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Re: [ox] Re: Freiwirtschaft (War. interessantes Interview)



Hallo KWP,

Aber: es müsste euch doch stutzig machen, dass auch die
Nazis von der "Brechung der Zinsknechtschaft" sprachen,
und auch die Islamisten getreu der Lehre des Koran den
Zins als die Wurzel allen Übels betrachten. Also, da
seid ihr etwas in zweifelhafter Gesellschaft, würde ich
sagen.

ein gemeinsamer Feind macht noch keine Freunde und damit meine ich den
Zins, nicht die Juden, eine meiner besten Freundinnen ist Jüdin, auch
wenn ich mit dem jüdischen Glauben nichts anfangen kann, mit dem
christlichen und muslimischen aber auch nicht. 

Sorry, ich sehe da absolut überhaupt gar keinen Zusammenhang. Zumal die
Nazis die Freiwirtschaft auch untedrückt haben, offenbar war denen auch
klar, dass ein gemeinsamer Feind (Zins) keine Freunde macht.

Und der Vergleich von Wagner und Gesell ist auch etwas
schräg. Ich meine, wenn du die Libretti von
Wagner-Opern liest, also den Text, wird dir schlecht;
dieser Germanen-Schwulst ist an kitschigem Pathos kaum
noch zu überbieten. Die Musik ist natürlich großartig.

Es sind Heldensagen, die sind nunmal so ;-) Ich meinte auch die Musik an
sich. Zum Glück muss man sich bei Opern eh immer anstrengen, wenn man den
Text verstehen will, selbst in der eigenen Sprache.

Aber wie so oft: das Erhabene und das Lächerliche
liegen eng beieinander. Oder warum nicht gleich
Salvadore Dali? Der malte wunderschöne sürrealistische
Bilder, gleichzeitig liebte er "Hitlers weiches
Fleisch" (Originalzitat). 

Auch ein gutes Beispiel. Und was beweist du mir damit?

Aber das waren Künstler, die
haben auch mehr Narrenfreiheit. Ein Silvio Gesell
dagegen hat hochpolitische Implikationen, 

Beides sind Menschen, beide haben gute und schlechte Seiten. Wenn ein
Massenmörder eine geniale Idee hat, die Gesellschaft zu reformieren, würde
ich das auch nicht nur deshalb verwerfen, allenfalls kritisch betrachten.
Lügen zu verbreiten ist aber keine kritische Betrachtung, sondern damit
macht man sich nur selbst lächerlich.

Summa summarum: es bringt nichts, ein einzelnes Symptom
des kapitalistischen Waren- und Geldkreislaufs (eben
den Zins) aus dem Zusammenhang zu reißen und einen
einzelnen Punkt als das Übel schlechthin zu betrachten.
Man muss das Gesamtsystem sehen.

Das ist schon richtig, hat aber nichts damit zu tun, dass die
Freiwirtschaftler Nazis wären.

Ferner: Reichtum und Armut waren schon immer
Begleiterscheinungen des Kapitalismus. Es sind
sozusagen "Abfallprodukte" des Systems, wo die
unterschiedlichen "Einkommensarten" (Lohn, Profit) zur
Geltung kommen. Wenn ihr Freiwirtschaftler konsequent
wärt, dann müsstet ihr nicht nur den Zins, sondern auch
den Profit des "schaffenden Kapitals" zum "Skandalon"
erheben. Aber diese Konsequenz zieht ihr seltsamerweise
nicht.

Schon wieder eine Lüge! Profit gibt es in der Freiwirtschaft genausowenig
wie Zins. Warum verbreitest du solche Lügen? Echte Argumente wären mir
wirklich willkommen, aber feiste Lügen stärken nur meine Überzeung. Denn
offenbar gibt es keine richtigen Argumente dagegen.

Alles Gute wünscht
	Michael

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Organisation: projekt oekonux.de



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