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Re: [ox] Reichtum



Hallo Michael

On 09.06.2004 12:19:15 [PHONE NUMBER REMOVED], Michael Hoennig wrote:
Die Umverteilungsmachinerie wird zwar gehemmt, aber der Grundgedanke des
_Profitmachens_ bleibt erhalten. 

leider (äh nein, zum Glück) falsch. Aber definieren wir erstmal
"Profit". Das ist nämlich leistungsloses Einkommen ohne den Anteil der
echten Risiko-Prämie. Und genau das kann es dauerhaft in der
Freiwirtschaft nicht geben (nur immer mal wieder temporär durch
Störungen im System, die zu temporären Monopolen oder Oligopolen führen).

Ob ich das Wort "Profit" verwende, hab ich lange überlegt, zu hast 
natürlich Recht, Profite im heutigen Sinne würde es nicht mehr geben.
Trotzdem bleibt das bestreben des Unternehmers, gut zu wirtschaften, 
oder wie man es nennen möchte. 

Dieser führt ja dazu, dass nicht nur "sinnvolle Sachen" produziert werden, sondern vor allen Dingen immer wieder Märkte geschaffen werden müssen.

Der Schluss ist falsch, weil die Annahme falsch ist. 
Dass das Ziel "Profite" seien?

Womit ich nicht
sagen will, dass es in der Freiwirtschaft möglich ist, neue Märkte zu
schaffen, weil sie die Entwicklung neuer Produkte nicht unterdrückt, nur
die Monopole daran. 
Das meine ich auch gar nicht. Das Problem, das ich mit der Freiwirtschaft 
habe ist, dass die Entscheidung, was und wie viel produziert wird, nicht 
von den Konsumenten entschieden wird. Du würdest wahrscheinlich auf 
Angebot und Nachfrage verweisen, als direkte Einflussnahme  der Konsumenten.
Doch Konsumenten hängen direkt davon ab, welches Angebot vorliegt, und welche 
Nachfrage ihnen suggeriert wird.
Für eine Firma ist es heut oft viel profitabler, Geräte herzustellen, wie nach
wenigen Jahren den Geist aufgeben, als qualitativ hochwertige Produkte zu schaffen.
Auch die schon angesprochene Werbung schafft erst Nachfrage, da sie nachweislich 
manipuliert.
Was ich damit sagen will: Die Freiwirtschaft löst nicht das Grundproblem, dass 
sich die Wirtschaft kaum bemüht, bessere Qualität zu liefern.


Die Effizienzsteigerung der letzten Jahrzehnte führt zu immer weniger nöten Arbeitskräften für die eigentliche Produktion an Waren, die man zum Leben wirklich braucht.

Wenn man sich Industrie-Nahrung vorsetzen lässt, stimmt das vollkommen.
Wenn man von bilogoisch dynamischem Anbau ausgeht, nur bedingt. Zwar
gibt es auch dort Effizienz-Steigerungen (im Bezug auf Arbeitskräfte),
aber die sind viel geringer als bei der "normalen" Agrarproduktion.

stimmt.

Im Kapitalismus geht die Effiziensteigerung auf vor allem zugunsten der
Zinsgewinner. Die Zinsverlierer (85% der Bevölkerung in den
Industriestaaten) erhalten gerade soviel, dass ein Aufstand vermieden
wird. In der Freiwirtschaft werden die Errungenschaften gleichmäßiger
verteilt.

Wie denn?

[...] und teilweise weil die Freiwirtschaft nicht
alle Probleme löst. 

Das kann schon sein, aber siehe unten.

Dabei schüttest du das Kind mit dem Bade aus, den
die Freiwirtschaft wäre eine hervorragende Ausgangs Plattform für die
Weiterentwicklung der Menschheit. 

Eingeschränktes ACK.

ich sehe die Freiwirtschaft also also
vor allem als Weg, nicht als Ziel. 

Da gebe ich dir Recht. Ich sehe Freiwirtschaft auch als einen möglichen Weg 
für oder in eine bessere Zukunft an. Ich persönlich bin jedoch nicht davon 
überzeugt, dass sie gesellschaftliche Probleme wie Unterdrückung lösen kann.
Im Gegensatz zu Marx bin ich der Auffassung, dass nicht nur die Wirtschaft den
Menschen prägt, sondern auch die Menschen bzw. deren Sozialstrukturen die 
Wirtschaft. 

Ob Freiwirtschaft oder doch die Abschaffung des Geldes uns weiterführt, wird
sich (hoffentlich) irgendwann zeigen. Im spanischen Bürgerkrieg gab es in den
anarchistisch dominierten Regionen auch verschiedene Arten von Warenverbreitung
und -Verteilung. Ich weiß nur nicht, ob dieses Regionalgeld nun den Idealen 
Gesells ensprach, vielleicht kennnst du dich da näher aus? 
Ich sehe die Freiwirtschaft also nicht als Gegenpol zu Utopien wie Anarchismus, 
sondern eher als möglichen Umsetzungsweg, der jedoch meiner Meinung nach 
unzureichend ist.


Viele Grüße
Frithjof

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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