Re: [ox] Re: Reichtum
- From: "Franz Nahrada" <f.nahrada reflex.at>
- Date: Tue, 08 Jun 2004 09:47:24 +0200
liste oekonux.de schreibt:
Benni
Mein Ethym sagt was anderes. Da steht "reich" bedeutet "herrscherlich",
also so wie ein Herrscher sein. Man kennt ja auch das "Reich".
Jürgen
Und wo ist da jetzt ein Unterschied.
Wo viel Eigentum, da kann ich gut herrschen.
Auf meinem eigenen Grund und Boden kann ich tun und lassen was ich will.
Über mein Eigentum habe nur ich das sagen.
Das ist doch herrschen.
Liebe Etymologen! Aber auch alle anderen.
Das was Ihr oben schreibt mag ja alles sein, und über die Herkunft unserer
Kultur aus der römisch-germanischen "One man on his lot" Veteranen -
Gesellschaft wurde hier auch schon mal berichtet. Genauso wie bei den
bedürfnissen gilt: wir sind nicht frei von "Muttermalen", und wir müssen
uns dessen bewußt sein.
Aber das grundlegend neue ist: In der Wissensgesellschaft ist Wissen qua
Automation Quelle von Reichtum. Hans-Gert hat diesen Unterschied
herausgearbeitet.
Reichtum kann überall entstehen, und zwar parallel stofflicher und
Wissens-Reichtum. Natürlich ist die Verfügung über den (stofflichen)
Reichtum noch immer ein ziemlich patriarchales und ungelöstes Problem
(siehe oben), aber im ersten Schritt ist die GPL Gesellschaft weder ein
aristokratisches noch ein demokratisches Netzwerk, sondern ein "geordnetes
Chaos" in dem Sinn daß die möglichst breite Verteilung der Ressource
Wissen zu unvorhersehbaren "Fulgurationsprozessen" (sprunghafte, spontane
Entwicklung von neuem Wissen) sorgt. Indem ich mein Wissen in die ganze
Welt "investiere", erhöhe ich die Wahrscheinlichkeit, daß irgendwo ein
Kulturfortschritt passiert der seinerseits in die ganze Welt investiert
wird!
Der Kernpunkt, Knackpunkt oder wie ihr auch immer wollt ist genau der: ist
die bessere "Investition" jetzt die "Akkumulation" oder die
"Dissipation/Dissemination". Es geht um keine andere Frage. Alles andere
ist m.E. daraus abgeleitet. Das Leitmodell der GPL Gesellschaft ist
*nicht* die Akkumulation von nötigungskräftigen Reichtumstiteln. Meines
Erachtens. So, jetzt ist die Katze aus dem Sack.
Eine Folgerung wäre: wenn mehr "Reichtumskerne" überall entstehen, dann
steigt die Wahrscheinlichkeit daß ich mich (als Individuum) irgendwo
"hineinvernetzen" kann. Und auch, um dieses wichtige Anliegen von Benni zu
stärken, daß ich mich an einer Stelle "ausklinken" kann, wenn mir die
lokale Kooperationsform nicht taugt.
Hab ich mich verständlich ausgedrückt?
Franz
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