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Re: [ox] Re: Reichtum



Moin Moin,

in der Erwartung, in Henris Ausführung ein Argument gegen die Freiwirtschaft
zu finden, habe ich den Text mal etwas leichter lesbar gemacht. 

danke, und ächtz ...

Wenn Du mit der Aussicht auf einen geringeren Lebensstandard NICHT in die
Freiwirtschaft einsteigen würdest, hast Du schon verloren und brauchst gar
nicht erst anzufangen.

Der Satz scheint mir irgendwie nicht zum Rest zu passen. Ich persönlich
habe schon einen niedrigeren Lebensstandard als der
Durschnitts-Deutsche. Und zwar selbstgewählt, weil der
Durschnitts-Lebensstandard extrem weit über dem tragbaren ökologischen
Fußabdruck ist. Meiner ist zwar immer noch zu hoch, aber näher am für
die Erde tragbaren als am Durchschnitts-Deutschen. Für mich wäre ein
niedrigerer Lebensstandard also schonmal gar kein Kritierum gegen eine
Wirtschaftsform, eher sogar dafür.

Es gälte natürlich erstmal zu definieren, was "hoher Lebensstandard"
denn überhaupt bedeutet. Ich gehe hier mal vom Standard aus und ziehe
Technik mit ein, die einem (angeblich) das Leben leicht macht: Viele qm
Wohnfläche, Zentralheizung, Warmwasser, Abwasser, Badezimmer mit Dusche
und WC und ggf. Badewanne, Mobilität, Fernseher, Computer,
Waschamschine, Spülmaschine, ... - schon "Mobilität" müsste man wieder
separat definieren.

Für mich beinhaltet Lebensqualität aber auch ganz andere Faktoren, wie
z.B. Freunde, gesunde Luft, gesundes Essen, Ruhe etc. Oft sind diese
Faktoren leider im Widerspruch zu den zuvor genannten.

Es KANN natürlich sein daß die Freiwirtschaft auch einen hohen
Lebensstandard ermöglicht. Das kann aber nicht ihre Bedingung sein, denn es
ist die Bedingung des Kapitalismus, daß in ihm ein hoher und sogar sehr
hoher materieller Standard möglich ist.

Das Trachten nach höherem Lebensstandard hat erstmal nichts mit der
Wirtschaftsform zu tun. Das Trachten danach ist in den heutigen Menschen
vorhanden (vor allem wohl anerzogen). Menschen könnten sich auch ändern,
aber dazu müssen sich schon die Umstände ändern. Und Veränderung von
Menschen geht langsam, meist nur über mehrere Generationen.

Denn nur unter oder wegen dieser Bedingung, daß  jeder Millionär werden
KANN, machen die meisten mit. Beispiel: Lotto, oder weil man Zinsen kriegt
zahlen die leute ihr gesammeltes geld ein.

Würden sie es nicht einzahlen, müssten sie in der Freiwirtschaft dafür
Umlaufgebühr (eigentlich besser Haltegebühr) zahlen. Also werden sie
auch (oder gerade) in der Freiwirtschaft ihr Geld eben nicht halten. Das
heisst nun nicht, dass sie es ausgeben müssen, anderen zur Verfügung
stellen geht auch. Ein Zins wird sich aber wohl nicht mehr erpressen
lassen.

Und dann: kriegt nur der eine Chance der einen kredit kriegt - ohne kredit
brauchst Du Jahrzehnte um eine etwas größere Firma aufzubauen. Und diese
Kredite können nur vergeben werden wenn die leute ihr Geld sammeln.

Das ist grundsätzlich erstmal neutral zwischen Kapitalismus und
Freiwirtschaft, Kredite gibt es in beiden Wirtschaftsformen. In der
Freiwirtschaft braucht man aber nicht auch noch den Zins zu
erwirtschften, so dass auch Projekte, die keinen Profit abwerfen,
finanzierbar werden. Wertvernichtungsprojekte werden natürlich auch dort
keinen Kredit erhalten, weil Sicherheiten nach wie vor gefragt sein
werden.

Aus diesem Grunde sind nicht allzuviele von der Freiwirtschaft begeistert -
da sie diese Möglichkeit nicht bieten kann. Nur wer mit wenig zufrieden ist,
kann in ihr leben und sie sogar präferieren.

Die allermeisten wissen gar nichts von der Freiwirtschaft. Und von denen,
die etwas darüber wissen, unterliegt eine große Anzahl den
Missinformationen, die auch hier verbreitet wurden.

Denn es kann nicht um den materiellen Standard gehen. Es kann nur darum
gehen, jenen, die mit dem Ertrag ihrer Kopf- oder Handarbeit, und mit
dem was Maschinen leisten, zufrieden sind, eine Lebensform auf einem
Planeten mit knappen Ressourcen zu ermöglichen. Es kann aber nicht darum
gehen, jenen, die immer unzufrieden bleiben werden und nach immer MEHR
materiellen Besitztümern gieren - oder die einen höheren Standard brauchen
um ihren Status gegenüber dem nachbarn zu bewahren, eine Leben auf unserm
begrenzten Planteten zu gewähren.

Wem sagst du das? Das ist doch ganzu meine Meinung. Der Kapitalismus
bietet uns das aber ganz sicher nicht. Und die GPL-Gesellschaft halte
ich (bis auf Nieschenbereiche) nicht für direkt einführbar, nicht aus
dem Kapitalismus heraus, aber durchaus aus einer Freiwirtschaft heraus.

Im grunde brauchen wir kaum noch zu arbeiten - der Mensch braucht sehr
wenig zum Essen.

Überspitzt gesagt: Maschinen die Maschinen bauen die verkauft werden nach
russland - und Weizen aus Russland für's Müsli - würde vollkommen reichen.

Schon mit dem Maschinen-Bauen wird's wieder schwierig, weil man dafür
viel andere Technologie brauchen wird, z.B. Kraftstoffe, Stahlindustrie
etc. Es könnte auch jeder sein eingener kleiner Landwirt sein. Mir
wär's recht, aber mit Freiwirtschaft hat das nichts zu tun. Naja, ein
bischen, in einer Freiwirtschaft wäre es leichter, sich weitestgehend
aus der Wirtschaft zurückzuziehen, und dennoch ein Teil der Gesellschaft
zu bleiben, mit einen auch für andere annehmbaren Lebensstandard etc. Im
Kapitalismus ist das fast unmöglich (außer man wird zu einem sogenannten
Sozialschmarotzer).

Das reicht aber komischerweise nicht jedem. Wer also damit nicht zufrieden
wäre und sich NICHT über jeden Kuchen freut oder jedes stück Fleisch, das
darüber hinaus auf den Tisch kommt, für den ist die Freiwirtschaft nix, denn
sie bietet zwar eine theoretische Möglichkeit, aber nicht das Bild, die
Aussicht, den Traum eines luxuriösen Lebens. Diesen Traum bieten Kredite
oder das 'Von-Den-Zinsen-Leben' nun einmal bieten.

Es mag sein, dass die Menschen so sind. Aber wie könnte man dann glauben,
dass sich eine GPL-Gesellschaft einführen ließe?

Meines Erachtens reicht den meisten Menschen aber die Hoffnung auf ein
selbstbestimmteres, wohlhabenderes Leben. Nur wenige sind so dumm, dass
sie glauben, sie könnten realistischerweise das große Los ziehen. Und
Lotterien wären ja in der Freiwirtschaft nicht verboten, nur würde das
gewonnene Vermögen eben keinen Zins mehr abwerfen. Aber mit 3 Millionen
kommt man auch ohne Zins recht weit.

Man sollte sich also schon im Klaren darüber sein, was für ein Leben man als
lebenswert empfindet. Denn es geht um vielmehr als bloß um den Austausch der
Wirtschaftsform. Es geht dann z.b. auch um ein anderes Bildungssystem, in
dem es nicht um MEHR Wissen geht. Oder ein anderes politisches System, in
dem es nicht um MEHR Wählerstimmen geht, Und so weiter und so fort.

Sicher geht es um mehr. Mir auch. Da sind wir sogar einer Meinug. Nur
über den Weg nicht. Ich halte die Freiwirtschaft für einen Weg in die
Richtung, du nicht. Darüber braucht man gar nicht weiter zu reden,
wissen können wir es beide nicht.

Ich sage es nochmal: Mir ging es nur um zwei Dinge:
1. Kapitalismus ist NICHT gleich Marktwirtschaft,
   da auch Freiwirtschaft eine Marktwirtschaft ist, aber kein Kapitalismus

2. Falschaussagen über die Freiwirtschaft korrigieren:
   Freiwirtschaft ist weder eugenisch, noch antisemitisch oder
rassistisch,
   auch nicht ausbeuterisch, und in der Freiwirtschaft kann man immer noch
   Geld sparen, nur eben ohne Zins, dafür ist das Geld aber wertstabil,
   und was sonst noch alles falsch dargestellt wurde.

Da wir hier offenbar Mitleser vertreiben, die nichts mehr darüber lesen
wollen, schlage ich vor, in ein anderes Forum zu wechseln.

Alles Gute wünscht
          Michael

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Organisation: projekt oekonux.de



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