-)
Ciao,
Stefan
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