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Re: [ox] Freiwirtschaft (war: interessantes Interwiev)



Hi Jürgen,

Das funktioniert aber nur wenn leistungslose Einkommen möglich sind! Und
die gäbe es in der Freiwirtschaft nicht mehr, ok - außer in Zeiten des
Aufbaus. Würde also die Freiwirtschaft gleich nach dem dritten Weltkrieg
aufgebaut, dann würde es für eine Weile auch wieder leistungslose
Einkommen geben (wenn es überhaupt noch menschliches Leben gibt). Da
könnte man aber schnell gegensteuern.

Habe im Moment nur lesen können, dass die Transaktionen bei der
Freiwirschaft angekurbelt werden. 

das kommt aber meist von den Gegner des Freiwirtschaft, die "Hortung
vermeiden" absichtlich fehlinterpretieren. Das Folgeargument ist dann,
dass die Freiwirtschaft "Turbo-Kapitalismus" wäre oder die
Umweltzerstörung ankurbeln würde. Beides ist nur so falsch wie es nur
falsch sein kann.

Richtig ist, dass die Umlaufgeschwindigkeit von Geld dann viel höher ist,
das kurbelt aber nicht die Transaktionen an, weil auch die Geldmenge
geringer ist (was Freiwirtschafts-Gegener auch immer gerne ignorieren,
weil es ihnen besser in den Kram passt dagegen zu argumentieren). Durch
die kleinere Geldmenge und die Verstetigung der Umlaufgeschwindigkeit
ist die Geldmenge auch besser steuerbar.

Dass es Zinsen nicht geben soll konnte
ich leider noch nicht finden. Oder ich hab's über lesen. Hättest Du
einen Link wo das steht?

Das wäre einer der wichtigsten Resultate der Freiwirtschaft. Auf
http://www.inwo.de steht alles was du wissen musst. Außerdem steht das
auch in dem von dir genannten Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Freiwirtschaft

Wichtig ist zu verstehen, dass es um Real-Zinsen geht, nicht um den
Zins-Anteil der Verwaltungskosten der Banken deckt oder den
Risiko-Anteil. Die bleiben. Aber die sind nicht schädlich, weil sie
nicht akkumulieren können.

Wenn ich das mit dem Zins noch lese, dass der verhindert werden kann,
bin ich mit Dir 100% d'accord.

Die Umlaufgebühr führt zum Angebotsdruck von Geld. Geld zurückzuhalten
wäre mit starken Verlusten verbunden. Würde es durch irgendwelche
äußeren Umstände dennoch geschehen, könnte dem durch Erhöhung der
Umlaufgebühr leicht entegegen gewirkt werden. Steuerung über Inflation
(wie heute im Kapitalismus) ist da viel schwieriger, weil man über viel
größere Zeiträume kalkulieren muss, Deflation auf Teufel komm raus
verhindern muss, und die Geldmenge auch viel größer ist.

Versuche mal eine Schubkarre voll mit (noch) flüssigem Zement zu
balancieren. Sobald der anfängt zu schwappen, hast du verloren, die
Schubkarre wird kippen. Versuche es mit einer Pfütze von (noch)
flüssigem Zement in der Schubkarre, es geht ganz einfach. Das ist
ungefähr wovon ich rede.

Inflation wirkt auch ganz anders als Umlaufgebühr, denn die trifft auch
Sparguthaben. Zins fließst auch immer zu den reichsten (ca. 10% in den
Industriestaaten), die Umlaufgebühr kommt allen zugute. Damit wird die
Umverteilung von arm nach reich nicht nur verhindert sondern ihr sogar
entgegengewirkt.

Eigentlich hat das was mit rückgekoppelten Systemen zu tun. Im
Kapitalismus verstärkt sich das System selbst: Reiche werden immer
reicher, Arme immer ärmer, es wuchert wie ein Krebsgeschwür. In der
Freiwirtschaft haben wir es dahingegen mit einem selbstregulierenden
System zu tun, wo Wucherungen an einer Stelle automatisch zu
Gegenwirkungen führen.

Bestelle dir mal die Broschüre von der INWO Schweiz (auf der obigen INWO
Website). Da steht alles sehr gut formuliert drin. Tausendmal besser als
ich es könnte.

Und immer in Hinterkopf behalten: Die Freiwirtschaft kann nicht alle
Probleme lösen, aber sie bietet anderen Lösungsansätzen (aus dem
Umweltschutzbereich oder auch bezüglich GPL-Gesellschaft) eine
hervorragende Basis, die im Kapitalismus außer in Nieschen gar keine
reelle Chance hätten.

Alles Gute wünscht
      Michael

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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